Zum Fahrplanwechsel im Januar zieht der HVV bei manchen Kunden zu hohe Beiträge ein. Fahrgäste müssen sich nun entscheiden.
- Der HVV Hamburg bucht Kunden zu viel Geld vom Konto ab
- Fahrgäste sind erstaunt: Sie müssen sich nun entscheiden
- So reagiert der HVV auf die Abo-Panne
Bequemer geht es beim HVV kaum: Vom ZOB in Lauenburg mit dem Bus in die Hamburger City, ohne umzusteigen. Als vor 70 Jahren die Bergedorf-Geesthachter Eisenbahn AG diese Verbindung aus der Taufe hob, war das eine Sensation. Und auch als 1956 die Hamburger Hochbahn AG ihr zuschlagpflichtiges Schnellbus-System einführte, waren viele Fahrgäste bereit, die zusätzliche Gebühr zu entrichten.
Bis vor Kurzem befuhr der Schnellbus 31 diese Strecke – viel genutzt von Pendlern aus Lauenburg und Geesthacht. Der Zuschlag pro Einzelfahrt kostete 2,20 Euro. Die gute Nachricht kam kurz vor Jahresende: Die Linie 31 wird von der Linie X80 abgelöst. Das war mehr als nur eine Namensänderung: Die HVV hat mittlerweile alle Schnellbuslinien gegen zuschlagfreie Expressbusse ausgetauscht.
HVV Hamburg bucht Kunden im Januar zu viel ab
„Inhaber einer Jahreskarte mit einem Zuschlag für die 1. Klasse wurden von uns angeschrieben. Sie konnten sich entscheiden, ob sie den Zuschlag weiter zahlen wollen, um die erste Klasse in den Regionalzügen nutzen zu können, oder diesen nicht mehr benötigen“, erklärt HVV-Sprecher Rainer Vohl.
So weit die Theorie: Bevor die Buslinie 31 abgelöst wurde, hätten also auch alle Lauenburger und Geesthachter Inhaber der entsprechenden Jahreskarte angeschrieben werden müssen. Sind sie aber nicht. Stattdessen fällt die Abbuchung für den Monat Januar bei ihnen sogar noch höher aus als bisher.
Dies liegt an der allgemeinen Erhöhung der Fahrpreise in diesem Jahr um rund 1,3 Prozent. Ein Beispiel: Wer ein Vollzeitabo mit Erste-Klasse-Zuschlag und zwei Zonen abgeschlossen hat, zahlte bisher 102,70 monatlich. Die Abbuchung Januar beläuft sich auf 104,10 Euro.
HVV-Abo ohne Zuschlag wird 547,20 Euro günstiger
Da der Zuschlag aber weggefallen ist, hätte die Abbuchung um 45,60 Euro geringer ausfallen müssen. Anders sieht es bei denen aus, die ein Teilzeitabo abgeschlossen und bisher den Schnellbus genutzt haben: „Diese Karte ist nur außerhalb der Hauptverkehrszeiten gültig. Sie berechtigt dafür aber zur Mitnahme von drei Kindern und ist zusätzlich etwa 20 Prozent günstiger als ein Vollzeit-Abo. Der bisherige Schnellbus-Zuschlag war ebenfalls enthalten“, so der HVV-Sprecher.
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Wer Inhaber einer Jahreskarte ist und bisher zur Nutzung des Schnellbusses berechtigt war, sollte also unbedingt Vertrag und Abbuchung für den Monat Januar im Blick haben. Beim HVV hat man nach unserer Anfrage den Sachverhalt sofort geprüft. „Die Schreiben sind aufgrund einer Datenpanne nicht rausgegangen. Deswegen kam es auch zu den falschen Abbuchungen für den Monat Januar“, sagt Sven Wirtz, der beim HVV für die Abo-Kunden zuständig ist.
Wie viele Kunden betroffen seien, könne er derzeit nicht sagen. In der nächsten Woche sollen die Schreiben rausgehen, auch ohne dass die Kunden sich extra melden müssen. Sie können dann entscheiden, ob sie den Zuschlag weiter nutzen wollen oder nicht. Auf das Jahr gerechnet wird die Abokarte ohne Zuschlag um 547,20 Euro preiswerter.
HVV Hamburg will zu hohe Zahlungen zurückbuchen
Um die Rückbuchung des im Januar zu viel gezahlten Betrages müssten sich die betroffenen Kunden nicht kümmern. „Das wird automatisch mit der Abbuchung im Monat Februar verrechnet“, versichert Sven Wirtz.
Bis auf den günstigeren Preis hat sich für Fahrgäste, die mit dem Bus X80 in die City fahren bisher nichts geändert. Der Expressbus fährt auf dieser Strecke derzeit alle Haltestellen an, die der Schnellbus 31 bedient hat. Auch die Direktverbindung besteht nach wie vor, der Turnus der Fahrten ist ebenfalls beibehalten worden. Nur wer künftig am Bahnhof Bergedorf in die 1. Klasse des Regionalzuges umsteigt, muss nachlösen. Bisher galt der Schnellbus-Zuschlag auch hier.
Bedient der HVV-Expressbus künftig alle Haltestellen?
Als die Pläne der HVV bekannt wurden, die Schnellbuslinie 31 einzustampfen, hatten die Städte Lauenburg und Geesthacht nur unter Bedingungen zugestimmt: Beibehaltung der Direktverbindung ins Hamburger Stadtzentrum, keine Änderung des Fahrtaktes und keine Verschlechterung bei der Ausstattung der Busse.
Unklar ist, ob der Expressbus auch künftig alle Haltestellen des Schnellbusses bedient. Zwischen ZOB Lauenburg und ZOB Geesthacht fährt der Bus X80 wie sein Vorgänger zehn Haltestellen an. „Einige Haltestellen müssen zugunsten einer schnelleren Verbindung entfallen“, hatte Andrew Yomi, Verkehrsplaner des Kreises Herzogtum Lauenburg, bei der Vorstellung der Pläne im März vergangenen Jahres angekündigt.