Hamburg. Baldiges Ende des Gasnetzes sorgt für Anstieg der Netzentgelte. Außerdem steigt der CO₂-Preis auf Erdgas erneut. Wie sich das auswirkt.

Wie beim Strom sorgen im nächsten Jahr auch beim Gas neue Regeln für höhere Kosten für die Hamburger. Nicht nur höhere Gas-Netzentgelte, sondern auch ein steigender CO₂-Preis werden die Gasrechnung erhöhen. Allerdings kommen die Hamburger – anders als bei den Stromnetzentgelten – noch relativ günstig davon. Denn in allen anderen Bundesländern fällt die Erhöhung deutlich höher aus. Doch das dürfte nur ein Aufschub sein.

„Die Gas-Netzentgelte für Haushaltskunden steigen um neun Prozent gegenüber 2024“, sagt Bernd Eilitz, Sprecher der Hamburger Energienetze. Im Schnitt wird der Nettopreis dieses Kostenbestandteils des Gaspreises künftig bei 1,77 Cent je Kilowattstunde (kWh) liegen. Konkret richtet sich der Preis nach der Menge des verbrauchten Erdgases.

Gaspreise in Hamburg: Durchschnittsfamilie zahlt 31 Euro mehr im Jahr

Nach dem Preisblatt der Hamburger Energienetze für 2025 beträgt das Netzentgelt bei einem Jahresverbrauch von 5000 kWh rund 1,93 Cent je kWh, bei einem Verbrauch von 28.000 kWh werden rund 1,67 Cent je kWh an Netzentgelt fällig.

Die Hamburger Energienetze beziffern die jährlichen Mehrkosten für einen Hamburger Privathaushalt mit einem Gasverbrauch von 18.000 kWh auf gut 31 Euro. Insgesamt werden in diesem Beispiel für das Netzentgelt rund 379 Euro im Jahr fällig. Wer nur 5000 kWh benötigt, zahlt rund elf Euro mehr im Jahr, und bei einem Jahresverbrauch von 28.000 kWh betragen die Mehrkosten 46 Euro.

Netzentgelte in Hamburg im Vergleich mit anderen Städten günstig

Ein Vergleich mit anderen deutschen Metropolen zeigt, wie günstig Hamburg abschneidet. In München liegt das durchschnittliche Netzentgelt bei 2,03 Cent/kWh, in Köln bei 2,20 Cent/kWh und in Stuttgart bei 3,07 Cent/kWh. „Vergleicht man unser Hamburger Netzentgelt mit anderen Großstädten, schneiden wir sehr gut ab“, sagt Eilitz.

Das bestätigt auch eine Untersuchung des Vergleichsportals Verivox. Danach hat Hamburg bei den Netzentgelten für Gas die niedrigste Erhöhung unter allen Bundesländern. Im Schnitt steigen die Netzentgelte um 21 Prozent. Am stärksten fällt der Anstieg in Sachsen-Anhalt (38 Prozent) und Sachsen (36 Prozent) aus. Aber auch in Hamburgs Nachbarländern Mecklenburg-Vorpommern (24 Prozent) und Niedersachsen (28 Prozent) steigen die Netzentgelte überdurchschnittlich. In Schleswig-Holstein beträgt die Erhöhung 18 Prozent.

Starker Rückgang der Gasanschlüsse ab dem Jahr 2030 erwartet.

Das Heizungsgesetz zwingt perspektivisch immer mehr Haushalte, sich vom Erdgas zu verabschieden. Bis 2045 möchte Deutschland klimaneutral sein. Das ist spätestens das Ende der herkömmlichen Gasheizung. Mehr als 100.000 Hamburger wollen, dass Hamburg dieses Ziel schon fünf Jahre früher erreicht. Perspektivisch wird diese Entwicklung dazu führen, dass das Gasnetz von immer weniger Kunden genutzt wird und die Kosten des Netzentgeltes auf weniger Kunden verteilt werden müssen.

Noch gibt es rund 160.000 Hausanschlüsse für Erdgas in Hamburg. Die Zahl soll bis 2030 weitgehend stabil bleiben. Die Hamburger Energienetze rechnen jedoch zwischen 2030 und 2045 mit einem signifikanten Rückgang der Erdgasanschlüsse in der Stadt. Das würde dann die Netzentgelte weiter in die Höhe treiben. „Wenn weniger Kunden am Netz sind, bezahlt der Rest die Infrastruktur“, sagte die kaufmännische Geschäftsführerin Gabriele Eggers. Das Ende des klassischen Erdgasnetzes ist derzeit gesetzlich für 2045 festgelegt.

Bundesnetzagentur ermöglicht schnellere Abschreibung von Gasnetzen

Vor diesem Hintergrund hat die Bundesnetzagentur neue Abschreibungsregeln festgelegt. „Gasnetzbetreiber können jetzt schon eine mögliche Stilllegung ihrer Gasnetze ab frühestens 2035 in ihre Abschreibungen einkalkulieren, was zu einem Anstieg der Gasnetzentgelte führt“, sagt Thorsten Storck, Energieexperte bei Verivox.

Damit sollen laut Bundesnetzagentur extreme Preissprünge zum Ende der Nutzung des Gasnetzes für die verbliebenen Kunden vermieden werden. Um die wirtschaftliche Stabilität der Netzbetreiber während der Wärmewende zu sichern, sehen die neuen Abschreibungsregeln eine Flexibilisierung der Nutzungsdauer und Abschreibungsmethoden für die Gasnetzinfrastruktur vor, die auf die Kunden zum Teil abgewälzt werden. Ohne diese Maßnahmen wäre später eine Versechzehnfachung der Netzentgelte möglich.

Deutlich höhere Netzentgelte sind in Hamburg nur aufgeschoben

Der niedrige Anstieg der Netzentgelte für Gas in Hamburg dürfte nur ein Aufschub sein. Wie es von den Hamburger Energienetzen heißt, werden die neuen Abschreibungsregeln voraussichtlich in Hamburg erst 2026 greifen, während sie andere Städte schon für 2025 eingepreist haben.

Neben den Netzentgelten fließen aber noch andere Abgaben in den Gaspreis ein. Dazu zählen Gasspeicherumlage, Energiesteuer und CO₂-Abgabe. Auch die CO₂-Steuer steigt mit Jahresbeginn erneut. Ab 1. Januar 2025 steigen die Kosten für den Ausstoß einer Tonne Kohlendioxid um zehn Euro auf 55 Euro. Das verteuert die kWh Erdgas um 0,22 Cent, berechnete Verivox für das Abendblatt. Die durch den CO₂-Preis verursachten Kosten für ein Einfamilienhaus mit einem Jahresverbrauch von 18.000 Kilowattstunden Gas erhöhen sich von 175 Euro auf 214 Euro, also um 39 Euro.

Gaspreise in Hamburg: Preisgarantie schützt nicht vor höheren Abgaben

Auch Kunden mit bestehenden Lieferverträgen für Erdgas und einer Preisgarantie müssen sich zum Jahresanfang auf Preiserhöhungen von ihrem Versorger einstellen, denn auch eine Preisgarantie beinhaltet meist nicht eine Änderung der staatlichen Abgaben.

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Den aktuellen Gaspreis beziffert Verivox auf 11,24 Cent/kWh. Bei einem Jahresverbrauch von 18.000 kWh zahlt ein Hamburger Haushalt 2023,20 Euro. Bei unverändertem Gaspreis wären das im nächsten Jahr mit höheren Netzentgelten und höherer CO₂-Steuer rund 70 Euro mehr.

Mit Blick auf den Winter steigt der Gaspreis auch an den Beschaffungsmärkten wieder. Die Megawattstunde Erdgas zur Lieferung im Dezember kostet aktuell 42,52 Euro. Das sind 22 Prozent mehr als im September.