Scharbeutz. Nächtliche Feiern am Strand eskalieren. Nun engagieren Strandkorbvermieter und Gemeinde Sicherheitsdienste.
Die Ostsee ist blau, die Sonne glitzert auf dem Wasser. Die Menschen strömen an den Strand. Strandkorbvermieter Clemens Meininghaus und seine beiden Helfer haben alle Hände voll zu tun: Strandkorbschlüssel rausgeben, Kurkarten, Eis oder Kaltgetränke verkaufen und SUP-Boards verleihen. Hier macht der Chef persönlich die Einweisung und zeigt den Kunden, wie sie am besten auf dem Brett knien oder stehen und wie sie das Paddel halten.
Eigentlich ein Tag, wie ihn Meininghaus liebt. Seit 1988 vermietet seine Familie Strandkörbe an Abschnitt 14 im zentralen Strandbereich von Scharbeutz. Seit 2008 führt er den Betrieb. Doch Probleme, die im vergangenen Jahr das erste Mal auftauchten, setzen sich in dieser Saison fort.
Illegale Strandbesucher in Scharbeutz an der Ostsee
So verschaffen sich immer wieder Menschen illegal Zugang über die Dünen zum Strand und besetzen die vermeintlich unbesetzten, tatsächlich aber wegen der Abstandsregeln vorgeschriebenen Freiräume zwischen den Strandkörben. „Das sorgt immer wieder für Ärger und Diskussionen“, sagt Meininghaus. Er ist auch Sprecher der 30 Scharbeutzer Strandkorbvermieter.
Besonders betroffen sind die Korbvermieter im zentralen Strandbereich. Hier landen die Tagesgäste, die von der Autobahn kommen, am schnellsten, und hier wollen sie dann auch parken und an den Strand. „Auf die Idee, sich vorher über den Strandticker zu informieren oder gleich ein bisschen weiter zu fahren, kommen viele gar nicht“, hat Meininghaus festgestellt. Weil sie die Zustände für nicht mehr hinnehmbar halten, haben die Betreiber der besonders zentral gelegenen Strandabschnitte einen Sicherheitsdienst engagiert.
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An sehr sonnigen und warmen Tagen sind die Mitarbeiter einer Hamburger Firma vor Ort. „Sie sind auch viel in der Clubszene im Einsatz und haben ein gutes Gespür für den Umgang mit Menschen, die sich nicht regelkonform verhalten“, sagt Meininghaus, der allein im Juni fast 2000 Euro für den Sicherheitsdienst ausgegeben hat. Vor dem Hintergrund, dass die Strandkorbvermieter vor Corona dreimal so viele Besucher an ihre Strände lassen konnten und durch die Einlassbeschränkungen ohnehin schon gebeutelt sind, ist das besonders bitter.
Jugendliche zerbrechen am Ostseestrand Flaschen
Dazu kommt ein hässlicher Trend aus dem Corona-Sommer 2020, der sich in dieser Saison fortsetzt und sogar noch verstärkt. Insbesondere an den zentralen Strandabschnitten treffen sich abends immer wieder feierwütige Jugendliche, die bis zum frühen Morgen Unmengen an Alkohol trinken und dann Strandkörbe aufbrechen oder sogar zerstören.
„Wir haben mittlerweile Angst um unsere Einnahmequellen, die Strandkörbe“, sagt Meininghaus und weist auf die hellbraunen Korbstühle mit den gestreiften Polstern und dem dicken „M“ hinten drauf. Dazu kommt die Verunreinigung der Strandabschnitte. „Der Müll wird regelmäßig liegengelassen. Außerdem gilt es in diesem Jahr wohl als Sport, Flaschen zu zerschlagen.“ Meininghaus ist schockiert. „Dieses respektlose Verhalten und diese Feierwut, bei der man sich exzessiv betrinkt und dann an fremdem Eigentum vergreift – das gab es hier in dieser Form bislang nicht.“
Feiernde an der Ostsee – "Hemmschwelle ist gesunken"
Auch Dennis Sontopski, Hauptamtsleiter von Scharbeutz, sagt: „Feiernde Jugendliche am Strand waren immer ein latentes Problem, aber die Hemmschwelle, fremdes Eigentum zu zerstören ist gesunken, die Respektlosigkeit gewachsen.“ Seit Jahren engagiere die Gemeinde zusätzlich zu den „Strandläufern“, die Kurkarten und Abstandsregeln kontrollieren, einen Sicherheitsdienst, der nachts an den Stränden nach dem Rechten sehe.
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Doch der Umfang habe sich erhöht – insbesondere durch die Pandemie. Wenn die Strandpatrouille Verstöße gegen den Jugendschutz feststelle und die Jugendlichen zu viel Alkohol getrunken oder sogar etwas zerstört hätten, werde die Polizei gerufen.
Polizei im Sommer mit mehr Beamten an der Ostsee
Die sei ohnehin in der Saison, also vom 1. Mai bis zum 30. September, mit mehr Beamten als sonst vor Ort. Dazu nehme sie wöchentlich eine Gefahreneinschätzung vor, die – ähnlich wie der Strandticker – wie ein Ampelsystem funktioniere. „Grün bedeutet schlechtes Wetter, Orange trocken und kühl, und Rot eine laue Sommernacht“, erklärt Sontopski.
Dem Vernehmen nach hat die Gemeinde bereits mehr Polizei angefordert. Meininghaus würde begrüßen, wenn das genehmigt würde. „Die Polizei ist immer nur da, wenn etwas aufgelöst wird“, sagt er. Dabei wäre es doch gut, die Exzesse im Vorfeld zu verhindern.