Oststeinbek. Gemeinde musste schon zwei Hort-Gruppen schließen. Nun macht die Verwaltung mehrere Vorschläge – auch zum Gehalt der Mitarbeiter.

Ein Blick auf die Homepage der Gemeinde Oststeinbek reicht, um zu erahnen, wie schwierig es ist, Personal für die Kinderbetreuung zu rekrutieren. Bei den Stellenangeboten ist eine mit der Bezeichnung „Hort Dauerausschreibung“ deklariert. Gesucht wird eine Kraft an Nachmittagen. Damit wäre es aber nicht getan. Zuletzt mussten zwei Hortgruppen am Standort Gerberstraße eingestampft werden, weitere Schließungen sind laut Verwaltung absehbar. Kurzum: Die Lage ist dramatisch.

Im Kampf gegen den Fachkräftemangel will die Kommune nun neue Methoden zur Mitarbeitergewinnung einsetzen. Eine Option ist, eine Headhunter-Agentur zu beauftragen. Auch wird über Werbung in Bussen und Bahnen gesprochen.

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Bürgermeister Jürgen Hettwer schlägt vor, 40.000 Euro im Nachtragshaushalt bereitzustellen zwecks Optimierung des sogenannten Recruitings. „Wir haben Ideen zusammen mit den Eltern entwickelt. Ich weiß von Kommunen, die schon Radiowerbung gemacht haben. Wir werden wohl als Erstes mit Videos arbeiten und diese über Facebook verbreiten“, sagt der Verwaltungschef.

Oststeinbeks Bürgermeister Jürgen Hettwer lässt bereits auf gemeindeeigenen Fahrzeugen um Kita-Mitarbeiter werben.
Oststeinbeks Bürgermeister Jürgen Hettwer lässt bereits auf gemeindeeigenen Fahrzeugen um Kita-Mitarbeiter werben. © Unbekannt | René Soukup

Auf den gemeindeeigenen Fahrzeugen, diversen Online-Plattformen und Aufstellern im Ort buhlt Oststeinbek schon um neue Mitarbeiter. Demnächst bildet die Gemeinde auch selbst aus. Jedenfalls hier war man erfolgreich. „Zwei Bewerberinnen sind ausgesucht, fangen im August an. Eine Person ist für den Hort, die andere für den Elementarbereich der Kindertagesstätte vorgesehen“, berichtet Hettwer.

Erzieher könnten auch im Jugendzentrum eingesetzt werden

Im Hort an der Gerberstraße, ein rotes Gebäude, das an die Grundschule grenzt, setzt die Verwaltung derzeit auf das Rotationsprinzip. Kinder bleiben laut dem Bürgermeister zeitweilig zu Hause. „Natürlich sind wir mit der Situation sehr unzufrieden.“ Durch unbesetzte Stellen, Krankheit, Urlaub und Schwangerschaften fehlen hier regelmäßig 20 Prozent des eigentlich angedachten Personals. Eine weitere Kita mit Hortbetreuung gibt es neben der Walter-Ruckert-Sporthalle, Träger ist die Elbkinder-Vereinigung. Rund 160 Jungen und Mädchen der Grundschule sind in den Einrichtungen an Nachmittagen untergebracht.

Derzeit sind in der Kita Gerberstraße drei Stellen im Hortbereich vakant. In der Mehrzahl arbeiten die Kräfte zwischen 20 und 25 Stunden pro Woche. „Die Erfahrung zeigt, dass diese Teilzeitstellen – vor allem bei jüngeren Fachkräften – nicht attraktiv sind, da eine Nebentätigkeit dann meist unerlässlich bleibt, um den Lebensunterhalt zu bestreiten“, heißt es in einer Verwaltungsvorlage, die am kommenden Montag im Kultur-, Sozial- und Jugendausschuss behandelt wird.

Deshalb will Hettwer die unbesetzten Stellen aufstocken auf bis zu 35 Stunden – in der Hoffnung, dass sich Bewerber melden. Signieren diese einen Vertrag, könnten sie auch im Jugendzentrum oder vormittags im Kindergarten eingesetzt werden. Die Erhöhung der Stundenzahl würde Oststeinbek pro Jahr bis zu 28.600 Euro kosten.

Oststeinbek will Stellenplan in Kitas aufstocken

Doch damit nicht genug. Zwecks Entlastung der Fachkräfte wirbt die Verwaltung für die Schaffung zweier weiterer Teilzeitstellen für nichtpädagogisches Personal. Dafür müsste Oststeinbek rund 40.000 Euro per anno einsetzen. Die Fraktionsvorsitzenden Patrick Klose (CDU), Rudi Hametner (Wählergemeinschaft OWG) und Carsten Bendig (Ostbek.net) gehen bei der Ausweitung des Stellenplans mit. Diesen Punkt dürfte die Politik zügig abhandeln.

Der Hort neben der Grundschule in Oststeinbek. Hier mussten bereits Gruppen geschlossen werden.
Der Hort neben der Grundschule in Oststeinbek. Hier mussten bereits Gruppen geschlossen werden. © Unbekannt | René Soukup

Längere Diskussionen sind beim Thema der Recruiting-Strategie zu erwarten. Die Verwaltung hat ein ganzes Bündel von Handlungsmöglichkeiten vorgelegt. Unter anderem nennt sie Werbung in öffentlichen Verkehrsmitteln. „Um die Personalgewinnung noch zu ergänzen, könnten auch Personaldienstleister oder eine Headhunter-Agentur beauftragt werden“, steht zudem in der Vorlage. Erwähnt ist auch das Hinzuziehen einer Unternehmensberatung, die ein Konzept erstellt und den Schwerpunkt dabei auf soziale Medien legt.

"Wenn der Markt leer ist, hilft auch keine Werbung“

„Man kann mit Geld nicht alles erreichen. Wenn der Markt leer ist, hilft auch keine Werbung“, sagt OWG-Chef Hametner. Die Wählergemeinschaft werde aber keine Maßnahme blockieren, die eine große Chance biete, Personal zu gewinnen. Christdemokrat Klose will Geld für Online-Werbung und Social Media bereitstellen, zudem sollen im Gemeindeblatt alle offenen Stellen in der Verwaltung und damit auch in Kitas veröffentlicht werden.

Er sagt: „Einen Großteil der 40.000 Euro für Recruiting-Optimierung möchten wir dafür einsetzen, die Betreuungszeiten im Hort zu erweitern. Werbung in Bussen und Bahnen halte ich für nicht zielführend.“ Bendig will eine solche Aktion zumindest nicht ausschließen. „Die klassischen Methoden funktionieren nicht mehr. Wir müssen neue Wege gehen und alles versuchen, vernünftiges Betreuungspersonal zu bekommen.“

Kultur-, Sozial- und Jugendausschuss Oststeinbek, Montag, 16. Mai, 19.30 Uhr, Bürgersaal, Möllner Landstraße 22