Harburg. Auch Vertreter der Gesundheitsbehörde müssen nach Eklat in der Sitzung des Bezirks-Gesundheitsausschusses Kritik einstecken.

Es sollte um die Klärung der Frage gehen: Wie steht es um die Geburtshilfe der Helios Mariahilf Klinik? Doch auch jetzt noch, Tage nach der Sondersitzung des Gesundheitsausschusses vom Freitag, ist unter Harburgs Politikern die Empörung und Verwunderung groß über den Auftritt von Klinikleitung sowie Vertretern der Hamburger Gesundheitsbehörde.

In die Schlagzeilen geraten war die Klinik an der Stader Straße, nachdem bekannt geworden war, dass die Chefärztin der Geburtsklinik, Dr. Maike Manz, und mit ihr vier Oberärzte gekündigt haben – u. a. weil die aktuellen Rahmenbedingungen nicht mehr zu vereinbaren seien mit ihren Ansprüchen an die medizinische Versorgung, wie die Ärzte in einem offenen Brief ausgeführt hatten. Dazu wollte der Ausschuss die Chefärztin, sie verlässt die Klinik im Sommer, gerne selbst befragen. Ausschussvorsitzender Jörn Lohmann (Linke) hatte sie auch eingeladen.

Konkrete Fragen immer wieder abgebügelt

Die Reaktion von Klinikleitung und auch der Hamburger Fachbehörde folgten prompt und überraschten. „Wir kommen nicht, wenn Frau Dr. Manz kommt“, so fasst es Gudrun Schittek zusammen. Tatsächlich sagte die Chefärztin ab, krankheitsbedingt. Stattdessen kam Dr. Anne Jankuhn-Janari, eine der Mitunterzeichnerinnen des Briefes, die die Klinik bereits im Januar verlassen hat. Weil aber ein Anwalt des Helios Konzerns im Publikum saß, beugte sich die Ärztin dem Druck und stellte sich dann doch lieber nicht den Fragen der Politiker. „Dass ein Anwalt da sitzt und jedes Wort protokolliert, habe ich noch nie erlebt“, empört sich Grünen-Politikerin Gudrun Schittek.

Auch Isabel Wiest (Neue Liberale) wundert sich über die Klinikleitung – am Freitag vertreten durch Geschäftsführer Phillip Fröschle, Pflegedirektorin Antje Weiß, den Ärztlichen Direktor Dr. Christopher Wenck und Regionalgeschäftsführer Dr. Marc Baenkler. „Ich hätte sie mir etwas einsichtiger gewünscht“, so Wiest. „So aber sind sie eiskalt rübergekommen.“ Die Politikerin wundert sich, dass es die Klinikleitung überhaupt zu diesem Eklat kommen ließ: „Wenn man nichts zu befürchten hat, kann man doch den Auftritt der Gegenseite kontern.“ Stattdessen seien konkrete Fragen immer wieder abgebügelt worden: „Die sind uns wie die Heringe durch die Hände gerutscht.“ Ausschussvorsitzender Jörn Lohmann findet drastischere Worte: „Die haben uns einen Haufen Blödsinn erzählt.“

Reicht eine Geburtsstation für Hamburg aus?

CDU-Fraktionschef Ralf-Dieter Fischer hadert jetzt noch mehr damit, dass die Geburtsstation des Asklepios Klinikums Harburg per Senatsbeschluss Ende 2016 geschlossen worden ist: „Wir in der Kommunalpolitik müssen uns Gedanken machen, ob eine Geburtsstation für Harburg wirklich aussreichend ist.“ Sozialdemokratin Claudia Loss warnt hingegen davor, die Vorgänge zu skandalisieren: „Wenn die Frauen kein Vertrauen mehr in Mariahilf haben, verlieren wir alle.“ Sie hoffe vor allem eins: „Dass Ruhe einkehrt und die Mitarbeiter dort ihre Arbeit tun können.“