Hamburg. Am Dienstag nimmt das Impfzentrum in den Messehallen seinen Dienst auf. Das Abendblatt beantwortet die wichtigsten Fragen.
Jetzt sollen die Corona-Impfungen auch in Hamburg Fahrt aufnehmen. Nach Informationen des Abendblatts wird das große Impfzentrum in den Messehallen am morgigen Dienstag mit dem Betrieb starten. Zunächst ist geplant, dort täglich etwa 500 Dosen des Vakzins des deutschen Herstellers Biontech zu spritzen
In einem ersten Schritt sollen die Mitarbeiter der ambulanten Pflegedienste mit dem Impfstoff versorgt werden. Etwa von Mitte Januar an werden dann die über 80-jährigen Hamburgerinnen und Hamburger geimpft, die zu Hause wohnen. Nach Angaben des Sprechers der Gesundheitsbehörde, Martin Helfrich, erhalten diese Frauen und Männer vorher Post von der Stadt mit der Aufforderung, sich online oder telefonisch zwei Impftermine zu besorgen. Die erforderlichen zwei Impfungen werden im Abstand von zwei Wochen verabreicht.
Seit einer Woche werden bereits Impfungen von Mitarbeitern und Bewohnern in Alten- und Pflegeheimen sowie von Mitarbeitern in Krankenhäusern durchgeführt. Am vergangenen Sonnabend wurden 662 Menschen geimpft, sodass die Gesamtzahl der verabreichten Dosen auf 3704 seit dem Start am 27. Dezember gestiegen ist. In Berlin wurden allerdings im gleichen Zeitraum schon mehr als 18.000 Menschen geimpft.
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"Hamburgs Kurs ist bei den Impfungen: zügig, aber nicht hektisch“
„Woche eins der Corona-Schutzimpfungen liegt hinter uns und ist planmäßig angelaufen. Nun erhöhen wir das Tempo. Hamburgs Kurs ist bei den Impfungen: zügig, aber nicht hektisch“, sagte Gesundheitssenatorin Melanie Leonhard (SPD) am Sonntag. Trotz des Impfstarts sei völlig klar, dass sich Deutschland noch mitten im Pandemie-Geschehen befinde. „Die Einschätzung, dass vor dem Frühjahr noch einige schwierige Wochen vor uns liegen, teile ich. Wir rechnen damit, dass die Neuinfektionen auf hohem Niveau und die Behandlungszahlen in den Krankenhäusern damit weiter angespannt bleiben“, sagte Leonhard.
Am Wochenende wurden an beiden Tagen zusammen 454 Neuinfektionen in Hamburg gemeldet. Der Sieben-Tage-Inzidenzwert sank weiter leicht auf 127,2 (Freitag: 130,5). Allerdings ist mit Nachmeldungen von Neuinfektionen zu Wochenbeginn zu rechnen. Das Robert-Koch-Institut gab die Zahl der Todesfälle mit 661 an – acht mehr als am Neujahrstag.
Corona-Impfung in Hamburg: Das Abendblatt beantwortet die wichtigsten Fragen
Fast ein Jahr nach dem Ausbruch des Coronavirus konzentriert sich die Hoffnung auf eine deutliche Verbesserung der Lage jetzt auf die Schutzimpfungen. In Hamburg beginnt die zweite Woche der Impfungen mit einer Ausweitung der Kapazitäten. Das Abendblatt beantwortet die wichtigsten Fragen.
Wer wird geimpft?
Begonnen hat die Verabreichung des bislang einzig verfügbaren Wirkstoffs des deutschen Herstellers Biontech am 27. Dezember in den Alten- und Pflegeheimen. Dort werden Mitarbeiter und Bewohner geimpft. Seit vergangenem Mittwoch erhalten auch die Mitarbeiter der Krankenhäuser das Vakzin. Von morgen an erhalten auch die Mitarbeiter der ambulanten Pflegedienste den Wirkstoff.
Wo wird geimpft?
Das große Impfzentrum in den Messehallen nimmt am Dienstag seinen Betrieb auf. Als erste Gruppe werden die Mitarbeiter der ambulanten Pflegedienste dort mit dem Wirkstoff versorgt. Daneben führen mobile Impf-Teams weiterhin Impfungen in den Alten- und Pflegeheime sowie Krankenhäusern durch.
Wie viele Menschen sind bislang geimpft worden?
Nach Angaben der Gesundheitsbehörde haben bis zum Sonntag mindestens 3704 Frauen und Männer den Biontech-Wirkstoff erhalten. Es wird noch mit Nachmeldungen aus einigen Krankenhäusern gerechnet. Laut dem Robert-Koch-Institut sind bundesweit bis zum Sonnabend 188.500 Menschen geimpft worden.
Es gibt bundesweit Berichte, dass sich Mitarbeiter von Pflegeheimen und Krankenhäusern in größerer Zahl nicht impfen lassen wollen. Wie steht es um die „Impfmoral“ in Hamburg?
Nach Angaben des Sprechers der Gesundheitsbehörde, Martin Helfrich, liegt die Impfbereitschaft bei „deutlich über zwei Dritteln“. Bei den Bewohnern der Alten- und Pflegeheime sei die Quote etwas höher, bei den Mitarbeitern folglich etwas niedriger.
Wie viele Impfdosen stehen bereit?
Hamburg hat bislang rund 29.000 Impfdosen erhalten. Es wird bereits jetzt befürchtet, dass es in den kommenden Wochen zu Lieferschwierigkeiten kommen wird. Derzeit ist nicht klar, wann die nächste Charge geliefert wird.
Wie viele Impfungen können in den Messehallen durchgeführt werden?
In einem ersten Schritt sollen rund 500 Menschen pro Tag das Vakzin erhalten. Laut Gesundheitsbehörde sollen die Kapazitäten dann gesteigert werden – abhängig von der Zahl der dann zur Verfügung stehenden Impfdosen. Unabhängig von den Messehallen laufen die Impfungen in Alten- und Pflegeheime sowie Krankenhäusern weiter.
In Berlin sind schon mehr als 18.000 Menschen geimpft worden. Warum sind es in Hamburg, auch bezogen auf die Bevölkerungszahl, mit knapp 4000 Frauen und Männern deutlich weniger?
„Zügig, aber nicht hektisch“, das sei die Hamburger Impfstrategie, sagt Gesundheitssenatorin Melanie Leonhard (SPD). So soll vermieden werden, dass bereits vergebene Impftermine abgesagt werden müssen, weil nicht ausreichend Impfdosen vorhanden sind.
Welche Bevölkerungsgruppe wird als nächste geimpft?
Nach den Mitarbeitern der ambulanten Pflegedienste sind die über 80-jährigen Frauen und Männer an der Reihe, die im eigenen Haushalt leben. Während die Pflegedienst-Mitarbeiter vielfach über die Arbeitgeber erreicht werden, erhalten die über 80-Jährigen voraussichtlich bis Mitte Januar Post von der Stadt. Die Frauen und Männer müssen sich dann zwei Impftermine besorgen. Die Impfungen für diese Bevölkerungsgruppe sollen von Mitte Januar an anlaufen.
Wie funktioniert die Terminvergabe?
Grundsätzlich gibt es zwei Wege: online oder telefonisch. Über die Internet-Seite www.impfterminservice.de werden die Termine online vergeben. Telefonisch erfolgt die Terminierung über die Rufnummer 116117. Aber: Die Gesundheitsbehörde weist darauf hin, dass es sinnvoll ist, sich erst dann um die Termine zu bemühen, wenn man eine Benachrichtigung erhalten hat.
Warum werden gleich zwei Impftermine vergeben?
Zwei Impfungen sind nötig, damit volle Schutzwirkung eintritt. Die Impfungen erfolgen im Abstand von drei Wochen. Damit die zweite Dosis zur ersten passt, entstammen beide derselben Charge.
Einige Forscher empfehlen, den Zeitraum zwischen beiden Impfungen zu strecken, damit viele Menschen schnell die wirksame erste Impfung halten. Warum geht Hamburg den Weg nicht?
Laut Behörde entfaltet der Impfstoff seine größte Wirkung, wenn beide Dosen derselben Charge entstammen. Deswegen wird nur die Hälfte der Menschen, die theoretisch geimpft werden können, jetzt auch tatsächlich geimpft. „Wir wollen sicherstellen, dass alle nach den Regeln der Kunst geschützt werden“, sagt Gesundheitssenatorin Leonhard.
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Wie funktionieren die Impfungen in den Messehallen?
In der Anfangsphase werden rund 100 Mitarbeiter – Sicherheitspersonal, Verwaltungsmitarbeiter, Ärzte und Pflegekräfte – für den Ablauf verantwortlich sein – später deutlich mehr. Zunächst wird geprüft, ob ein Termin vergeben ist, dann müssen sich die über 80-Jährigen mit ihrem Personalausweis als impfberechtigt ausweisen. Die Mitarbeiter der ambulanten Pflegedienste legen in der Regel einen Beschäftigungsnachweis ihres Arbeitgebers vor. Es folgt ein verpflichtendes Gespräch mit einem Arzt oder einer Ärztin, ehe medizinisches Fachpersonal unter ärztlicher Aufsicht die eigentliche Impfung vornimmt. Für die erste Zeit nach der Impfung gibt es einen Ruhebereich.
Wie bewertet die Gesundheitssenatorin die Versorgung mit dem Impfstoff?
„Natürlich wünschen wir uns, dass mehr Impfstoff verfügbar wäre. Nun beginnen wir mit dem, was uns geliefert wird. Die Schutzimpfungen werden uns über die kommenden Monate hinweg beschäftigen. Unser Ziel ist, möglichst rasch allen Hamburgerinnen und Hamburgern eine Schutzimpfung anbieten zu können. Weil derzeit noch zu wenig Impfstoff zur Verfügung steht, geht das zurzeit nur für einzelne Gruppen, die wir gezielt ansprechen“, sagt Leonhard.
Was erwartet die Senatorin für die kommenden Monate?
„Es muss völlig klar sein, dass wir uns noch mitten im Pandemiegeschehen befinden. Die Einschätzung, dass vor dem Frühjahr noch einige schwierige Wochen vor uns liegen, teile ich. Wir rechnen damit, dass die Neuinfektionen auf hohem Niveau und die Behandlungszahlen in den Krankenhäusern damit weiter angespannt bleiben. Wir rechnen auch damit, dass die Situation mit dem Frühjahr spürbar besser wird.
Wie viele Neuinfektionen gab es am Wochenende?
Am Sonnabend und Sonntag wurden in Hamburg 454 Neuinfektionen registriert. Der Sieben-Tage-Inzidenzwert sank leicht auf 127,2 Infektionen pro 100.000 Einwohner. Am Freitag hatte der Wert bei 130,5 Infektionen gelegen. Allerdings erfolgen in der Regel zu Wochenbeginn noch Nachmeldungen.
Laut Robert-Koch-Institut (RKI) sind bislang 661 Menschen in Hamburg an den Folgen einer Covid-19-Erkrankung gestorben.