Hamburg. Gemeinnütziges Unternehmen integriert Menschen mit Behinderung in die Arbeitswelt. Nun muss es Insolvenz anmelden. Die Gründe.
Menschen mit Behinderung in die Arbeitswelt zu integrieren – diese für die Gesellschaft wichtige Aufgabe erfüllt das Hamburger Unternehmen Osterkuss. Der Inklusionsbetrieb zählt 31 Mitarbeitende. „Allein sieben Mitarbeitende kommen aus Werkstätten für Menschen mit Schwerbehinderungen und haben mit ihrer Tätigkeit bei Osterkuss den Sprung in den ersten Arbeitsmarkt geschafft“, sagt Geschäftsführer Burkhard Czarnitzki.
Ob sie allerdings noch lange in dem Betrieb, der insgesamt sogar 16 Schwerbehinderte beschäftigt, tätig sein können, ist fraglich. Denn der Osterkuss gGmbH droht zu Beginn des kommenden Jahres die Schließung. Die Geschäftsführung habe Antrag auf ein Insolvenzverfahren gestellt und prüfe derzeit mit dem vom Amtsgericht Hamburg bestellten vorläufigen Insolvenzverwalter Christoph Morgen, ob und wie Osterkuss zu retten sei, teilte das Unternehmen mit.
Insolvenz: Hamburger Inklusionsbetrieb Osterkuss ringt um seine Existenz
Osterkuss bedient zwei unterschiedliche Geschäftsfelder. Zum einen wird eine eigene Küche betrieben und Catering angeboten. Lokale Unternehmen werden mit Essen beliefert und in der Futterluke an der Stresemannstraße 88 wird montags bis freitags von 11.30 bis 14 Uhr ein Mittagstisch offeriert. Dort werden neben zwei wechselnden Tagesgerichten Klassiker wie Flammkuchen (ab 7,50 Euro), Wraps (ab 7 Euro) oder auch frische Salate (ab 6,50 Euro) verkauft.
Zum anderen werden in der eigenen Druckerei Digitaldrucksachen und Werbetechnikprodukte gefertigt. „Dass man hier, auch wenn man Sachen nicht so gut kann, trotzdem ein vollwertiges Teil des Teams ist“, lobt ein behinderter Mitarbeiter in einer Pressemitteilung die Arbeitsbedingungen in der Druckerei.
Inklusionsbetrieb Osterkuss insolvent – das sind die Gründe
Aber was brachte die Firma, die 2004 aus dem Verein Osterfeld entstanden ist, in Schwierigkeiten? Die Folgen der Corona-Pandemie und steigende Kosten werden als Grund für die wirtschaftliche Schieflage genannt, aus der sich das Unternehmen nicht allein befreien könne. „Ein Inklusionsbetrieb wie Osterkuss ist ohne gesellschaftliche Unterstützung nicht wettbewerbsfähig“, sagt Czarnitzki. Auch wenn er unendlich wertvoll sei.
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„Ein Inklusionsunternehmen lässt sich nicht mit den gleichen Rentabilitätskriterien messen wie andere Wirtschaftsbetriebe“, sagt Kathrin Götz, die kaufmännische Leiterin von Osterkuss. „Wir haben mit dem großen Engagement aller Mitarbeitenden versucht, konkurrenzfähig zu bleiben. Mit den nun nochmals gestiegenen Kosten können wir im Wettbewerb leider nicht mehr mithalten.“
Osterkuss: Die Übernahme durch einen Investor wird angestrebt
Um über Januar kommenden Jahres hinaus weiterarbeiten zu können, werde nun die Übernahme durch einen Dritten angestrebt. „Osterkuss benötigt einen Investor, der aus Überzeugung dabei ist und ein betriebswirtschaftliches Konzept für die beiden Betriebe mitbringt“, sagte der vorläufige Insolvenzverwalter Morgen auf Anfrage unserer Redaktion.
Den Angaben nach ist Osterkuss nur einer von acht Inklusionsbetrieben in Hamburg. Viele größere Unternehmen in Hamburg müssten eigentlich Menschen mit Behinderungen einstellen. Häufig zahlen sie stattdessen aber lieber eine Abgabe.