Barsbüttel. Die Kinderstadt Stormini startet am 30. Juni. 280 Teilnehmer beim Demokratieplanspiel. Sie wählen eigenen Bürgermeister.
Die Gemeinde Barsbüttel bekommt einen fünften Ortsteil – für eine Woche. In dem werden ausschließlich Schüler regieren. 280 Jungen und Mädchen im Alter zwischen neun und 13 Jahren ziehen am 30. Juni in die Kinderstadt Stormini am Soltausredder. Es ist die zwölfte Auflage des Demokratieplanspiels, bei dem sich 594 junge Stormarner angemeldet hatten – Rekord.
Bei der Veranstaltung des Kreisjugendrings wurde der gastgebenden Kommune ein Kontingent von 100 Plätzen zugesichert. Wer mitmachen darf, darüber entschied das Los. Die Glücklichen werden während ihres Aufenthalts viel lernen und wichtige Dinge für sich selbst mitnehmen. Sie leben von Sonntag bis Sonnabend selbstverwaltet, sie wählen ein eigenes Parlament sowie einen Bürgermeister, erfahren alles über den Kreislauf von Arbeit, über Geldverkehr und Konsum.
In Stormini gilt die Stormark
Bezahlt wird in der Kinderstadt mit eigener Währung, der Stormark. Die Scheine werden jedes Jahr mit anderem Design ausgegeben. So wird verhindert, dass sich Teilnehmer Geldnoten von vorherigen Planspielen besorgen und diese einsetzen. Keiner soll einen Vorteil haben. An der Gestaltung der Scheine haben Jungen und Mädchen der Erich-Kästner-Gemeinschaftsschule mitgewirkt. „Bei uns kommen Menschen aus verschiedenen sozialen Schichten zusammen“, sagt Kreisjugendring-Geschäftsführer Uwe Sommer. Auch zehn Kinder mit Flüchtlingshintergrund seien dabei, etwa aus dem Jemen oder Afghanistan. Barsbüttels Bürgermeister Thomas Schreitmüller wünscht sich Demokratieprojekte dieser Größenordnung vermehrt auch über die Grenzen des Kreises hinweg: „Die Idee von Stormini muss weitergetragen werden.“
Der Verwaltungschef ist während der Regentschaft der Schüler im Urlaub, sein Stellvertreter Rainer Eickenrodt von der Wählergemeinschaft Bürger für Barsbüttel (BfB) übernimmt daher neben Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) die Schirmherrschaft. Schleswig-Holsteins Landesvater macht sich am 4. Juli selbst ein Bild vor Ort.
Die Initiatoren haben der Kinderstadt in diesem Jahr das Motto „Mut tut gut“ verliehen. Dazu gibt es zahlreiche Aktionen. So können sich die Teilnehmer an einer acht Meter hohen Kletterwand ausprobieren, um zum Beispiel Höhenangst zu überwinden. Dabei sind sie selbstverständlich gesichert. Als Belohnung erhalten sie einen Sticker, der in ein Heft geklebt wird.
Kinderstadt entsteht auf Schulgelände
Die Kinderstadt ist auf einem rund acht Hektar großen Areal beheimatet. Es umfasst die Gemeinschaftsschule, deren Sporthalle als Essensraum genutzt wird, sowie die beiden Sportplätze und den davorliegenden Parkplatz. Dort ist auch die Schlafstadt aufgebaut. Mehr als 40 Zelte werden auf dem Areal installiert. Ein ganz besonderes Bonbon: Trotz der Schulferien können die jungen Menschen auch die Schwimmhalle nutzen. Eine Woche Stormini kostet 95 Euro, für Geschwisterkinder zahlen Eltern sogar nur 70. Das reicht trotz des Einsatzes der vielen Ehrenamtler nicht zur Refinanzierung. „Das Projekt kostet mehr als 100.000 Euro“, sagt Johanna Mierendorff vom Kreisjugendring, die bei der Organisation federführend ist.
Doch der Verein hat zahlreiche Förderer, zum Beispiel den Kreis. Er steuert mit 58.000 Euro den größten Teil bei. Ein lohnendes Investment, findet der stellvertretende Kreispräsident Heinz Hartmann: „Es ist gut, wenn wir darauf hinwirken, dass die Kleinen früh Demokratie lieben und schätzen lernen.“ Auch die Sparkassen-Stiftung Stormarn engagiert sich, hat das Budget gerade von 10.000 auf 15.000 Euro erhöht.
200 Helfer sind mit dabei
200 Helfer vom Logistiker bis zum Betreuer sind in Barsbüttel aktiv. In diesem Jahr können die Teilnehmer zwischen 57 Berufen wählen – vom Handwerker über den Banker bis hin zum Barkeeper. Neu dabei ist das Unternehmen Hamburg Wasser sowie ein sieben Kilometer entfernter Pferdehof. Dort erhalten die Schüler einen Einblick, wie die Tiere gepflegt werden. Der Transport ist per Shuttle-Service organisiert. In Sachen Kinderstadt-Bewohner sind die Jungs mit 150 in der Überzahl – zum ersten Mal in der Geschichte von Stormini.
Für das Projekt werden rund 40 Tonnen Material an den Soltausredder geliefert, Zäune und Zelte kommen zuerst. Am Freitag, zwei Tage vor Beginn, geht es los. Der Einzug am Sonntag verteilt sich über den Nachmittag, die Schüler haben feste Ankunftszeiten. Bereits einen Tag später steht die konstituierende Sitzung des Parlaments auf dem Programm. Dann wird Politik gemacht.
Im Jahr 2020 schlägt die Kinderstadt ihre Zelte in Ammersbek auf
Stormini gibt es seit 2008. Premiere hatte die Kinderstadt in Ahrensburg. Dort war sie auch 2013. Die anderen Stationen: Bargteheide (2009), Bad Oldesloe (2010), Bargfeld-Stegen (2011), Hamberge (2012), Glinde (2014), Großhansdorf (2015), Trittau (2016), Reinbek (2017), Reinfeld (2018) und jetzt Barsbüttel. Im kommenden Jahr ist Ammersbek Gastgeber des Projekts. Veranstalter ist der Verein Kreisjugendring. In zwei täglichen Arbeitseinheiten gehen Jungen und Mädchen einem selbst gewählten Job nach. Dafür erhalten sie ein Gehalt in der Währung Stormark. Ihren Lohn können die Kinder im zweiten Teil des Tages für Freizeitaktivitäten oder zum Beispiel auch selbst gefertigte Produkte ausgeben. Kreis, Sparkassen-Stiftung Stormarn, Bürger-Stiftung Stormarn, Sparkasse Holstein, Kreishandwerkerschaft und die gastgebende Kommune unterstützen das Projekt mit bis zu fünfstelligen Summen. Das Deutsche Rote Kreuz ist auch in diesem Jahr Logistikpartner, stellt eine mobile Krankenstation. Eingebunden ist zudem die Agentur für Arbeit Bad Oldesloe.