Hamburg. Überraschung für Gäste der Hamburger Reederei: Weil man sich nicht auf neue Regeln einigen konnte, wird nun die Konsequenz gezogen.

Schiffsreisen im Orient gehören seit vielen Jahren zu den beliebten Urlaubsformen auf dem Wasser. Neben der Weltstadt Dubai werden dabei auch andere Häfen in den Vereinigten Arabischen Emiraten angefahren, zudem Ziele wie das eigenständige Katar und der Oman.

Da auch Saudi-Arabien künftig verstärkt vom Kreuzfahrttourismus profitieren will und – wenn die Nahostkrise einmal beigelegt ist – Häfen wie Dschidda mehr Touristen anziehen sollen, wurde im Arabischen Golf ebenfalls bereits ein saudisches Kreuzfahrtziel etabliert: Dammam. Doch sorgte das nicht bei allen Passagieren für Begeisterung, da der Anlauf dort strengen Regularien unterliegt.

Kreuzfahrten im Orient bei Aida, TUI Cruises und MSC beliebt

Reedereien wie Aida Cruises, MSC, Costa und TUI Cruises hatten Dammam in ihre vergangenen Routings eingebaut, um in der Region ein noch weitgehend unentdecktes Ziel anzubieten. Dammam ist mit knapp 750.000 Einwohnern die Hauptstadt der Provinz asch-Scharqiyya. Der King Abdul Aziz Port von Dammam ist laut MSC Cruises einer der größten Häfen am Arabischen Golf (den die Iraner natürlich lieber Persischen Golf nennen).

Zu den Sehenswürdigkeiten zählen unter anderem der König-Fahd-Park und das Dammam National Museum sowie in der Nähe die Oase al-Ahsa, die zum Unesco-Welterbe gehört.

Wie viele Orte an der Küste der Arabischen Halbinsel war auch Dammam früher ein kleines Nest, das hauptsächlich von (Perlen-)Fischerei lebte. Erst als im großen Stil Erdöl gefunden und gefördert wurde, entwickelte sich daraus eine Metropole. Da die Zeit des Öls jedoch allmählich zu Ende geht, versuchen die Golfstaaten, den Tourismus auszubauen, auch den mit Schiffen.

Nach Streit um Alkohol: TUI Cruises streicht Hafen und routet um

Das Problem: Wenn internationale Schiffe anlegen, haben die Gäste nicht immer Verständnis dafür, dass vor Ort womöglich andere Sitten und Gebräuche herrschen. Konkret geht es bei Dammam um die Themen Alkohol und Schweinefleisch, beides wird von den sunnitischen Moslems in Saudi-Arabien strikt abgelehnt und ist deshalb auch den ankommenden Schiffen verboten, zumindest während des Aufenthalts. Das unterscheidet Dammam von anderen arabischen Zielen, wo diese Regeln, wenn sie denn überhaupt streng ausgelegt sind, nur beim Landgang eine Rolle spielen.

TUI Cruises streicht Hafen Dammam jetzt komplett aus dem Routing

TUI Cruises hatte bereits früher seine Gäste ermahnt, die speziellen Restriktionen in Saudi-Arabien zu berücksichtigen. Zudem war seit 1. Dezember ein neues Visum Pflicht. So heißt es in einem Hinweis der Reederei von 2023: „Für Ihren Landgang in Saudi-Arabien benötigen Sie ein kostenpflichtiges elektronisches Transitvisum (Transit Visa by Sea). Dieses Transitvisum beantragen Sie vor Reisebeginn online (...). Wenn Sie kein Transitvisum beantragen, können Sie die Kreuzfahrt dennoch antreten, verbringen den Tag in Saudi-Arabien jedoch an Bord.“ Und weiter: „Im Königreich Saudi-Arabien ist neben dem Konsum von Alkohol auch der Verzehr von Schweinefleisch während unserer Liegezeit in Dammam verboten. Wir halten ein umfangreiches Angebot an Alternativen bereit.“

Zwar hat die Reederei versucht, von den lokalen Behörden einige Erleichterungen bezüglich der Vorschriften zu bekommen, doch wurde daraus nichts. Deshalb zieht man nun die Konsequenz und streicht den Aufenthalt der dafür bislang vorgesehenen „Mein Schiff 4“ in Saudi-Arabien ganz aus dem Routenkalender. Gäste sollen auf ihren Reisen ab Dubai und Doha stattdessen länger woanders bleiben, etwa in Abu Dhabi oder auf Sir Bani Yas.

TUI Cruises: „Unsere Wünsche konnten nicht umgesetzt werden“

Wörtlich heißt es von TUI Cruises: „Im Winter 2023/24 haben wir mit der Mein-Schiff-Flotte erstmalig im Hafen von Dammam in Saudi-Arabien festgemacht, um unsere Reisen im Orient noch abwechslungsreicher zu gestalten. Zum Hafen von Dammam und zu den besonderen Verhaltensregeln, die während des Aufenthalts in Saudi-Arabien gelten, haben wir viel Feedback von unseren Gästen erhalten. Deshalb standen wir bis zuletzt sehr eng mit den örtlichen Behörden und Agenturen im Austausch, um das Reiseerlebnis in Dammam zu verbessern: Neben einem attraktiveren Ausflugsprogramm und Kapazitäten in ausreichender Menge haben wir uns unter anderem um die Erlaubnis zum Ausschank von alkoholischen Getränken bemüht.“

Doch ohne Erfolg, wie die Reederei bestätigt: „Leider konnten unsere Wünsche trotz intensiver Verhandlungen nicht umgesetzt werden. Aus diesem Grund haben wir uns dazu entschieden, den Hafen von Dammam/Saudi-Arabien zukünftig nicht mehr anzulaufen und ihn kurzfristig durch eine attraktive Alternative zu ersetzen – denn so können wir Ihnen die uneingeschränkte Vielfalt unserer Premium-Inklusivleistungen anbieten. Alternative ist jetzt Sir Bani Yas in den Arabischen Emiraten. Den neuen Hafen auf dieser Route wird die ,Mein Schiff 4‘ am 20. November 2024 nach einem verlängerten Aufenthalt in Dubai ansteuern.“ Am darauffolgenden Tag lege die „Mein Schiff 4“ dann im Hafen von Abu Dhabi an, anschließend werde die Reise wie geplant fortgeführt.

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Aida Cruises und MSC Cruises haben Dammam derzeit nicht im Fahrplan, heißt es auf Abendblatt-Anfrage. Dort gebe es deshalb aktuell auch keine Änderungen im Orientrouting. Allerdings sind beide Anbieter wie alle anderen auch in der Region vom Nahostkonflikt betroffen, Fahrten durch den Suezkanal finden auf absehbare Zeit nicht statt. Schiffe, die von Europa in den Orient oder nach Asien rotieren sollen, nehmen derzeit den langen Umweg über Südafrika in Kauf. Mit der Konsequenz, dass einige langfristig geplanten Passagen vor allem im östlichen Mittelmeer nun nicht mehr stattfinden können.

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