Hamburg. „Hanseatic inspiration“ von Hapag-Lloyd Cruises wurde wegen schwerer Mängel abgemahnt. Was die Schiffstester oft monieren. Die Hintergründe.

Peinliches Ergebnis für die Hamburger Kreuzfahrtreederei Tui Cruises, die auch fünf noble Schiffe unter der Marke Hapag-Lloyd Cruises betreibt: Bei einer Inspektion durch das Vessel Sanitation Program (VSP) der US-Gesundheitsbehörde CDC wurden an Bord der „Hanseatic inspiration“ schwerwiegende Hygienemängel festgestellt.

Nun muss gründlich geputzt werden. Die Firmenzentrale am Heidenkampsweg gibt sich entsprechend zerknirscht und verspricht Besserung.

Kreuzfahrt: Hapag-Lloyd-Schiff fällt mit nur 62 Punkten durch

Das Expeditionsschiff, das auf luxuriöse Fahrten zu entlegenen Zielen spezialisiert ist, erhielt bei der Routinekontrolle in den USA nur 62 von 100 möglichen Punkten – die bislang schlechteste Bewertung im gesamten Testumfeld. Eine Punktzahl unter 85 gilt laut den Richtlinien des CDC als „nicht zufriedenstellend“. Die Prüfer fanden unter anderem einen von Maden befallenen, verwesenden Vogel unter einem Außengrill sowie dicke, braune Rückstände an einem Bierzapfhahn. Auch die Lagerung von Lebensmitteln ließ zu wünschen übrig: Milch, Flusskrebse und rohe Eier wurden nicht ausreichend gekühlt.

Die Inspektoren kritisierten zudem die mangelnde Aufsicht in den Küchenbereichen. Supervisoren hätten es versäumt, kritische Lebensmittelverarbeitungsprozesse ausreichend zu überwachen, wodurch gefährliche Praktiken zugelassen wurden. Diese Mängel sind besonders problematisch, da eine unzureichende Hygiene auf Kreuzfahrtschiffen die Verbreitung von Krankheiten wie der Magen-Darm-Grippe (Norovirus) begünstigen kann.

Kreuzfahrt: Tui Cruises hat Mängel beseitigt und Arbeitsgruppe eingesetzt

Da andere Schiffe von Tui Cruises und Hapag-Lloyd bei den CDC-Kontrollen bislang stets deutlich über den CDC-Grenzwerten lagen, liegt ein spezielles Crew-Versagen auf der „Hanseatic inspiration“ nahe. In der Firmenzentrale ist man entsprechend verärgert und erklärt deutlich, dass die Kontrolle Konsequenzen haben werde. Was auch nötig ist, denn bei wiederholten Verstößen gäbe es sonst Probleme beim Anlaufen von US-Häfen.

Wörtlich heißt es auf Abendblatt-Nachfrage: „Die Gesundheit der Gäste und der Crew hat für Hapag-Lloyd Cruises stets oberste Priorität. Seit Jahren erfüllen wir die strengen Hygienevorgaben vorbildlich und deutlich über dem Mindestmaß. Der Vorfall spiegelt in keiner Weise die operative Exzellenz wider, für die unsere Schiffe stehen. Sofort haben wir die Mängel beseitigt, uns intensiv mit den Ursachen beschäftigt und der Behörde einen Korrekturbericht vorgelegt. Eine Arbeitsgruppe aus internen und externen Experten überwacht und begleitet die Umsetzung der Maßnahmen, um unsere hohen Ansprüche dauerhaft sicherzustellen.“

Kreuzfahrt: Was die Tester auf anderen Schiffen kritisiert haben

Besser, aber auch nicht mängelfrei wurden von der CDC auch andere bekannte Kreuzfahrtschiffe beurteilt. Die „Caribbean Princess“ von Princess Cruises und die „Carnival Breeze“ von Carnival Cruises zum Beispiel wurden mit jeweils 86 Punkten bewertet – zwar noch „zufriedenstellend“, aber weit entfernt von den perfekten 100 Punkten, die das Ziel der Inspektionen sind. Auch auf diesen Schiffen wurden Hygienemängel festgestellt, die die Gesundheit der Passagiere beeinträchtigen könnten. In den Küchen der „Caribbean Princess“ zum Beispiel wurden Fliegen und krabbelnde Insekten entdeckt, während auf dem Außendeck Essensreste und Schmutz gefunden wurden.

Auf der „Carnival Breeze“ wiederum wurden Lebensmittel – darunter Chilis, Tomaten und Käse – im Freien gelagert, wo sie dem Regen und der Kälte ausgesetzt waren. Zudem gab es Probleme mit den Abfallentsorgungsstationen, die überquollen, was die Hygiene weiter verschlechterte. Auch bei der Schädlingsbekämpfung traten auf einigen Schiffen Defizite auf, etwa unvollständige Rattenabwehrmaßnahmen.

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Auch die luxuriöse „Evrima“ von Ritz-Carlton Yacht Collection und die „MSC Magnifica“ fielen negativ auf. Letztere erhielt ebenfalls 86 Punkte, weil die Crew nach eigener Aussage nicht wusste, ob Kabinen von Passagieren mit Magen-Darm-Erkrankungen richtig gereinigt und desinfiziert worden waren. MSC Cruises versicherte jedoch schnell, dass alle Mängel inzwischen behoben worden seien und das Inspektionsergebnis nicht den aktuellen Zustand des Schiffes widerspiegele. „Viele der festgestellten Mängel erforderten nur geringfügige Maßnahmen, die sofort umgesetzt wurden“, so die Reederei. „Unsere Schiffe erreichen regelmäßig Bewertungen in den 90er-Bereichen.“

Die CDC führt im Rahmen ihres Vessel Sanitation Programs jährlich zwei unangekündigte Inspektionen auf Kreuzfahrtschiffen durch, die US-Häfen anlaufen. Ziel ist es, die Verbreitung von Infektionskrankheiten zu verhindern, insbesondere von durch Lebensmittel und Wasser übertragenen Krankheiten wie der Norovirus-Gastroenteritis. Diese Kontrollen umfassen die Überprüfung von acht Schlüsselbereichen, darunter die Küchen, die Lagerung von Trinkwasser, Schwimmbecken, Whirlpools und die Schädlingsbekämpfung an Bord.

Kreuzfahrt: Kosmos Schiff ist besonders anfällig für Infektionen

2024 gab es laut dem CDC bereits zehn Krankheitsausbrüche auf Kreuzfahrtschiffen. Diese sind komplexe, geschlossene Systeme, die Menschen aus aller Welt auf engstem Raum zusammenbringen. Die Bedingungen an Bord können die Ausbreitung von Krankheiten fördern. Wenn die Hygiene nicht strikt eingehalten wird, steigt das Risiko von Krankheitsausbrüchen erheblich.

Auch wenn die meisten Schiffe in den Inspektionen gut abschneiden, zeigen die aktuellen Fälle, dass selbst renommierte Anbieter nicht vor gravierenden Hygienemängeln gefeit sind. Passagiere, die sich vor ihrer nächsten Kreuzfahrt über den Hygienestandard informieren möchten, können die Ergebnisse der VSP-Inspektionen auf der CDC-Website einsehen und sich einen Überblick über den Zustand ihres gewählten Schiffes verschaffen.

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