Hamburg. Exklusive Zahlen für die Metropolregion. Obwohl Anschlüsse vorhanden sind, können viele Hamburger nicht schnell surfen. Woran das liegt.
Glasfaseranschlüsse sind derzeit bundesweit begehrt, versprechen sie doch besonders schnelles Surfen im Internet. Auch in Hamburg und dem Umland wird in vielen Gebieten gebuddelt und gebaggert, um die Leitungen unter die Erde zu bringen. Doch wie genau sind die Hansestadt sowie die angrenzenden Regionen mit Glasfaser ausgestattet? Dazu gibt es nun neue Ergebnisse des Online-Vergleichsportals Verivox, die dem Abendblatt exklusiv vorliegen.
Nach dieser Analyse liegt die Abdeckung mit Glasfaser bis ins Haus oder Gebäude in Hamburg bei immerhin 68,1 Prozent. Das ist nach München mit 68,3 Prozent der zweitbeste Wert aller untersuchten Großstädte. „Beide Metropolen liegen nicht nur deutlich oberhalb der bundesweiten Glasfaserverfügbarkeit von 32 Prozent, sondern lassen unter den zehn größten deutschen Städten alle anderen deutlich hinter sich“, heißt es in der Untersuchung.
Glasfaser: Viele Anschlüsse in Hamburg – aber es gibt einen Haken
Köln erreicht danach eine Abdeckung von 40 Prozent, Frankfurt am Main 30 Prozent. Berlin, Dortmund, Stuttgart, Essen und Leipzig reihen sich laut Studie zwischen 20 und 30 Prozent ein. Düsseldorf als Schlusslicht der zehn größten Städte ist lediglich zu 15 Prozent mit Glasfaser versorgt.
Dass die Glasfaserversorgung in Hamburg gut fortgeschritten ist, liegt unter anderem am Einsatz einer zentralen Koordinierungsstelle für Glasfaserausbau vor Ort“, sagt Jörg Schamberg, Telekommunikationsexperte bei Verivox. Die vom Portal ausgewerteten Daten basieren vor allem auf dem aktuellen Breitbandatlas der Bundesnetzagentur.
Guckt man genauer in die Hamburger Bezirke, so können sich auch diese Quoten sehen lassen. „Die innerstädtischen Unterschiede sind geringer als in anderen Großstädten: Alle Bezirke liegen bei einer Glasfaserabdeckung zwischen 57 und 84 Prozent“, heißt es in der Auswertung. Am besten mit Glasfaser versorgt ist danach Hamburg-Nord: Hier wird eine Abdeckung von 84 Prozent erreicht. Harburg ist derweil mit 57 Prozent der am schlechtesten ausgebaute Bezirk. Am zweitbesten mit 76 Prozent schneidet Hamburg-Mitte an.
Schnelles Internet: Im Umland ist die Ausstattung zum Teil besser
Allerdings hat der hohe Glasfaseranschlusswert in Hamburg einen Haken. Zwar verfügt deutlich mehr als die Hälfte der Gebäude über einen Glasfaseranschluss, doch kann dieser häufig von den Bewohnern nicht genutzt werden. Denn nicht selten reicht das Glasfaserkabel zwar bis ins Gebäude, zum Beispiel in den Keller, aber nicht weiter in die Wohnräume.
Aber genau dort benötigt man den Anschluss, um schnell surfen zu können. „Hier gibt es noch Luft nach oben. Die ausbauenden Internetbetreiber müssten mehr Wert auf die Kompletterschließung legen“, sagt Schamberg. „Die letzten Meter sind beim Glasfaserausbau entscheidend und sollten nicht vergessen werden.“
Glasfaser: Es gibt ein Problem in Hamburg
Schaut man auf die bereits verlegten Hausanschlüsse, ist auch das Hamburger Umland zum Teil sehr gut ausgebaut. Die sieben angrenzenden Landkreise weisen laut Verivox eine Quote zwischen 62 Prozent (Landkreis Stormarn) und 86 Prozent (Landkreis Herzogtum-Lauenburg) auf.
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Insgesamt vier Landkreise sind sogar besser mit Glasfaser versorgt als Hamburg – neben Herzogtum-Lauenburg sind das Segeberg, Cuxhaven und Stade (alle drei zwischen 71 und 77 Prozent). Blickt man aber auf die gesamte Fläche der benachbarten Bundesländer, so hat Hamburg mit 68 Prozent die Nase vorn gegenüber 59 Prozent in Schleswig-Holstein und 54 Prozent in Niedersachsen.
Glasfaserausbau: Stadt Hamburg steigt bei Willy.tel ein
Und Hamburg macht weiter Tempo bei den Glasfaseranschlüssen. So hatte die Stadt jüngst bekannt gegeben, dass sie sich über die Hamburger Gesellschaft für Vermögens- und Beteiligungsmanagement (HGV) mit 49,9 Prozent an Willy.tel beteiligen wird. 150.000 Haushalte hat das Wandsbeker Familienunternehmen nach eigenen Angaben bereits an das eigene Glasfasernetz angeschlossen. Nun sollen bis 2034 rund 100.000 weitere hinzukommen.
Wie aus der Mitteilung des Senats an die Bürgerschaft im Juli hervorging, zahlt die HGV für den Einstieg bei Willy.tel insgesamt 88,8 Millionen Euro. Bis zum Herbst 2024 sollen nach Angaben des Senats zudem möglichst alle notwendigen Zustimmungen für die Übernahme erteilt worden sein. Dann könnte bereits Anfang 2025 mit dem weiteren Glasfaserausbau begonnen werden.