Kiel. Hamburg und Schleswig-Holstein vereinbaren Austauschregelung. Menschen stehen Schlange für Termine in Prisdorf und Bad Oldesloe.

In Schleswig-Holstein sind am Montag die ersten 15 Impfzentren in Betrieb gegangen. Die Termine für die ersten 7500 Impfungen gegen das Coronavirus, die es in dieser Woche geben soll, sind bereits seit Tagen ausgebucht. Gesundheitsminister Heiner Garg (FDP) sagte am Montag: „Es ist eine großartige Gemeinschaftsleistung, dass wir in so kurzer Zeit die Voraussetzung für eine Impfaktion in dieser Größenordnung geschafften haben.“ Garg bat allerdings auch um Geduld. „Angesichts der derzeit noch sehr begrenzten Verfügbarkeit des Impfstoffs können auch innerhalb der ersten priorisierten Gruppe nicht alle Menschen sofort geimpft werden“, sagte er.

Dennoch haben Hamburg und Schleswig-Holstein eine Austauschregelung vereinbart. Deshalb können sich auch Hamburger in Schleswig-Holstein impfen lassen. Für manchen Wandsbeker wird es einfacher sein, zum Zentrum in Bad Oldesloe (Kreis Stormarn) zu fahren, für manchen Blankeneser wird der Weg nach Prisdorf (Kreis Pinneberg) kürzer sein. Natürlich können sich auch Schleswig-Holsteiner in Hamburg impfen lassen. Sollte ein Ungleichgewicht entstehen, werden Impfdosen ausgetauscht.

Der Ablauf der Impfung ist dann in allen Zentren in etwa gleich

Zuerst sollen – wie mehrfach berichtet – die über 80-Jährigen den Schutz des Biontech-Wirkstoffs bekommen; zugleich auch Pflegekräfte in stationären Pflegeeinrichtungen und ambulanten Diensten sowie Mitarbeiter der Rettungsdienste. Wer zu dieser Personengruppe gehört, kann sich unter der Telefonnummer 116117 oder im Internet (www.impfen-sh.de) einen Termin besorgen. Von diesem Dienstag an soll es nach Angaben des Gesundheitsministerium möglich sein, einen Termin für die kommende Woche zu bekommen. Dann soll es etwa 9000 Impfungen geben.

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Der Ablauf der Impfung ist dann in allen Zentren in etwa gleich. Geöffnet sind sie von 13 bis 18 Uhr. Wer einen Termin bekommen hat, muss sich zunächst ausweisen. Dann wird ein Personalbogen ausgefüllt. Nach einem Beratungsgespräch mit einem Arzt geht es zur Impfung, die in den Impfpass eingetragen wird. Nach der Verabreichung des Biontech-Stoffs gibt es eine Überwachungsphase von 15 bis 30 Minuten, die in einem Ruheraum abgewartet wird. Das war‘s. Sollten demnächst größere Mengen an Impfstoff vorrätig sein, werden weitere Impfzentren öffnen. Insgesamt 29 sind in Schleswig-Holstein geplant. Eine Impflinie pro 35.000 Einwohner – so soll es den Planungen nach am Ende aussehen.

Insgesamt 29 Impfzentren sind in Schleswig-Holstein geplant

Jede Linie soll 15 bis 20 Impfungen pro Stunde vornehmen können. Zu den Zentren, die noch nicht geöffnet haben, gehört auch die Einrichtung in Norderstedt. Geht sie in Betrieb, dürfte sie auch für Poppenbütteler, Langenhorner und Duvenstedter attraktiv sein. Im Oldesloer Impfzentrum wurden am Montag die ersten Impfungen vorgenommen. Bereits zehn Minuten vor dem offiziellen Start hatte sich vor dem Eingang eine Schlange gebildet. Ganz vorn in der Reihe standen Cornelia Schulz (41) aus Trittau und Dirk Detert (80) aus Großhansdorf. „Ich fühle mich geehrt“, sagte Schulz, die in einem Trittauer Alten- und Pflegeheim am Empfang arbeitet und an einer Behinderung leidet. „Ich habe zu allen Bewohnern Kontakt und fühle mich einfach sicherer, wenn ich geimpft bin.“

In Bad Oldesloe stehen in den ersten Wochen 120 Impfdosen pro Tag zur Verfügung. Das Impfzentrum ist damit noch weit von einer Vollauslastung entfernt. „Wir könnten theoretisch mit fünf Ärzten und in Doppelschicht arbeiten“, sagte Allgemeinmediziner Hubertus Tesdorpf, der die Patienten vor der Impfung aufklärt. Gestartet wurde gestern aber nur mit zwei Impflinien in einer Schicht. Der Kreis Stormarn wartet auf größere Impfstoffmengen, dann könnten auch weitere Einrichtungen in Großhansdorf und Reinbek in Betrieb gehen. Bei Vollauslastung sind in Stormarn 1200 Impfungen pro Tag möglich. Auch in Prisdorf im Kreis Pinneberg hatten sich am Montag viele Menschen zur Impfung eingefunden - darunter Irmgard Sieber (81) aus Pinneberg und die Schenefelderin Barbara Fuhlbrügge (80).

 Ich bin gesund und möchte das auch bleiben

„Ich fühle mich genauso wie vorher“, sagte Fühlbrügge nach dem Piks in den Oberarm. „Ich finde das wichtig, mich impfen zu lassen. Ich bin gesund und möchte das auch bleiben. Es ist notwendig, sich und andere zu schützen.“ Beide Frauen hatten ihre Kontakte im vergangenen Jahr eingeschränkt. „Man hat Angst vor dem Virus“, sagte Imgard Sieber. „Es ist anders als bei einer normalen Impfung. Denn selbst wenn ich eine Corona-Erkrankung überlebe sollte - wer weiß, wie!“

Momentan sind in Prisdorf nur zwei Impflinien geöffnet. Das bedeutet: Pro Tag können dort 120 Menschen gegen Corona geimpft werden - an sieben Tagen pro Woche. Genügend Ärzte, die dort nachmittags Dienst tun, sind vorhanden. Zudem helfen in Schleswig-Holsteins Impfzentren 340 Soldaten, allein 32 in Prisdorf. Dort kann, sobald mehr Impfstoff da ist, auf sechs Impflinien erhöht werden. Außerdem soll dann das Impfzentrum in Elmshorn mit weiteren zwei bis drei Impflinien eröffnet werden.

 „Es ist eine Errungenschaft der Menschheit, dass wir impfen können. Ich hoffe, dass sich die Kritiker positiv damit auseinandersetzen“, sagte Pinnebergs Landrätin Elfi Heesch. Die Zahl der Corona-Neuinfektionen in Schleswig-Holstein ist unterdessen rückläufig. Allerdings ist nicht ganz klar, wie aussagekräftig die aktuellen Zahlen sind. Angesichts der zurückliegenden Feiertage könnte es noch zu vielen Nachmeldungen kommen.

Die wichtigsten Corona-Themen im Überblick

Die Sieben-Tage-Inzidenz lag am Sonntagabend landesweit bei 78,2. Zu den am stärksten betroffenen Regionen gehören nach wie vor die Kreise Pinneberg (Inzidenz 137,3) und Stormarn (131,9). Danach folgt der Kreis Segeberg (114,4). Lübeck, das zwischenzeitlich einen Wert von mehr als 200 gemeldet hatte, ist auf 97,4 zurückgefallen. Von 15 Kreisen und kreisfreien Städten im Bundesland liegen mittlerweile fünf wieder unter der 50er-Marke.