Kiel/Hamburg. Hamburg wird von Schleswig-Holsteinern vermieden. Ein neuer Ferientrend? Wo die Norddeutschen am liebsten hinfahren.
Bloß wegfahren, aber bitte nicht zu weit weg: Das scheint der Sommerferien-Trend 2021 zu sein. Die Hamburger interessieren sich hauptsächlich für Urlaub an der Ostsee, in Deutschland und in Dänemark, die Schleswig-Holsteiner, die diese Ostsee direkt vor der Nase haben, zieht es zuallererst nach Dänemark. Das zeigt eine Auswertung von Suchanfragen beim großen Buchungsportal HomeToGo.
In Schleswig-Holstein gilt fast ein Viertel aller Anfragen (22,1 Prozent) dem Nachbarland Dänemark. Auf dem zweiten Platz folgte mit knappem Rückstand die Ostsee (20,5 Prozent), dann Deutschland (16,6 Prozent). Auch der Suchbegriff „Schleswig-Holstein“ wird häufig eingegeben (Platz 9). An einem Urlaub in Hamburg besteht hingegen wenig Interesse. Die Hansestadt landet abgeschlagen auf dem 123. Platz.
Große Tourismusanalyse der Hamburger BAT-Stiftung
Das Urlaubsverhalten wird in diesem zumindest teilweise von der Pandemie geprägten Jahr vermutlich dem Urlaubsjahr 2020 ähneln. In seiner großen Tourismusanalyse hatte die Hamburger BAT-Stiftung für Zukunftsfragen, unter anderem festgestellt, dass zwar viele ausländische Destinationen mit großen Rabatten gelockt hatten, dennoch aber knapp 63 Prozent der Deutschen komplett auf ihre Urlaubsreise ins Ausland verzichtet hatten. Fast 56 der Reisenden verbrachten ihren Urlaub im Inland. Im Vergleich zu 2019 war das ein Zuwachs um 20 Prozent.
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Eine Situation, die es so sehr lange nicht mehr gegeben hatte. Professor Ulrich Reinhardt, wissenschaftlicher Leiter der BAT-Stiftung, hatte damals gesagt, der Anteil an Inlandsreisen sei zuletzt in den 1970er-Jahren so hoch gewesen. Wird sich dieser Trend in diesem Jahr fortsetzen, gar verschärfen?
Spannende Kostenentwicklung
„Deutschland war schon immer das beliebteste Reiseland der Deutschen, allerdings ging der Marktanteil über die letzten Jahre etwas zurück“, sagt Reinhardt. „Jetzt erleben wir einen regelrechten Boom von den Küsten bis in die Berge. Herausfordernd ist hierbei vielerorts die Auslastungsgrenze, denn die Nachfrage – vor allem jetzt in den Sommerferien – ist höher als das Angebot.“
Spannend werde in diesem Jahr die Kostenentwicklung sein. „Schon letztes Jahr war ein Urlaubstag im eigenen Land mit durchschnittlich 99 Euro etwas teurer als im europäischen Ausland“, sagt Reinhardt. „Für dieses Jahr erwarte ich insgesamt noch höhere Preise – von der Unterkunft bis zum Eis.“
Inlandstourismus könnte dauerhaft boomen
Reinhardt sieht durchaus Anzeichen dafür, dass der Inlandstourismus, besonders auch die Ostseeküste, dauerhaft boomen könnte – also auch nach einem Abflauen der Pandemie. „Eine Renaissance des Inlandstourismus halte ich für recht wahrscheinlich“, sagt er. „Die Gewinner werden nicht nur die bekannten und beliebten Küstenorte sein, sondern auch die vielen kleinen Destinationen quer durch die Republik verteilt, die ,vor der Haustür‘ liegen.“
Wie lange dieser Trend anhalte, hänge davon ab, wie attraktiv Urlaub in Deutschland sei. Reinhardt: „Die natürliche Schönheit ist zweifellos vorhanden, jetzt geht es um ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis, zusätzliche Attraktionen vor Ort und vor allem um Gastfreundschaft und Kundenorientierung.“
Trend zu Kurzreisen
Das Reisejahr 2020 war unter anderem von einem Trend zu Kurzreisen gekennzeichnet. Nur 37 Prozent der Bundesbürger machten einen Urlaub, der fünf Tage oder länger war. In diesem Jahr dürfte das anders sein. „Die Reiseintensität wird auch 2021 unter dem Durchschnitt der vorherigen Jahre liegen, allerdings erwarte ich einen Anstieg gegenüber dem Reisejahr 2020“, sagt Reinhardt. „Einerseits schaffen Tests und Impfungen mehr Möglichkeiten, anderseits ist die Lust aufs Reisen wieder da. Statt Angst und Zurückhaltung zeigen die Bürger Reiselust und Vorfreude.“
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Vorsichtig noch, etwas tastend, traut sich der einstige Reiseweltmeister Deutschland wieder an den Urlaub heran. Dabei wird vertrautes Terrain bevorzugt. Die Hoteliers an der Ostsee finden das gut, die Ferienhausvermieter in Dänemark ebenso. Etwa 20 Prozent der deutschen Gäste im Nachbarland kamen 2019 – im Vor-Pandemie-Jahr – aus Hamburg. Aktuellere Zahlen gibt es nicht, aber der Prozentsatz dürfte mittlerweile gestiegen sein.
„Die Gäste aus Hamburg sind eine äußerst wichtige Gruppe unter den internationalen Gästen und für uns ein absoluter Kernmarkt“, sagt Mads Schreiner, Leiter des Deutschlandsbüros der dänischen Tourismuszentrale Visit Denmark. „Neben den vielen Gästen im Laufe der Sommermonate freuen wir uns auch sehr, so viele Gäste aus Hamburg außerhalb der klassischen Hochsaison und als Kurzurlauber in Dänemark zu sehen. Wir sind sehr stolz, die beliebteste ausländische Destination der Hamburger zu sein.“
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