Barsbüttel. 280 Mädchen und Jungen haben die Kinderstadt bezogen. Feuerwehr legt Wassergasse zur Abkühlung.
Kaiserwetter hatten sich die Organisatoren des Demokratiespiels Stormini gewünscht. Das bekamen sie dann auch – und zwar satt. Strahlender Sonnenschein von einem stahlblauen Himmel bei bis zu 35 Grad im Schatten – das war des Guten fast schon zu viel. Dennoch zogen die 280 Stormini-Bewohner am Sonntagnachmittag bestens gelaunt und voller Tatendrang in ihre Barsbütteler Kinderstadt ein.
„Dreimal haben wir uns vergeblich beworben, jetzt hat es endlich geklappt“, berichteten die Freundinnen Emma und Jolina aus Ahrensburg und strahlten um die Wette. Emma findet das Stormini-Konzept „einfach cool“ und will darüber später in der digitalen Schülerzeitung „StormStory.de“ der Stormarnschule berichten. „Da wäre es nicht schlecht, wenn ich auch hier als Redakteurin fürs Stormini-Journal arbeiten könnte“, erklärte sie. Jolina zieht es hingegen ins Finanzamt: „Dort würde ich gern meinen Bruder Jonas unterstützen.“
150 ehrenamtliche Helfer sorgen für die Kinder
Stormini ist in diesem Jahr fünfter Ortsteil der Gemeinde Barsbüttel. Acht Hektar umfasste das Terrain an der örtlichen Gemeinschaftsschule. Deren Sporthalle ist zum Restaurant umfunktioniert worden. Genutzt werden zudem die beiden Sportplätze, die Schwimmhalle und der dazugehörige Parkplatz.
Dort sind jene 28 Zehn-Personen-Zelte aufgebaut, die in den kommenden sechs Tagen das temporäre Domizil der Neun- bis 13-Jährigen sind. Hinzu kommen weitere 20 für die 150 ehrenamtlichen Helfer, die rund um die Uhr für das Wohlbefinden der Kinder sorgen. Darunter sind 24 Betreuer, die zuvor selbst einmal Storminis waren.
So wie Hannah Menke. Papa Ansgar hat das Projekt viele Jahre geleitet. Weshalb die 14-jährige Hannah in ihrem ersten Jahr als Juniorbetreuerin schon reichlich Erfahrung mitbringt: „Ich war bereits Näherin, Zuckerbäckerin und Apothekerin. Immer war es spannend und anders, die Zeltlagergemeinschaft ist wie eine zweite Familie für mich.
Stormini erhielt Stadtrecht als 1111. Kommune
Die Stormarner Kinderstadt hat in den vergangenen Jahren unterdessen auch zahlreiche Prominente angelockt und begeistert. Kultregisseur und Schauspieler Detlef Buck stand den Mädchen und Jungen 2011 ebenso Rede und Antwort, wie 2016 die Ratzeburgerin Friederike „Fred“ Riss, die viele Stormini-Girls aus der Pro7-Fernsehshow Germanys Next Topmodel kannten. Und schon 2008 zeichnete Komponist Axel Fischer, Schöpfer der Stormini-Hymne „Schönste Stadt der Welt“, als Workshopleiter fürs Stormini-Radio verantwortlich.
2012 war Torsten Albig (SPD) als erster Ministerpräsident Schleswig-Holsteins Schirmherr der Kinderstadt. Für den kommenden Donnerstag hat der aktuelle Landesvater Daniel Günther (CDU) seinen Besuch avisiert. 2014 war Stormini die 1111. „Kommune“, der vom Land ganz offiziell das Stadtrecht zuerkannt worden ist.
Am Programm hat sich seit der Premiere 2008 in Ahrensburg nicht viel geändert. Es wird getanzt, gesungen und gespielt. Aber auch gearbeitet. 57 verschiedene Berufe stehen den Storminis zur Auswahl. So können sie etwa als Pfleger Pferde betreuen, als Banker das Geld ihrer Nachbarn verwalten oder als Barkeeper sommerliche Cocktails – natürlich alkoholfrei – kreieren.
Zuerst wird ein Stadtoberhaupt gewählt
Vor allem aber sollen sie altersgerecht erfahren, warum Demokratie für das friedliche Zusammenleben in einer Gemeinschaft so essenziell ist. „Demokratie ist auch in einer sozialen Marktwirtschaft kein Selbstgänger. Sie muss immer wieder neu erkämpft und gelebt werden“, sagt Uwe Sommer, Geschäftsführer des Kreisjugendrings, der Stormini zum elften Mal organisiert.
Bereits am heutigen Montag soll sich das Stormini-Parlament konstituieren. Jedes Zelt darf einen Vertreter in das Gremium entsenden. Bei den Sitzungen werden tagesaktuelle Themen besprochen und Beschlüsse gefasst, ganz wie im richtigen Leben.
Zu einer der ersten Aufgaben zählt die Wahl eines Stadtoberhaupts. „Deshalb rechnen wir schon zum Wochenbeginn mit einem bunten Wahlkampf, in dem sich die Kandidaten hoffentlich einfallsreich und offensiv präsentieren“, sagt Uwe Sommer. Er sei sehr gespannt, ob sich am Ende ein Mädchen oder ein Junge durchsetzen wird.
Die Stormini-Idee war seinerzeit übrigens eine Anleihe des Stadtspiels „Tillhausen“ in Mölln. „Wir haben das Konzept aber deutlich weiterentwickelt, in dem wir sogar Steuern, ein Finanzamt und sogar Krankenkassen eingeführt haben“, erinnert sich Uwe Sommer. Überdies sei es von Anfang an Ziel gewesen, Stormini in jedem Jahr an einem anderen Ort entstehen zu lassen. Und dabei immer etwas Dauerhaftes und Sichtbares wie einen Ökogarten zurückzulassen. Diesmal werden es Sitzbänke für den hiesigen Schulgarten sein.