Norderstedt. Fitnesstrainer Maurice Lohner weiß, wie man Körper und Seele mit einfachen Übungen an der frischen Luft in Einklang bringt.

Ankommen. Erst mal tief durchatmen. Wie erfrischend die Waldluft ist. Den Blick schweifen lassen. Hinunter auf den weichen Boden. Hinauf in die lichtdurchfluteten Baumwipfel. Geradeaus ins herbstliche Dickicht. Ein sonniger kühler Tag im November. Mit Maurice Lohner (24), Kampfsport- und Personal Trainer, mache ich mich auf den Weg. Ganz bewusst und mit sportlichen Zwischenstopps wollen wir den Rantzauer Forst für uns entdecken – als Ort der Ertüchtigung für Körper, Geist und Seele.

Achtsames Eintauchen in die Atmosphäre des Waldes. Im Einklang mit der Ruhe sein. Maurice liebt das. Nicht nur in herausfordernden Zeiten wie diesen. „Im Wald komme ich aus meinen Gedanken heraus. Er erdet mich. Hier verbinde ich mich mit mir selbst, nehme mein Herz wahr und spüre: Was brauche ich jetzt? Was tut mir gut?“ Uns beiden tut es jetzt erst mal gut, einfach so durchs Herbstlaub zu schlendern. Wie das raschelt, das Holz der Bäume duftet und die Sonne das Gesicht erwärmt. Urlaubsmomente für die Seele.

Baumsitzen trainiert Bein- und Po-Muskulatur

Die erste Übung: Baumsitzen.
Die erste Übung: Baumsitzen. © Bianca Bödeker | Bianca Bödeker

Auch der Körper soll nicht zu kurz kommen. Baumsitzen ist die erste Übung, die Maurice nach wenigen Minuten in unseren Waldspaziergang einbaut. Er macht vor, wie’s geht: Knie 90 Grad anwinkeln, gerader Rücken, den oberen Rücken an den Baum lehnen, Po wegstrecken und die Hände über Kreuz auf die Brust legen. „Eine Superübung, um Bein- und Po-Muskulatur zu stärken“, sagt der Norderstedter und empfiehlt: 30 Sekunden halten, eine Minute Pause und zweimal mit Pause wiederholen.

Und weil der Körper nun schon mal aufgewärmt ist, schwenken wir direkt rüber zu den Baumstämmen, die neben- und aufeinander gestapelt auf dem Waldboden liegen. Auf geht’s in den Unterarmstand: Ellenbogen auf den Baumstamm stützen, Beine nach hinten schieben, bis der Körper eine gerade waagerechte Linie bildet. „Den Po lieber ein wenig mehr nach oben als nach unten schieben“, sagt Maurice. „Das ist besser für den Rücken.“ 30 Sekunden halten, eine Minute pausieren und danach zweimal wiederholen.

Wir biegen rechts ab in einen kleinen Weg mit Nadelbäumen. Still gehen wir nebeneinander her. Der Boden unter uns fühlt sich weich an, wie ein Teppich. „Aktiv in der Natur zu sein, wie gut mir das tut“, denke ich und atme tief durch. In der Tat: Aufenthalte in der Natur bedeuten einen enormen Mehrwert für die Gesundheit der Menschen, so die Deutsche Sporthochschule Köln. Schon ein kurzer Aufenthalt in der Natur senkt den Stress, hebt das Selbstbewusstsein und stärkt sogar messbar das Immunsystem. Zahlreiche Studien bestätigen die positiven Effekte auf psychische und physische Gesundheit.

Zehn Dips, eine Minute Pause, zweimal wiederholen

Maurice Lohner zeigt, wie die Dips am Baumstamm funktionieren
Maurice Lohner zeigt, wie die Dips am Baumstamm funktionieren © Bianca Bödeker | Bianca Bödeker

Dann machen wir ja alles richtig und gehen weiter voran. Am querliegenden Baumstamm erwartet uns die nächste Übung – Dips. Und die gehen so: Knie in der Ausgangsposition 90 Grad anwinkeln, Hände unter den Schultern auf dem Baumstamm abstützen, gerader Rücken, Brust raus und los geht’s: Gesäß senken und wieder heben. Arme knicken dabei ein, und das ist gut für den Trizeps. Die Empfehlung des Trainers: Zehn Dips, eine Minute Pause, zweimal wiederholen.

Einen schönen weichen Untergrund aus Moos nutzen wir für die nächste Übung: Ausfallschritt mit Drehung. Hüftbreit hinstellen, Hände an den Kopf, mit dem linken Bein einen großen Ausfallschritt nach vorn machen. Rechtes Knie bis knapp über den Boden senken, das linke um 90 Grad beugen. Körper, Kopf und Arme weit nach links drehen. Halten und zurückdrehen. Wichtig: Aufrecht bleiben! Beine wechseln und Übung wiederholen. Gut für das Gleichgewicht, zur Stärkung von Knie-, Bein- und Bauchmuskulatur. Steigert zudem die Beweglichkeit. Und weil die Bank nebenan gerade frei ist, nimmt Maurice sie als Unterlage für die Hände und schließt zur Stärkung der Brustmuskulatur noch ein paar Liegestütz an.

Lohner war Profi-Kickboxer in den Niederlanden

Wir starten unseren Rückweg durch das raschelnde Laub. „Ich liebe den Herbst und den Winter“, sagt Maurice. „Laden diese Jahreszeiten doch dazu ein, sich ein wenig zurückzuziehen, sich mit sich selbst zu beschäftigen und zu schauen: Was tut mir jetzt gut?“ Er, der beim NSV Fitnessboxen unterrichtet, zuvor zwei Jahre in den Niederlanden Profi-Kickboxer war, weiß, was es bedeutet, auf seine Gesundheit zu achten. „Es ist noch niemand gesund geblieben, nur weil er sich darauf konzentriert hat, nicht krank zu werden. Es ist wichtig, sich gerade in diesen Zeiten auf das zu konzentrieren, was man möchte. Und zu reflektieren: Wozu habe ich jetzt Lust und Zeit, wozu ich vorher keine Zeit hatte? Sich vielleicht mal wieder ein leckeres Essen zu kochen, ein heißes Entspannungsbad zu nehmen oder im Wald entweder nur spazieren zu gehen oder sich dabei sportlich zu betätigen.“

Unser Spaziergang neigt sich dem Ende zu. Ein Baumstumpf bietet sich abschließend an zu wechselseitigen Sprüngen, um Wadenmuskulatur und Ausdauer zu trainieren. Nach 90 Minuten kommen wir zurück an unseren Ausgangspunkt, verabschieden uns und gehen nach diesem gemeinsamen Moment in der Natur wieder zurück in unser jeweiliges Leben – mit gestärktem Körper, entspanntem Geist und wohliger Seele.