Hamburg. Die Frauen- und Männer-Nationalmannschaft treten an diesem Wochenende bei den Europameisterschaften in Eidelstedt an.
In der Rolle des Underdogs fühlt sich Mette Zimmat hörbar wohl. Die Kapitänin der deutschen Nationalmannschaft im Siebener-Rugby kommt zum Punkt, sagt aber nie mehr, als sie muss.
Nur passend, dass die Wahl-Frankfurterin, während ihr Team bereits seit Mittwoch in Hamburg residiert, erst am Donnerstagnachmittag still und heimlich durch die Hintertür in ihrer Geburtsstadt zum Fototermin aller 24 Mannschaftskapitäne erschien. Bloß kein großes Gewese, lieber von diesem Freitag bis zum Sonntag die Leistungen auf dem Feld im temporären Stadion am Steinwiesenweg 30 in Eidelstedt beim zweiten Teil der Europameisterschaft sprechen lassen.
Zimmat: "Partyflair erzeugen"
Dann allerdings lässt sich die Bühne nicht vermeiden, sind alle Augen auf Zimmat und ihre Mitspielerinnen sowie ihre männlichen Pendants bei der gleichzeitig ausgetragenen Männer-EM gerichtet. Und das ist auch gut so.
„Wir wollen das deutsche Rugby von seiner besten Seite repräsentieren, Partyflair erzeugen“, sagt Zimmat, deren eigener Fanclub – ihre in Elmshorn lebende Familie sowie Freunde – die Feierstimmung garantieren dürfte.
Deutschland bei Teil eins EM-Siebter
Die EM ist für die 27-Jährige allerdings weit mehr als nur ein Marketingevent für ihre Sportart, zu der sie als 15-Jährige während eines Austauschjahres im Rugby-verrückten Neuseeland kam und die sie wegen „der Mischung aus Physis und Taktik, vor allem aber aufgrund der gelebten Werte“ so schätzt. Mit einer Wiederholung von Platz sieben beim ersten Teil der Kontinentaltitelkämpfe vor drei Wochen an der portugiesischen Algarve gibt sich Zimmat noch nicht zufrieden – obwohl dies eines der Topergebnisse in der vergangenen Dekade wäre und die Qualifikation für den Challenger-Cup bedeuten würde.
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„Unsere Mannschaft ist sehr beständig in ihrer Zusammensetzung. Davon profitieren wir ebenso wie von unserer Vielseitigkeit. Dank unserer Verteidigung haben wir auch eine Chance gegen die großen Nationen“, sagt Zimmat.
Frankreich Topfavorit
Gleich die Auftaktbegegnung gegen das sechstplatzierte Belgien hat vorentscheidenden Charakter für die Positionierung in Richtung Finaltag am Sonntag. „Wir sind auf einem ähnlichen Niveau. Die Belgierinnen haben aber noch an ihren eher enttäuschenden Europaspielen in Krakau zu knabbern, sind absolut schlagbar“, sagt Zimmat, die den zweiten Teil des Abschlusssatzes gegen Topfavorit Frankreich wieder einkassiert:
„Da gebe ich mich keinen Illusionen hin, gegen das stärkste Team des Turniers geht es nur darum, möglichst wenig Punkte zu kassieren.“ Abschlussgegner Rumänien dagegen, letztplatzierter Zwölfter, „müssen wir schlagen“, sagt Zimmat.
Rugby nicht in der Sporthilfe
Viel zu häufig, und damit teilen sie ein Problem mit anderen Sportarten, müssen die deutschen Rugbyspieler – weiblich wie männlich – aber Begleitumstände schlagen, bevor sie sich um die Gegner kümmern können. Die Nationalmannschaften zählen zu den ungeförderten Teams, erhalten keine Sporthilfe und Stipendien. Ein gewaltiger Wettbewerbsnachteil gegenüber Nationen wie Frankreich und Irland, deren Akteure beruflich ungebundener sind und häufiger zu Lehrgängen und Spielen zusammenkommen können.
Aber Zimmat, ganz Kapitänin, verweilt nicht lange im Klagemodus. „Wir können uns ja durch gute Leistungen auch wieder in die Sporthilfe reinspielen“, sagt sie. Eine Einstellung, die typisch für ihre Art des Führens ist: mit gutem Vorbild vorangehen, das Positive sehen, ihrer Gruppe Sicherheit vermitteln.
Frauen starten gegen Belgien, Männer gegen Spanien
Die gebürtige Barmbekerin wiederum wird mit Sicherheit etliche Nationaltrikots auf den Zuschauerrängen ausmachen, die ihr zu Ehren getragen werden. Verstecken kann sich Zimmat dann wirklich nicht mehr. Spätestens, wenn es am Finaltag um richtig viel gehen sollte.
Vorrunde, Männer: Deutschland – Spanien (Fr., 16.57 Uhr), Deutschland – Irland (Sa., 13.02 Uhr), Deutschland – Tschechien (Sa., 16.18 Uhr). Frauen: Deutschland – Belgien (Fr., 11.50 Uhr), Deutschland – Frankreich (Fr., 14.35 Uhr), Deutschland – Rumänien (Sa., 10.50 Uhr).