Glinde. Fischereischein kann in Kürze online beantragt werden. Glinder Rathaus bietet auf Sicht 500 Dienstleistungen digital an.

Es geht voran mit der Digitalisierung im Glinder Rathaus. Die überarbeitete Homepage im Januar dieses Jahres mit vielen neuen Funktionen war nur der Anfang. Am 30. September integriert die Stadt auf ihrer Website auch noch ein Bürgerportal. Das vom Land Schleswig-Holstein angebotene und kostenfreie System ist bislang nur in Flensburg und beim Amt Hüttener Berge installiert. Neben Glinde starten parallel sechs weitere Kommunen. Aus Stormarn ist Großhansdorf dabei.

Für die Integration des Systems in der rund 18.900 Einwohner zählenden Stadt ist Katharina Richter verantwortlich. Sie leitet die Öffentlichkeitsarbeit, hat einen ersten Entwurf des Portals entwickelt mit Anbindung über einen vierten Punkt in der Hauptnavigation. Die Seite ist wie eine Pinnwand gestaltet mit 20 gleichgroßen Kästchen. Beim Anklicken gelangt man zu den jeweiligen Themengebieten, zum Beispiel Antragstellung in der Kfz-Zulassungsbehörde, Spiel- und Bolzplätze, Terminvergabe der Stadt oder aktuelle Nachrichten aus Glinde. Es sieht sehr benutzerfreundlich aus. „Die finale Fassung ist das aber noch nicht“, sagte die Verwaltungskraft.

155.000 Euro für Dokumentenmanagementsystem

Das Bürgerportal ist zugleich eine Plattform für alle Behördengänge. Bis Ende 2022 sind Kommunen hierzulande verpflichtet, ihre Leistungen auch digital anzubieten. Das ist durch das Onlinezugangsgesetz (OZG) geregelt. Der Vorteil für die Menschen liegt auf der Hand: Sie müssen nicht mehr das Rathaus besuchen und Formulare herunterladen für ihre Anliegen, können rund um die Uhr sowie von jedem beliebigen Ort aus Dinge beantragen.

„Wir machen am Monatsende die ersten Schritte in diese Richtung. Unter anderem können Reisegewerbekarte und Fischereischein auf dem neuen Weg beantragt werden“, sagt Richter. Zu einem späteren Zeitpunkt bietet Glinde über seine Internetseite 500 Dienstleistungen an. Die Sprecherin der Stadtverwaltung erwähnt zudem, dass der digitale Workflow noch hergestellt werden muss. Dafür benötigt das Rathaus ein Dokumentenmanagementsystem mit spezieller Software. Die Politik soll dafür 155.000 Euro im Haushalt 2022 verankern. Sie entscheidet in Kürze.

Homepage der Stadt kann Texte vorlesen

Ablehnen können die Entscheidungsträger das Projekt eigentlich nicht. Bürgermeister Rainhard Zug sagt dazu: „50 Fachverfahren werden untereinander vernetzt, dazu benötigen wir das System.“ Dass die Verwaltung bürgerfreundlicher und zukunftsfähiger wird, dafür wurde schon einiges unternommen. Da sind zum einen die neuen EDV-Kabel im Rathaus. Auch wurden bessere Server und weitere Endgeräte für die Mitarbeiter angeschafft.

Was sich Zug noch verspricht durch das Dokumentenmanagementsystem: die Steigerung der Attraktivität als Arbeitgeber, weil den Beschäftigen ermöglicht wird, den Job auch von zu Hause aus zu erledigen. Außerdem kommt es zu Sachkosteneinsparungen, da keine zusätzlichen Räume zur Aktenlagerung bereitgestellt werden müssen. Papierkosten sinken mittelfristig, weil alle Dokumente im System geführt werden.

Glinder müssen bei der Nutzung des Bürgerportals nicht in Sorge um ihre Daten sein. „Eine sichere Authentifizierung der Bürger und Bürgerinnen erfolgt schnell und unkompliziert mit einem angebundenen Servicekonto“, verspricht Richter. Auch der Zahlungsverkehr soll ab kommenden Sommer über die Homepage abgewickelt werden können. Sie hat in Sachen Service und Anwenderfreundlichkeit vor wenigen Monaten einen Quantensprung gemacht. Menschen mit einer Sehbehinderung können sich alle Texte vorlesen lassen. Ein Mausklick reicht, und die automatische Stimme beginnt mit dem Sprechen. Zudem werden für Personen mit Migrationshintergrund Artikel und Mitteilungen in 18 Sprachen übersetzt. Nicht zu vergessen der Videokanal. Unter anderem wird dort erklärt, was in einer Straße, wo jetzt Tempo 30 gilt, zu beachten ist. Auch gibt Bürgermeister Zug ein Sommerupdate aus dem Rathaus, spricht über Bauprojekte.