Hamburg. Herbstbelebung? Arbeitslosenquote in Hamburg bleibt auf hohem Niveau. Was gegen den Fachkräftemangel in der Pflege getan werden soll.

Der Hamburger Arbeitsmarkt bleibt auch im September im Krisenmodus. Nach Angaben der Arbeitsagentur waren in Hamburg im September dieses Jahres exakt 90.005 Menschen arbeitslos, das sind 7361 mehr als im Vorjahresmonat und entspricht einem Anstieg von 8,9 Prozent. Die Arbeitslosenquote stieg zugleich binnen eines Jahres von 7,6 im September 2023 auf aktuell 8,1 Prozent.

Mehr als die Hälfte der Arbeitslosen hat keine abgeschlossene Berufsausbildung (56,4 Prozent). Die Altersgruppe mit der höchsten Arbeitslosigkeit sind die 50 bis 55 Jahre alten Hamburger (26.181). Die 15- bis 25-Jährigen machen 7,7 Prozent der Arbeitslosen aus. Weniger als ein Drittel der mehr als 90.000 Erwerbslosen ist langzeitarbeitslos (27.152), das sind 7,9 Prozent mehr als im Vorjahresmonat. Der Ausländeranteil an den Arbeitslosen liegt bei 41,2 Prozent, was einer absoluten Zahl von 37.105 Personen entspricht.

Arbeitsmarkt Hamburg: Zahl der Arbeitslosen sinkt erstmals seit vier Monaten

Die höchste Arbeitslosigkeit herrscht im Bezirk Hamburg-Mitte, dort war im September 2024 jeder zehnte Mensch (10,1 Prozent) ohne Arbeit. Der Bezirk Eimsbüttel hat derweil die geringste Arbeitslosenquote (6 Prozent). Im Bezirk Wandsbek sank die Zahl der Erwerbslosen um fast 400 Menschen zum August auf weniger als 20.000, das entspricht einer Quote von 7,5 Prozent. Harburg meldet 9,6 Prozent, Bergedorf 8,5 Prozent, Altona 8,1 Prozent und Hamburg-Nord 7,6 Prozent. Einen Zuwachs an Arbeitslosen gab es im Vergleich zum Vorjahresmonat in allen Hamburger Bezirken.

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Dennoch finden sich auch gute Nachrichten in den neuen Statistiken. In diesem September ist die Zahl der Arbeitslosen in Hamburg erstmals seit Mai 2024 wieder gesunken. Es werden aktuell 1857 weniger Erwerbslose als im August registriert – ein Rückgang von zwei Prozent. „Endlich spüren wir den erhofften Aufschwung, denn die Herbstbelebung auf dem Arbeitsmarkt hat eingesetzt“, sagt Sönke Fock, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Hamburg. Zudem habe die Zahl der gemeldeten freien Arbeitsstellen im September mit 14.495 einen neuen Jahreshöchststand erreicht.

Arbeitsmarkt Hamburg: Pflegekräfte fehlen – trotz vieler neuer Stellen im Gesundheitsbereich

Vor allem im Gesundheitsbereich gibt es nach wie vor große Personalengpässe – obwohl es in dieser Branche laut Arbeitsagentur einen massiven Personalaufbau gebe. Der Großteil der Fachkräfte in der Pflege (72,6 Prozent) ist in der Gesundheits- und Krankenpflege beschäftigt, weniger als ein Drittel arbeitet in der Altenpflege.

Allerdings sind in Altenheimen deutlich mehr sogenannte Pflegehelfer tätig (47,6 Prozent) als in der Gesundheits- und Krankenpflege, wo Angestellte auf Anforderungsniveau eines Helfers nur 12,6 Prozent ausmachen. Pflegehelfer haben keine Ausbildung in der Pflege, anders als Pflegefachkräfte, die eine dreijährige Ausbildung absolvieren müssen.

Pflegekräfte: 75 Prozent der Beschäftigten in der Pflege sind Frauen

Der Bedarf an Pflegekräften ist nach wie vor hoch, auch bedingt durch den demografischen Wandel. Das Gesundheitswesen verbuchte laut Arbeitsagentur im September dieses Jahres 2000 neue Stellen in Hamburg, im sogenannten Wirtschaftsbereich Heime und Sozialwesen kamen noch einmal 1200 Stellen hinzu.

„Der Bereich der medizinischen und pflegerischen Berufe hat eine hohe Systemrelevanz und der Bedarf an gut ausgebildeten Fachkräften ist höher denn je“, sagt Fock. Der Anteil von Frauen an Angestellten in der Pflege liege bei 75 Prozent. Daher sei es wichtig, den Beschäftigten individuelle Lösungen anzubieten, um den Familienalltag und berufliche Aspekte unter einen Hut zu bekommen.

Albertinen-Krankenhaus setzt auf Ausbildung und ausländische Pflegekräfte

Das Albertinen-Krankenhaus habe viele Maßnahmen ergriffen, um Fachkräfte im Pflegebereich zu gewinnen, sagt Alberto Correia, Pflegedirektor des Krankenhauses. „Dazu gehört nicht zuletzt die Rekrutierung aus dem Ausland. Wir freuen uns aktuell über 15 neue Kolleginnen und Kollegen aus Mexiko.“

Der Fachkräftemangel stelle für das Unternehmen eine große Herausforderung dar, sagt Matthias Scheller, Vorsitzender der Konzerngeschäftsführung der Immanuel Albertinen Diakonie. „Wir setzen auf die Ausbildung von Pflegekräften in der eigenen Schule und schaffen attraktive Arbeitsplätze, etwa durch flexible Arbeitszeitmodelle und Benefits.“ Von der Politik erwarte er einen spürbaren Bürokratieabbau zur Entlastung der Beschäftigten, aber auch finanzielle Soforthilfen für Krankenhäuser und eine Krankenhausreform unter echter Einbeziehung der Bundesländer und Krankenhausverbände, so Scheller.