Lütjensee. Asphaltierungstermin für ersten Bauabschnitt geplatzt. Grund sind Lehmeinlagerungen. Geplante Winterpause dauert noch bis 10. Januar.
Manchmal zieht eine kleine Verzögerung größere Folgen nach sich. Mit dieser Tatsache müssen sich gerade die Anwohner der Hamburger Straße (L 92) in Lütjensee im Bereich Dornredder bis Alte Dorfstraße abfinden. Denn dort liegt der erste Bauabschnitt der im November 2021 begonnenen dringend erforderlichen Sanierung der Ortsdurchfahrt, für deren Dauer die Straße voll gesperrt werden muss.
Material hielt Druckprüfungen nicht stand
Von den Arbeiten betroffen ist eine rund 1,2 Kilometer lange Strecke, die in sechs Teilabschnitte gegliedert wurde. Laut Planung sollten sie nacheinander fertiggestellt werden. Doch zumindest für den ersten Bauabschnitt hat sich das als so nicht umsetzbar herausgestellt. Grund sind sogenannte Lehmlinsen, also Ablagerungen im Boden, die bei den Arbeiten entdeckt worden sind.
Lütjensees Bürgermeisterin Ulrike Stentzler sagt: „Wegen unerwarteter Bodenverhältnisse kam es zu Verzögerungen.“ Es handele sich um Lehm mit blauen Schlieren. Da das Material den Druckprüfungen nicht standgehalten habe, habe es ausgebaggert werden müssen.
Bei Probebohrungen blieb Lehm unentdeckt
Deshalb sei der Abschnitt vor Weihnachten nicht fertig geworden. Zwar seien die Vorbereitungen umfassend gewesen, doch vor Überraschungen wie dieser sei man trotzdem nicht gefeit. Und der für das Projekt zuständige Bauamtsmitarbeiter Sebastian Plog ergänzt: „Man kann sich im Tiefbau nicht auf alles vorbereiten.“ Es habe im Vorfeld ein Gutachten und Probebohrungen gegeben, „aber dabei haben wir die Lehmlinsen leider nicht erwischt“.
Nach dem Austausch der punktuell größeren Ablagerungen sei Schotter aufgebracht worden. Plog: „Die kleine Verzögerung hat schon ausgereicht, damit wir das Zeitfenster beim Asphaltwerk verloren haben.“ Das Werk gehört zu Strabag, dem für die Tiefbauarbeiten zuständigen Unternehmen. Der geplatzte Termin sorgt laut Stentzler dafür, „dass die endgültige Asphaltierung dieses Abschnittes zusammen mit Abschnitt II fertiggestellt wird“. Sie kann dem aber auch Gutes abgewinnen. „Das ist wirtschaftlicher und schöner, weil man dann keine Naht hat.“
Ortsdurchfahrt musste als Ausweichstrecke herhalten
Ursprünglich sollten die Bauarbeiten bereits im Sommer 2020 starten. Doch das Großprojekt, das mit rund drei Millionen Euro zu Buche schlägt, wurde immer wieder verschoben. Unter anderem musste die L 92 als Ausweichstrecke beim dreispurigen Ausbau und der dazu notwendigen Vollsperrung der B 404 herhalten, was den ohnehin schlechten Zustand der Fahrbahn verschlimmerte.
Dass die Bauarbeiten derzeit ruhen, ist laut Plog und Stentzler so geplant. Die Winterpause soll noch bis zum 10. Januar dauern. Die neue Trinkwasserleitung ist bereits verlegt, als nächster Schritt soll der Gehweg aufgebaut werden. „Insgesamt sind wir sehr zufrieden“, lautet das Fazit der Bürgermeisterin. Anderthalb bis zwei Wochen Verzug seien kein Anlass zur Besorgnis.
Einige Autofahrer ignorieren das Durchfahrtverbot
Den bieten eher solche Autofahrer, die das Durchfahrtsverbot an der Baustelle ignorierten. Für die Anlieger sei eigens eine Baustraße hergestellt worden, damit diese zu Weihnachten bis an ihre Grundstücke fahren konnten. Bauamtsmitarbeiter Sebastian Plog erläutert, dass eine solche Baustraße nicht über eine Entwässerung verfügt. Dadurch können sich bei Regenfällen Schlammschichten bilden. Das Provisorium sei ohnehin nicht für den Durchfahrtsverkehr, sondern nur für Anlieger gedacht, betont Stentzler. Jene und Geschäftsleute seien durch separate Anschreiben und Hauswurfsendung informiert worden.
Laut Stentzler muss der innerörtliche Verkehr bis zur Fertigstellung auf der Tragschicht geführt werden. „Viele Autofahrer mit Kennzeichen RZ fahren zum Teil mit unangemessener Geschwindigkeit durch die Baustelle“, berichtet die Bürgermeisterin. „Bei dem Wetter hinterlässt das Spuren.“ Im schlimmsten Fall Schäden. Mehrmals hätten Bauhofmitarbeiter die manipulativ verdrehten Durchfahrtverbotsschilder wieder richten müssen. „Die Ignoranz der Straßenverkehrsordnung durch Autofahrer in Lütjensee ist maßlos“, moniert die Bürgermeisterin. Das sei jedoch generell ein gesellschaftliches Problem.
Bis Jahresende sollen Arbeiten abgeschlossen sein
Zum Zeitplan sagt Ulrike Stentzler: „Wir haben eine einjährige Bauzeit. Wunsch und Planung für den Abschluss der Bauarbeiten ist das Jahresende, aber man muss wohl damit rechnen, noch weitere Lehmlinsen zu finden.“ Zudem sei nicht klar, was der Regen ausgemacht habe und welche witterungsbezogenen oder pandemieverursachten Beeinträchtigungen noch auftreten könnten.
„Wir wünschen uns auch, dass es glatt läuft. Einige Dinge können verzögert werden, es ist ja nur ein Plan“, wirbt die Lütjenseerin bei ihren Mitbürgern um Verständnis. „Wir ziehen das durch, wie es technisch sein soll“, verspricht sie. Doch wenn die Bedingungen das mal nicht hergäben, bitte sie die Anwohner um Geduld. „Wir wollen ja, dass das Ergebnis lange hält.“