Kreis Segeberg. Wie lebt es sich im „Speckgürtel“ Hamburgs, den manche lieber Metropolregion nennen? Das beantworten wir in einer Serie: Folge 1.
Das Hamburger Umland ist mehr als einen Tagesausflug wert. Die Randkreise bieten attraktive Reise-, Sport-, Kultur- und Freizeitangebote, die zunehmend auch von Hamburgern gerne genutzt werden. Hier gibt es attraktive Kleinstädte mit verwinkelten Gassen, aber auch großartige Landschaften mit vielen einzigartigen Plätzen.
Für viele Bewohner der Großstadt ist das Umland auch die Chance, den Traum vom Wohnen im Grünen zu verwirklichen. Mieten und Immobilienpreise sind hier günstiger als in Hamburg – obwohl die Preise natürlich dem allgemeinen Trend entsprechend anziehen. In der Regel gilt: Je weiter entfernt von der Metropole Hamburg, desto günstiger sind die Immobilienpreise. Viele Städte und Gemeinden kommen dem allgemeinen Wunsch der Großstädter nach und weisen Bauland aus. Interessenten aber müssen sich stets beeilen: Werden neue Baugebiete angekündigt, stehen die Bewerber schnell Schlange.
Landkreise rund um Hamburg: Kreis Segeberg
Das Hamburger Abendblatt stellt in loser Folge nun die Landkreise rund um Hamburg vor. Von A bis Z werden dabei die jeweiligen Attraktionen beschrieben. Die Leser bekommen dabei einen Überblick und merken schnell, wie die Region tickt und was die Menschen dort bewegt. Auf diese Weise gibt es unzählige Hinweise auf Ausflugs- oder sogar Urlaubsziele, die es sich aufzusuchen lohnt.
In der ersten Folge stellen wir den Kreis Segeberg vor, zu dem auch Norderstedt gehört. Die Heimat von Winnetou und Old Shatterhand hat eine Menge zu bieten und für Hamburger noch eine ganz besondere Bedeutung – schließlich liegt hier die Quelle der Alster.
A: A7 für Kreis Segeberg von zentraler Bedeutung
Für den Kreis Segeberg hat die A 7 eine zentrale Bedeutung: Die Autobahn erschließt den Westkreis und hat größere Gewerbegebiete, die in der Region Nordgate zusammengefasst sind, zwischen Norderstedt und Bad Bramstedt möglich gemacht. Der Autobahnbereich im Kreisgebiet ist heute die Boomregion in Schleswig-Holstein.
1967 wurde das erste Teilstück vom Autobahndreieck Nordwest bis zur Ausfahrt Schnelsen-Nord eröffnet, seit 1978 geht es bis zur dänischen Grenze. Rund 800 Millionen D-Mark kostete der Bau der Autobahn. 1971 musste ein in Fuhlsbüttel gestartetes Charterflugzeug auf der A 7 notlanden und zerschellte bei Norderstedt an einer Brücke. 22 Menschen starben. 1991 hatte die Popband Bee Gees bei Kaltenkirchen einen Autounfall. Verletzt wurde niemand.
B: Berlin im Nordosten von Segeberg
Wer auf dem Kurfürstendamm bummeln und am Potsdamer Platz Rast machen möchte, muss nicht in die Bundeshauptstadt reisen. Weit draußen, im Nordosten des Kreises, gibt es auch ein Berlin. Ein Dorf zwar, aber eines mit klangvollen Straßennamen: Unter den Linden, Potsdamer Straße, Lichterfelde – und doch 357 Kilometer von der Hauptstadt entfernt.
Dabei ist das kleine Berlin 29 Jahre älter als das große Berlin. 1214 wurde es erstmals urkundlich erwähnt. Seit 1929 gehört es zur Gemeinde Seedorf, hat aber ein eigenes Ortsschild und ist eine Touristenattraktion. Die bekannten Berliner Straßennamen gibt es seit 1880. Sie wurden von Einheimischen mitgebracht, die im großen Berlin in kaiserlichen Regimentern gedient hatten. Der Seedorfer Ortsteil Berlin hat 600 Einwohner.
C: Campingplätze für Urlaub im Wohnwagen
Landschaftlich hat der Kreis Segeberg einiges zu bieten – wer will, kann Urlaub im Zelt oder Wohnwagen verbringen: Zwischen Norderstedt im Süden und Daldorf im Nordosten gibt es immerhin 14 Campingplätze, von denen einige in idyllischer Lage direkt an den schönsten Seen im Kreisgebiet liegen.
Seecamping ist zum Beispiel in Bad Segeberg, Wittenborn, Klein Rönnau, Stocksee, Bornhöved und Seedorf möglich. Aber auch die anderen Campingplätze liegen mitten in der Natur und bieten Individualtouristen gute Möglichkeiten zum Erholen. Wer es gerne etwas abenteuerlich mag, sollte sich den Schlafplatz Wildes Schleswig-Holstein in der Segeberger Heide, mitten im Fortsgutsbezirk Buchholz, genauer ansehen. Dort ist auch das Aufspannen von Hängematten möglich.
D: Dreggers, eine der kleinsten Gemeinden in SH
Ein Briefkasten, eine Bushaltestelle, zwei Landesstraßen und fünf Sackgassen – Dreggers ist eine der kleinsten Gemeinden in Schleswig-Holstein. 53 Menschen leben hier in ländlicher Idylle und bestimmen über sich selbst. Denn in Gemeinden, die weniger als 70 Einwohner haben, herrscht in Schleswig-Holstein der Zustand der Urdemokratie. Hier bestimmen alle Einwohner zusammen, was in ihrem Dorf geschieht und wer Bürgermeister wird.
Zwei bis drei Versammlungen pro Jahr sind nötig, um Dreggers zu verwalten. Eine Gemeindevertretung gibt es nicht. Jeder kennt jeden, alle sind per Du, weil alle Bewohner des Ortes sich als Nachbarn fühlen. Das Dorffest ist das jährlich wiederkehrende zentrale Ereignis im dörflichen Leben, dafür wird extra ein Arbeitskreis gegründet.
E: Wildpark Eekholt bietet Naturerlebnisse
67 Hektar Wald, Moor und Wiesen: Der Wildpark Eekholt, der Naturerlebnisse pur bietet, verteilt sich auf die Orte Bimöhlen, Großenaspe und Heidmühlen. 1970 von dem Uetersener Unternehmer Hans-Heinrich Hatlapa und seiner Frau Theda als Rotwildforschungsgehege gegründet, ist er heute Heimat für über 700 Tiere.
Rund 100 mitteleuropäische Arten werden gezeigt und gezüchtet, das Wolfsinformationszentrum für Schleswig-Holstein hat hier seinen Sitz. 1999 wurde der Wildpark als „Regionales Pädagogisches Umweltzentrum“ und 2007 als „Bildungspartner für Nachhaltigkeit“ durch die Landesregierung anerkannt. Nach einer Studie des Instituts für Management und Wirtschaftsforschung vom vergangenen Jahr gehört der Tierpark zu den fünf beliebtesten Zoos in Deutschland.
F: Freilichtarena am Kalkberg
Das ist Winnetous Wohnzimmer: Die Freilichtarena am Kalkberg gehört zu den schönsten Theatern Deutschlands. Fast 400.000 Besucher kommen jedes Jahr, um die Karl-May-Festspiele am Fuße des 91 Meter hohen Kalkbergs zu erleben. Vor der Theatersaison treten im Mai Rock- und Schlagergrößen auf. Bob Dylan hat hier gespielt, Stevie Wonder, Elton John, David Bowie, die Beach Boys, Ella Fitzgerald, Andrea Berg, immer wieder Peter Maffay und viele andere.
Kurz nach dem Krieg stand hier Max Schmeling im Boxring – weil er noch Box-Verbot hatte allerdings nur als Ringrichter. Die Segeberger sind stolz auf die glanzvolle Arena, den Tag der Einweihung aber möchten sie lieber aus der Stadtgeschichte streichen: Am 10. Oktober 1937 reiste Reichspropagandaminister Goebbels an, um die von den Nazis erbaute „Nordmark-Feierstätte“ zu eröffnen.
G: Götzberger Windmühle
Seit 1877 steht sie majestätisch auf einer Erhebung: Die Götzberger Windmühle ist das Wahrzeichen von Henstedt-Ulzburg. Wer auf dem Mühlenplatz an der Götzberger Straße steht, kann nicht nur das historische Gebäude, sondern auch den weiten Blick genießen: Bis hin zum Hamburger Fernsehturm reicht die Sicht bei gutem Wetter.
1879 übernahm der Müller Marx Schlüter die Mühle. Bis heute wird diese mittlerweile denkmalgeschützte Windmühle von der Familie Schlüter nun in der fünften Generation betrieben. Unterhalten wird das Gebäude aber durch den Verein Götzberger Windmühle, der dafür Zuschüsse von Land, Kreis und Gemeinde bekommt. Zum alljährlichen Mühlenfest am Pfingstmontag ist die Mühle ein beliebtes Ziel von Hunderten Ausflüglern.
H: Großgemeinde Henstedt-Ulzburg größtes Dorf in SH
Diese Gemeinde hält einen einsamen Rekord: Die 1970 aus den Orten Henstedt, Ulzburg und Götzberg gegründete Großgemeinde Henstedt-Ulzburg ist das größte Dorf in Schleswig-Holstein. Mit aktuell rund 28.500 Einwohnern gehört es sogar zu den drei größten Dörfern Deutschlands. Dorf heißt in diesem Falle: Henstedt-Ulzburg hat auch 51 Jahre nach der Gründung keine Stadtrechte.
Die Mehrheit der Bürger hat dagegen gestimmt. Ansonsten ist die Großgemeinde aber auf der Höhe der Zeit: ausgedehnte Gewerbeflächen an der A 7, zwei große Einkaufszentren mit überregionaler Anziehungskraft, ein modernes Verwaltungsgebäude, zwei Naturschutzgebiete, ein Krankenhaus. Zum Bau eines Ortszentrums konnten sich die Gemeindepolitiker bisher allerdings nicht entschließen.
I: Indian Village lässt in Wilden Westen eintauchen
Das Indian Village – gleich neben der Freilichtarena in Bad Segeberg – lässt die Besucher in den Wilden Westen um 1880 eintauchen. In der Luft hängt der würzige Geruch eines prasselnden Lagerfeuers, vor den Blockhäusern knirscht der trockene Sand unter den Füßen. Ganz rechts in der Stadt steht der Barber-Shop mit eingebautem Drugstore. Was einem dort im Wilden Westen angedreht wurde, hatte mit Heilkunde mitunter wenig zu tun.
Und was wäre eine Westernstadt ohne einen Saloon? Hier stehen ein Klavier und natürlich einige Tische, an denen sich die Besucher gemütlich niederlassen können. Wer will, kann sich auch in das Gefängnis sperren lassen. Ein Besuch dieses kleinen Cowboydorfs gehört nicht nur für die Besucher der Karl-May-Spiele zum Standardprogramm.
J: Jäger im Kreis Segeberg
Es gibt ausgedehnte Waldflächen und mehrere Naturschutzgebiete – die Jäger haben im wahrsten Sinne des Wortes ein großes Aufgabenfeld. Im Kreis Segeberg gibt es knapp 1500 davon, die der Kreisjägerschaft Segeberg angehören. Darunter immerhin 16 Prozent Frauen – Tendenz steigend. 13 Hegeringe sind in rund 300 Reviere aufgeteilt.
Die Jäger sind anerkannte Naturschützer und fördern die biotopgestaltenden Maßnahmen im Kreisgebiet. So werden aus der Jagdsteuer jedes Jahr Maßnahmen wie das Anlegen von Biotopen und Knicks finanziert. Die Kreisjägerschaft betreibt den Schießplatz Wolfsberg in Hasenmoor als Trainingsanlage mit zwei Trap- und einem Tontaubenschießstand. Die Anlage ist hochmodern und derzeit die neueste in Norddeutschland.
K: Karl-May-Spiele seit 1952 Attraktion
Wenn es etwas gibt, das den Kreis Segeberg in Deutschland bekannt gemacht hat, dann sind es die Karl-May-Spiele, die seit 1952 eine Attraktion sind. In der Spielzeit 2019 wollten mehr als 400.000 Besucher die Abenteuer von Winnetou und Old Shatterhand in der Freilichtarena am Kalkberg erleben.
Für die Stadt Bad Segeberg und das Umland sind die Spiele, die jährlich mit einem Budget von fünf Millionen Euro ausgestattet werden, ein wichtiger Wirtschaftsfaktor geworden. Wegen der Corona-Pandemie sind auch die Spiele 2021 bereits abgesagt worden. Die Fans erinnern sich an namhafte Schauspieler, vor allem an die Winnetou-Darsteller. Pierre Brice war der populärste, aber auch Gojko Mitic, Erol Sander, Jan Sosniok und Alexander Klaws haben das Publikum begeistert.
L: Landesturnierplatz Austragungsort für Reitturniere
Der Rasenplatz an der Eutiner Straße in Bad Segeberg hat bei Reitern einen großen Stellenwert: Als Landesturnierplatz ist er Austragungsort für große Reitturniere. Hätten die Olympischen Spiele 2024 in Hamburg stattgefunden, wäre dieser Platz wahrscheinlich Austragungsort für Wettbewerbe im Dressurreiten geworden.
Der etwa zwei Hektar große Landesturnierplatz hat eine bewegte Geschichte hinter sich: Erste Pferderennen im Jahr 1905, ab 1908 wurde auch Fußball gespielt. In der Nazizeit veranstalteten Hitlerjugend, SA und SS Sportwettkämpfe und Zeltlager, nach dem Krieg stellten englische Besatzungstruppen hier beschlagnahmte Fahrzeuge ab. Bis heute ist die „Rennkoppel“, wie der Platz im Volksmund heißt, ein wichtiger Ort für alle möglichen Veranstaltungen.
M: Museen oft ehrenamtlich betreut
Zwischen Norderstedt im Süden und Seedorf im Nordosten des Kreises Segeberg gibt es 24 Museen, von denen viele ehrenamtlich betreut und betrieben werden, einige aber auch hauptamtlich. Ob sich das Herz beim Anblick antiker landwirtschaftlicher Geräte oder alter Spielzeuge erwärmt – es gibt viel zu entdecken.
In Norderstedt zum Beispiel das Feuerwehrmuseum Schleswig-Holstein, das mit 1500 Quadratmetern Ausstellungsfläche zu den größten seiner Art in Deutschland gehört. Sehenswert ist auch der Museumsbahnhof Klein Kummerfeld, wo es historisch wertvolle Einrichtungen, Anlagen und Fahrzeuge der Eisenbahn zu sehen gibt. Im Landmuseum Gestüt Traventhal geht es um Mensch und Pferd und deren Geräte. Zu den Exponaten gehören auch Kutschen.
N: Norderstedt größte Stadt im Kreis
Der Motor des Kreises Segeberg liegt ganz im Süden und grenzt direkt an Hamburg: Norderstedt ist mit 80.000 Einwohnern die größte Stadt im Kreis und hat daher seit 2005 offiziell den Status als „Große kreisangehörige Stadt“. 1970 aus vier Gemeinden gegründet, entwickelte sich Norderstedt rasant und hat heute in vielerlei Hinsicht eine Menge zu bieten.
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Schon früh entwarfen die Stadtplaner mit Norderstedt-Mitte ein Ortszentrum auf dem Reißbrett, das ab etwa 1980 stetig erweitert wurde. Heute steht dort das Rathaus mit dem Theater (TriBühne), rundherum haben sich Behörden und Dienstleister angesiedelt. Norderstedt gilt nach Kiel, Lübeck, Flensburg und Neumünster offiziell als fünftgrößte Stadt Schleswig-Holsteins. Viele große Unternehmen haben sich angesiedelt.
O: Oberalsterniederung elftgrößtes Naturschutzgebiet
Die Oberalsterniederung ist mit einer Fläche von 907 Hektar das elftgrößte Naturschutzgebiet in Schleswig-Holstein. Es erstreckt sich entlang der Alster von ihrem Quellbereich bei Henstedt-Rhen bis zur Bundesstraße 432 südlich von Nahe sowie entlang der Rönne von der ehemaligen Elmshorn–Barmstedt–Oldesloer Eisenbahn bis zur Mündung in die Alster.
Die Niederung ist Lebensraum für zahlreiche Tiere und Pflanzen. Entstanden ist sie vor etwa 11.600 Jahren zum Ende der Weichsel-Kaltzeit aus einem ausgedehnten Eisstausee, in dem sich das Wasser der nach Osten entwässernden Wasserläufe an der Gletscherfront staute. Der Eisstausee verlandete im Laufe der Jahrtausende, und es entstand ein ausgedehntes Feuchtgebiet mit Niedermooren, Bruchwäldern und Sümpfen.
P: Projekt Eisenwald lockt Besucher an
Vor mehr als 1200 Jahren trafen im Gebiet um das heutige Trappenkamp Slawen und Sachsen aufeinander. Jedes Jahr im Mai oder Juni wird die historische Schlacht im Erlebniswald Trappenkamp nachgespielt: Das Projekt Eisenwald lockt jeweils Tausende Besucher an, die verfolgen können, wie Bogenschützen, Speer- und Schwertkämpfer und Reiter für die Schlacht aus dem Jahr 798 sorgen.
Dazu gibt es einen mittelalterlichen Handwerkermarkt und ein umfangreiches Rahmenprogramm. Das Projekt Eisenwald gibt es seit 2014 und erfreut sich zunehmender Beliebtheit. Bis zu 10.000 Besucher tauchen in die Zeit des Mittelalters ab und können historische Informationen sammeln. In diesem Jahr muss die Veranstaltung wegen der Corona-Pandemie leider abgesagt werden.
Q: Henstedt-Ulzburg Ort der Quellen
Henstedt-Ulzburg ist ein Ort der Quellen. Die Alsterquelle am Hein-Timm-Weg im Ortsteil Rhen steht im krassen Gegensatz zur glamourösen Hamburger Innenstadt rund um die aufgestaute Binnen- und Außenalster. Die Stadt Hamburg hatte sich schon 1678 das Recht zur regelmäßigen Räumung von übermäßigem Pflanzenbewuchs gesichert, 1906 erwarb der Hamburger Alsterverein das Gelände rund um die Quelle, 1940 übernahm die Stadt Hamburg das Alsterquellgrundstück.
Seit 1968 gibt es eine Bronzeplatte mit der Inschrift „Quellgrund der Alster“. Neben der Alsterquelle liegt im Ort auch das Quellgebiet der Pinnau. Sie entspringt im Ortsteil Ulzburg, fließt Richtung Pinneberg und mündet nach gut 41 Kilometern in die Elbe. Das Quellgebiet ist ein beliebtes Naherholungsziel.
R: Roland blickt auf ruhmreiche Vergangenheit zurück
Zwar scheint der Roland ein wenig traurig auf die Menschen am Bleeck in Bad Bramstedt herunterzublicken, aber eigentlich hätte er allen Grund, stolz zu sein: Immerhin ist er der nördlichste Roland Deutschlands. Auf eine lange und ruhmreiche Vergangenheit blickt er auch zurück.
Seit 1693 steht der steinerne Roland mit der Uniform eines römischen Kriegers hier, aus Oberkirchner Sandstein gefertigt und in den Jahren 1748, 1827, 1895 und 1965 renoviert. Im Zeichen des Rolands wurde Markt gehalten, es wurden Verträge bekräftigt und Streitigkeiten geschlichtet. Vor allem Viehhändler gingen ihren Geschäften nach: Der historische Ochsenweg von Jütland führte durch Bad Bramstedt. Seit 1878 wird der Roland im Wappen und Siegel der Stadt Bad Bramstedt geführt.
S: Stadtpark Norderstedt bietet Erholungsmöglichkeiten
Mitten in Norderstedt, der größten Stadt im Kreis Segeberg, liegt ein Ausflugsziel mit vielen Event- und Erholungsmöglichkeiten: Der Stadtpark Norderstedt bezaubert mit bunten Staudenpflanzungen, Wald, Heide, einem See und gastronomischen Betrieben. Sportliebhaber finden vielfältige Möglichkeiten, in Bewegung zu sein.
Die Kleinsten können sich auf den kindgerecht gestalteten Spielplätzen nach Herzenslust austoben, Veranstaltungen an Wochenenden und an Feiertagen unterhalten, begeistern und faszinieren. Auch Wassersport ist möglich: Am Stadtparksee gibt es ein Freibad, auf dem See eine Wasserski-Anlage, die sich großer Beliebtheit erfreut. Am Eingang des Parks stand einst eine Kalksandsteinfabrik, heute wird das restaurierte Gebäude als Theater und Musikschule genutzt.
T: Bekämpfung von Tuberkulose
Die Tuberkulose, an der weltweit etwa zehn Millionen Menschen pro Jahr erkranken, führt die weltweite Statistik der tödlichen Infektionskrankheiten an. Im Forschungszentrum Borstel arbeiten seit Jahrzehnten Wissenschaftler an innovative Konzepten zur Bekämpfung dieser Lungenkrankheit.
Das Leibniz-Lungenzentrum ist das Leitinstitut für Tuberkulose- und Asthmaforschung in Deutschland. Das Forschungszentrum Borstel wurde 1947 als Tuberkulose-Institut mit der Unterstützung des Landes Schleswig-Holstein und des Kreises Segeberg gegründet. Neben dem reinen Forschungsbetrieb befindet sich auf dem Gelände mit der Medizinischen Klinik Borstel auch noch ein Krankenhaus, das sich auf die Behandlung von Erkrankungen der Lunge spezialisiert hat.
U: Urwald mitten im Segeberger Forst
Ein rundum aufgeräumter Wald sieht anders aus: Mitten im Segeberger Forst, zwischen Wahlstedt und Heidmühlen, gibt es einen richtigen Urwald. Überall liegen von Moos und Pilzen überwucherte Baumstümpfe, abgestorbene, zum Teil abgebrochene Bäume ragen in den Himmel, dazwischen stehen junge Buchen, die sich selbst ausgesät haben, aber auch 300 Jahre alte Baumriesen.
Das ist kein verwunschener Wald, sondern für die schleswig-holsteinische Forstwirtschaft ein Experiment, dessen Ergebnisse erst in einigen Jahrzehnten feststehen. Der Naturwald Buchholz bleibt sich selbst überlassen. 44 Hektar, unberührt von Menschenhand – ein Paradies für Pflanzen und Tiere. Das Betreten ist nicht verboten, aber gefährlich: Alte Baumkronen können jederzeit herunterstürzen.
V: Vogelpflegestation im Wildpark Eekholt
In der Vogelpflegestation des Wildparks Eekholt werden verletzte und verwaiste Tiere medizinisch betreut, gepflegt und so auf das Leben in der freien Natur vorbereitet. Im vergangenen Jahr machte diese Einrichtung Schlagzeilen, als ein Seeadler nach zwei Monaten wieder in die Freiheit entlassen werden konnte.
Das entkräftete Tier war in einem Wald bei Kiel gefunden worden. Die Tierärztin des Wildparks entfernte per Operation Bleifragmente aus dem Magen des Seeadlers. Er hatte vermutlich bleihaltige Munition gefressen und sich dabei vergiftet. Diese uneigennützige und ehrenamtliche Versorgung wird mit Unterstützung des Förderungsvereins Wildpark Eekholt, der Heinz-Sielmann-Stiftung und ehrenamtlichen Helfern ermöglicht.
W: Wassermühle in Klein Rönnau
Die Wassermühle in Klein Rönnau ist ein sehenswertes Gebäude, das bereits 1649 errichtet wurde. Der Antrieb erfolgte zunächst durch ein Mühlenrad an der Außenwand des Gebäudes. 1899/1900 erweiterte man die Mühle durch den Anbau des Maschinenhauses. Das Wasserrad wurde durch eine Turbine ersetzt, die auch der Erzeugung von elektrischem Strom diente.
In der Mühle wurde bis 1960 Getreide gemahlen, danach verfiel das Gebäude. 1999 erfolgten die Restaurierung und Sanierung, seit 2001 ist das Mühlenhaus wieder zu besichtigen. In dem Gebäude befinden sich zwei komplette Mahlwerke und noch Teile der 350 Jahre alten Technik. 2006 wurde mithilfe des neu installierten Elektromotors (Baujahr 1923) das erste Mal seit 46 Jahren Korn gemahlen.
X: Menschen im Kreis Segeberg xenophil
Sind die Menschen im Kreis Segeberg Fremden gegenüber positiv eingestellt? Die Antwort fällt nicht schwer: Sie sind xenophil, haben also eine Vorliebe für unbekannte Dinge und Menschen. Denn ohne auswärtige Besucher wäre der Kreis Segeberg nicht denkbar: Der Tourismus ist ein wesentlicher Wirtschaftsfaktor.
Seit einigen Monate gibt es sogar eine Tourismusmanagerin, die alles daransetzt, um den Kreis in Deutschland bekannter zu machen. Menschen, die sich im Kreis Segeberg ansiedeln, sind willkommen, Berührungsängste gibt es kaum. Vor allem im südlichen Kreisgebiet wird Platz für Neubürger geschaffen. Junge Familien aus Hamburg können hier ihren Traum vom Wohnen im Grünen verwirklichen. Und sich dann hier rundum wohlfühlen..
Y: Großer Segeberger See Heimat von Yachten
Große Yachten vermuten im Kreis Segeberg wohl nur wenige. Und doch: Der Große Segeberger See ist Heimat des Segeberger Segel-Clubs, der schon deutsche Meister und Weltmeister gestellt hat und 1999 bei der Kieler Woche der erfolgreichste Verein war. Hier liegen Yachten, die an namhaften Regatten teilnehmen.
Eine ganz besondere Yacht hat vor einigen Jahren bundesweit für Schlagzeilen gesorgt: In einem überdachten Latendorfer Silo wird die „Cleone“ in liebevoller Kleinarbeit restauriert. Dabei handelt es sich um eine 98 Jahre alt Yacht, auf der einst Charlie Chaplin segelte und die Anfang der 1920er-Jahre zweimal die Transatlantikregatta England–New York gewann. Mehrere Freunde arbeiten daran, das Schiff wieder flottzumachen.
Z: Zentrum der Fledermäuse
Das Zentrum der Fledermäuse in Bad Segeberg hat für Wissenschaftler in aller Welt einen großen Stellenwert. Hier werden viele Informationen rund um diese Flatterer gesammelt: Unter dem Namen Noctalis ist es auch bei Segeberg-Besuchern sehr interessant. Denn die benachbarte Segeberger Kalkberghöhle ist eines der größten Fledermaus-Winterquartiere in Europa.
Von überall kommen sie im Herbst angeflogen, um hier zu überwintern. 32.000 Tiere hängen im wahrsten Sinne des Wortes ab. Von ihrem Kot ernähren sich Krabbeltiere, die es weltweit nur in Bad Segeberg gibt: Etwa 10.000 Segeberger Höhlenkäfer leben gut verborgen in den Kalkberghöhlen. Das Zentrum der Fledermäuse ist eine Attraktion für Jung und Alt, außerdem ein Treffpunkt für Biologen.
Historischer Hintergrund Kreis Segeberg
Der Kreis Segeberg hat seinen historischen Vorläufer in der Vogtei Segeberg, einem Militär- und Verwaltungsbezirk, der sich um die 1134 errichtete Siegesburg bildete. Nach der Umwandlung der Vogtei in das „Amt Segeberg“ im 15. Jahrhundert kristallisierte sich eine administrative Dreiteilung des Territoriums in ein mittleres, westliches und östliches Gebiet heraus.
Erst nach der Eingliederung Schleswig-Holsteins in die preußische Monarchie wurde am 22. September 1867 auch der Kreis Segeberg gebildet. Der Sitz des Landrats ist seitdem die Kreisstadt Bad Segeberg. Nach 1945 war vor allem Anton Graf Schwerin von Krosigk eine prägende Gestalt: Er war von 1966 bis 1990 genau 8888 Tage lang Landrat des Kreises Segeberg.