Hamburg. Vor allem der Umgang mit älteren Kunden beim Thema Strafzinsen ist skandalös.

Früher war Sparen einfach. Man legte jeden Monat Geld auf ein Sparbuch oder Tagesgeldkonto, bekam dafür vier oder fünf Prozent Zinsen und freute sich am Ende eines Jahres darüber, dass sich der eigene Sparfleiß im wahrsten Sinne des Wortes ausgezahlt hatte. Mehrere Generationen von Bankkunden wurden so erzogen – von den eigenen Eltern, den Medien, in der Schule und von den Banken selbst.

Das Motto lautete: Wer spart, hat mehr von seinem Geld. Diese Zeiten sind vorbei. Denn wer heute spart, hat meistens weniger von seinem Geld – zumindest wenn er davon zu viel auf die hohe Kante legt. Denn in solchen Fällen überweisen Banken oder Sparkassen den Kunden nicht einmal mehr Minizinsen. Sie verlangen stattdessen, dass die Kunden Strafzinsen an das Geldinstitut zahlen. Eine paradoxe Situation.

Banken wollen bei Privatkunden Kasse machen

Mehr als 300 Banken und Sparkassen fordern diese sogenannten Verwahrentgelte bereits bundesweit – Tendenz steigend. Die Begründung der Geldinstitute ist einfach, oft zu einfach. Schließlich müssten sie ja selbst Zinsen für Sichtguthaben an die Europäische Zen­tralbank (EZB) überweisen, diese Kosten würden sie lediglich an ihre Kunden weitergeben. Dabei verschweigen viele Institute, dass ihnen die EZB äußerst großzügige Freibeträge einräumt, die pauschale Strafzinsen ab 25.000, 50.000 oder auch 100.000 Euro Sparguthaben von Privatkunden nicht rechtfertigen.

Die Wahrheit ist: Nicht wenige Banken versuchen mit dem Verweis auf die EZB-Strafzinsen, bei ihren Privatkunden Kasse zu machen. Nun ließe sich an dieser Stelle ausführlich darüber sinnieren, ob die Negativzinspolitik der EZB, welche die Geschäftsbanken durchaus vor Herausforderungen stellt, noch Sinn macht. Vieles spricht dagegen. Dennoch rechtfertigt die wenig überzeugende Geldpolitik der EZB keinesfalls das aktuell inakzeptable Verhalten vieler Banken und Sparkassen gegenüber ihren Kunden.

Banken üben Druck auf ältere Kunden aus

Denn das wirklich Skandalöse an den Negativzinsen ist nicht die Tatsache, dass private Geldinstitute versuchen, Geld, das die EZB von ihnen verlangt, von ihren eigenen Kunden einzufordern. Es ist vor allem die Art und Weise, wie viele Banken und Sparkassen ihre zweifelhafte Politik umsetzen. Da werden Kunden am Telefon, per Mail oder Brief massiv unter Druck gesetzt, Halbwahrheiten inklusive.

Vor allem ältere, langjährige Kunden geraten ins Visier der sogenannten Bankberater. Die knallharte Botschaft: Sie müssen die Negativzinsen akzeptieren, sonst kündigen wir Ihnen! Zugleich werden über 80-Jährige in Aktien-, Immobilienfonds oder sogar Rentenversicherungen gedrängt. Dass diese Produkte ab einem bestimmten Alter kaum noch Sinn machen, das ist vielen der sogenannten Bankberater egal. Hauptsache, das Geldinstitut verdient an Gebühren und Provisionen. Schämt euch, Banker!

Hamburger sollten nicht zu schnell unterschreiben

Was können die Kunden nun machen? Der wichtigste Tipp lautet: einen kühlen Kopf bewahren! Man sollte sich von Experten in Verbraucherzentralen beraten lassen und auf keinen Fall zu schnell eine Vereinbarung über ein sogenanntes Verwahrentgelt unterschreiben. Zum einen liegt noch kein abschließendes Gerichtsurteil zu der Rechtmäßigkeit der Strafzinsen vor, zum anderen gibt es weiterhin viele seriöse Banken, die kein Verwahrentgelt nehmen.

So kann es sich auch für ältere Kunden lohnen, zumindest einen Teil ihres Ersparten auf das Konto bei einer anderen Bank umzuschichten. Und wenn es hart auf hart kommt, die Kündigung tatsächlich kurz bevorsteht, sollten auch ältere Kunden darüber nachdenken, sich für ihr gesamtes Vermögen eine neue Bank zu suchen. Denn nach Drohungen und Falschberatungen ist das Vertrauensverhältnis zum alten Institut ohnehin zerstört.