Hamburg. Seit Montagnachmittag hat das Papier mehr als zehn Prozent an Wert verloren. Das hat viel mit Problemen im Hamburger Kupferwerk zu tun.

Erst am Freitagabend hatte der Hamburger Kupferkonzern eine Erfolgsmeldung in eigener Sache verbreitet: Um 21 Uhr deutscher Zeit nahm das erste große Werk von Aurubis auf dem nordamerikanischen Markt offiziell den Betrieb auf. Die mehr als 700 Millionen Euro schwere Investition in den USA ist ein wichtiger Vorstoß auf einen weiteren Kontinent. Von seinem Walzwerk in den Vereinigten Staaten hatte sich der Konzern erst wenige Wochen zuvor getrennt.

In Richmond gewinnt Aurubis nun Kupfer aus Recycling-Schrott. Ein willkommener Nebeneffekt ist, dass dabei auch wertvolle Edelmetalle wie Silber, Gold, Platin gewonnen werden. Sowie allerlei andere Metalle, die im Zuge der Digitalisierung gebraucht werden.

Aktie von Aurubis stürzt ab – was ist da los auf der Veddel?

Doch schon drei Tage später ereilte den Börsenkurs des Konzerns das, was für gewöhnlich als Absturz bezeichnet wird. Binnen weniger Stunden fiel der Wert einer Aurubis-Aktie am Montag um mehr als 10 Prozent von knapp 71 in den Bereich von 63 Euro. Dieser Trend setzte sich nach dem Handelsstart am Dienstagmorgen zunächst fort: Aurubis-Papiere verloren zeitweise weitere mehr als drei Prozent. Als dann am Vormittag die Zahl 61 vor dem Komma stand, setzte allerdings eine Gegenbewegung ein, und der Kurs bewegte sich wieder Richtung des Schlusskurses am Montagabend.

Aurubis: Ergebnis 2023/24 liegt „unter Markterwartungen“

Was ist da los auf der Veddel? Dem Absturz am Montag war eine weitere Mitteilung aus der Konzernzentrale an der Hovestraße vorausgegangen. Das vorläufige operative Ergebnis vor Steuern (EBT) des am 30. September endenden Geschäftsjahres 2023/24 werde etwa 410 Millionen Euro betragen. Das sei mehr als im Vorjahr und liege im Rahmen der eigenen Prognose, „allerdings unter den Markterwartungen“, gab Aurubis bekannt.

Aurubis: Werk Hamburg kommt nach Stillstand schwer in Gang

Es folgten weitere Zahlen und Einschätzungen aus dem Konzern, die Anleger und Investoren offensichtlich alarmierten und zum Verkauf von Aurubis-Papieren animierten. So teilte das Unternehmen mit, im vierten Quartal sei der Betrieb im Hamburger Stammwerk „unter Plan“ gelaufen. Das Ergebnis im Juli, August, September werde mit 75 Millionen Euro unter dem Vergleichsquartal des Vorjahres (92 Millionen Euro) liegen.

Der Grund: Nach einem mehrwöchigen planmäßigen Wartungsstillstand der Kupferhütte im Sommer sei die Produktion langsamer als gedacht wieder angelaufen. Wörtlich heißt es in der Mitteilung: . „Nach Abschluss des Wartungsstillstands in Hamburg benötigte die anschließende Hochlaufphase mehr Zeit, um einen geregelten Betrieb sicherzustellen, als ursprünglich geplant.“

Neuer Aurubis-Chef blickt verhalten auf nächstes Geschäftsjahr

Hinzu kam dann noch ein verhaltener Ausblick des neuen Vorstandsvorsitzenden Toralf Haag, der seit 1. September im Amt ist, auf das nächste Geschäftsjahr. „Nach einem soliden Ergebnis im laufenden Geschäftsjahr rechnen wir für 2024/25 mit mehr Gegenwind auf unseren Beschaffungsmärkten“, sagte er. Nicht direkt eine Gewinnwarnung, aber die Prognose von 300 bis 400 Millionen Euro für das kommende Jahr liegt unter der für das laufende.

Analysten ändern Meinung: Aurubis-Papiere halten, nicht kaufen

Es war eine Mitteilung, deren Folgen über einen womöglich nur kurzzeitigen Kursrückgang hinausgehen. Denn die Aktienanalysten von zwei Finanzinstituten, die den Konzern regelmäßig beobachten, senkten ihre Prognose. Die Privatbank Hauck Aufhäuser und die DZ Bank, die bislang den Kauf von Aurubis-Papieren empfohlen hatten, raten jetzt nunmehr dazu, die Aktien der Hamburger zu halten.

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Analyst Cornelis Kik (Hauck Aufhäuser) erklärte, Aurubis habe die Erwartungen verfehlt. Zuvor hatte er der Aktien einen Kurs von 88 Euro zugetraut, jetzt sind es 58 Euro. Dirk Schlamp von der DZ Bank sagte, die Kennziffern für das vierte Quartal und der Ausblick hätten „negativ überrascht“. Er senkte das Kursziel von 80 auf 58 Euro. Zu einer ganz ähnlichen Einschätzung kommt auch Christian Obst von der Baader Bank. Er sagte, die von Aurubis genannten Zahlen seien „schlechter als erwartet“. Gleichwohl, und anders als seine Kollegen, beließ es Obst jedoch bei der Empfehlung, Aurubis zu kaufen. Er sieht das Kursziel weiterhin bei 90 Euro.

Aurubis: Aktienkurs sinkt auch am Dienstagvormittag

Bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Am späten Dienstagvormittag notierte das Papier bei genau 62,00 Euro. Gegenüber dem Schlusskurs nach dem Absturz am Montag hatte es zu diesem Zeitpunkt weitere gut 1,8 Prozent an Wert verloren.