Der deutsche Versicherungskonzern soll die verschollene Boeing 777 für mehr als 100 Millionen Dollar versichert haben. Der Versicherer hat bereits damit begonnen, seine Leistungen zu zahlen – auch an Angehörige der vermissten Passagiere.
Berlin/München/Kuala Lumpur. Der deutsche Versicherungskonzern Allianz hat mit der Auszahlung einer Millionensumme für das vermisste Flugzeug aus Malaysia begonnen. Das bestätigte Allianz-Kommunikationschef Hugo Kidston am Mittwoch. Neben der Fluggesellschaft Malaysia Airlines erhielten auch die Angehörigen der vermissten Passagiere eine finanzielle Entschädigung, sagte eine Sprecherin des Konzerns in München und bestätigte damit einen Bericht des „Handelsblatts“.
Die Allianz ist Hauptversicherer eines Konsortiums, das die Flotte der Malaysia Airlines versichert hat. Die gesamte Versicherungssumme für die Maschine soll bei mehr als 100 Millionen Dollar liegen. Die Sprecherin äußerte sich nicht dazu. Offen ist auch, wer genau das Geld bekommen habe.
Kidston sagte, die Zahlungen entsprächen gängigen Marktpraktiken und vertraglichen Verpflichtungen in Fällen, in denen ein Flugzeug als vermisst gemeldet werde. Auch „andere Co-Rückversicherer von Luftfahrtkasko- und Haftpflichtpolicen der Malaysia Airlines“ hätten bereits Geld ausgezahlt.
Derzeit versuchen Suchmannschaften aus 26 Ländern, die verschollene Passagiermaschine ausfindig zu machen. Das Flugzeug war am 8. März mit 239 Menschen an Bord auf dem Weg von Kuala Lumpur nach Peking von den Radarschirmen verschwunden.
Tumulte bei Pressekonferenz
Am Mittwoch soll bei einer Pressekonferenz des malaysischen Verkehrsministers Hishammuddin Hussein laut der Süddeutschen Zeitung zu Tumulten gekommen sein. Offenbar versuchten zahlreiche Angehörige der vermissten Flugpassagiere in das Hotelzimmer zu stürmen, wo der Minister sein Statement abgeben wollte.
Die Angehörigen kritisieren seit Tagen das Krisenmanagement und fehlende Informationen zu dem Verschwinden der Maschine. Angehörige chinesischer Passagiere hatten bereits mit Hungerstreik gedroht, falls sie nicht mehr Informationen bekommen.
Bisher haben die Ermittler keine Spur. Es gebe keinen Hinweis, dass das Flugzeug in den chinesischen Luftraum eingedrungen sei, sagte der Sprecher des Außenministeriums, Hong Lei, am Mittwoch in Peking. „Aber es gibt ein großes Areal. Die Suche läuft noch“, ergänzte er.
Nach Ansicht der malaysischen Ermittler dürfte die Boeing der Malaysia Airlines nach ihrem Verschwinden auf dem Weg nach Peking eine von zwei Routen geflogen sein: Der Nordkorridor reicht von Malaysia Richtung Nordwesten über das indisch-pakistanische Grenzgebiet bis nach Kasachstan, der südliche an Indonesien und Australien vorbei in den Indischen Ozean. War das Flugzeug in nördlicher Richtung unterwegs, könnte es auch nach China gelangt sein.
„China hat Satellitendaten auf Anfrage aus Malaysia bereitgestellt“, sagte Hong Lei. Weitere Details zu den Daten wollte er nicht mitteilten. China hat nach eigenen Angaben 21 Satelliten neu ausgerichtet, um das Flugzeug oder eventuelle Wrackteile aufzuspüren. Mehr als 150 der 239 Insassen des verschollenen Flugzeugs waren Chinesen.
Malaysische Ermittlungsexperten haben unterdessen einen US-Medienbericht dementiert, wonach die Kursänderung des verschwundenen Flugzeugs schon vor der Pilotenabmeldung am Boden ins Bordcomputer eingegeben war. Die zeitliche Sequenz sei falsch, sagte Azharuddin Abdul Rahman, Chef der zivilen Luftfahrtbehörde Malaysias, am Mittwoch in Kuala Lumpur. Der US-Sender NBC hatte unter Berufung auf Ermittler berichtet, die Kursänderung sei im Cockpit programmiert gewesen, bevor Copilot Fariq Abdul Hamid sich um 01.19 Uhr mit „Alright, good night“ abgemeldet habe.
Vergangene Woche hatten Medien schon Tage vor der offiziellen Bestätigung berichtet, Militärradar habe die Kehrtwende des Flugzeugs aufgefangen. Das hatten die Malaysier zunächst dementiert. Auch die Information, dass das Flugzeug nach dem letzten Kontakt noch stundenlang weiterflog, erschien Tage vor Bestätigung der Ermittler in der Presse. (ap/dpa)