Hamburg. Mindestpreise für Häuser liegen bei 25.000 Euro. Auch Äcker und Feldwege sind im Angebot. Wo und wann Versteigerungen stattfinden.
Soll es ein reetgedecktes Anwesen in Ostseenähe sein, eine außergewöhnliche Finnhütte im Ostseebad Damp oder lieber zwei eher schlichte Häuschen mitten im Wald? Für Hamburger wird es künftig einfacher, solche Ferien- und Freizeitobjekte zu ersteigern. Das Rostocker Auktionshaus Norddeutsche Grundstücksauktionen (www.NDGA.de) verlegt seine regelmäßigen Versteigerungen in die Hansestadt. Erstmals Anfang März und künftig viermal pro Jahr wechseln im Reimarussaal der Patriotischen Gesellschaft an der Trostbrücke Ferienhäuser im Norden, aber auch ziemlich ungewöhnliche, bisweilen gar skurrile Immobilien meistbietend den Besitzer.
„Wir haben Aufträge von Verkäufern aus der gesamten Region zwischen der niederländischen und der polnischen Grenze. Deshalb rücken wir jetzt stärker ins Zentrum, um für alle Interessenten, die persönlich an der Auktion teilnehmen wollen, gut erreichbar zu sein“, sagt der NDGA-Vorstand und Auktionator Kai Rocholl über die Verlegung der vierteljährlichen Versteigerungen von Rostock an die Elbe. Das Angebot reicht vom Luxusanwesen bis zu Flurstücken, mit denen auf den ersten Blick eigentlich niemand etwas anfangen kann. Wer teilnehmen möchte, sollte sich mindestens vier Tage vor der Auktion bei NDGA anmelden.
Auktion in Hamburg: Reetdach-Anwesen an der Ostsee kommt unter den Hammer
Das Top-Objekt im Katalog für die erste Hamburger Auktion am 7. März ist ein 7-Zimmer-Wohnhaus unter Reet in Börgerende nahe Heiligendamm an der Ostsee in Mecklenburg. 214 Quadratmeter Wohnfläche, fast drei Hektar Grundstück, auf dem auch ein Gäste-Bungalow steht. Mindestgebot: 990.000 Euro. Es ist eine Immobilie, um die sich eine Bieterschlacht entwickeln könnte, die den Preis deutlich nach oben treibt. „Bei besonders begehrten Objekten mit vielen Interessenten klettert der Preis schon mal in überraschende Höhen“, weiß Auktionator Rocholl. Wer letztlich den Zuschlag erhält, muss dem Auktionshaus zudem ein Aufgeld auf den Versteigerungspreis zahlen.
Unter den Hammer kommt bei der Frühjahrsauktion auch ein 60-Quadratmeter-Ferienappartment an der Marina im vorpommerschen Ueckermünde zum Mindestpreis von 140.000 Euro. Für eine sogenannte Finnhütte, ein Nur-Dach-Ferienhaus in Damp an der Ostsee in Schleswig-Holstein, wollen die Besitzer mindestens 290.000 Euro erlösen. „Wir sind gut darin, Objekte zu verkaufen, die viele gern hätten“, sagt Rocholl. Will heißen: Anbieter einer besonders interessanten Immobilie hätten bei einer Auktion die Chance, diese schneller und zu einem besseren Preis zu verkaufen, als wenn sie einen Makler mit der Vermarktung beantragen.
Ostsee-Ferienhaus in Damp auch in Hamburger Auktion
„Wir sind aber auch sehr gut darin, Objekte zu verkaufen, die keiner will“, sagt der Auktionator. Tatsächlich finden sich im Katalog des Frühjahrsauktion eine Reihe von Häusern mit erstaunlich niedrigem Mindestpreis. Die Schnäppchenobjekte sind allerdings auch mit reichlich Mängeln und Makeln behaftet. So ist das ehemalige Gemeindehaus von Schönhausen (Landkreis Mecklenburgische Seenplatte) schon ab 25.000 Euro zu haben, nur ist der denkmalgeschützte Backsteinbau von 1880 baulich und technisch nicht gerade auf dem neuesten Stand. Ein extrem schmuckloses Wohnhaus in Strasburg (Landkreis Vorpommern-Greifswald) könnte bereits für 29.800 Euro ersteigert werden. Die Fotos im Katalog zeigen jedoch: Im Mauerwerk klaffen Risse.
Deutlich mehr Geld als den Mindestpreis von 35.000 Euro sollte auch ein neuer Besitzer des einsam und tief inmitten von Wald gelegenen Doppelhauses bei Ehra-Lessien (Landkreis Gifhorn) zur Verfügung haben. Handwerkliches Geschick wäre wohl auch hilfreich. Das einst von Forstarbeitern bewohnte Gebäude ist sanierungsbedürftig und derzeit nicht beheizbar.
Ostsee: Auktionator versteigerte ein Stück Strand
„Wir haben sogar schon Hochbunker erfolgreich versteigert“, sagt Rocholl. Im vergangenen Jahr auch ein Stück Ostseestrand an der Wohlenberger Wiek zwischen Boltenhagen und Wismar. Der neue Eigentümer nahm dabei in Kauf, dass er damit eine weit ins Meer hinausragende Betonmole miterwarb und künftig gegen unbefugtes Betreten absichern musste.
Besonders gern erinnert sich der Auktionator an die äußerst lukrative Versteigerung einer ehemaligen Kaserne im Osten. 70.000 Quadratmeter Fläche, bestanden von zahlreichen Ruinen. „Abriss- und Entsorgungskosten waren höher als der Mindestpreis, das Grundstück hatte einen negativen Wert.“ Gleichwohl ging das frühere Militärgelände für 1,5 Millionen statt für die anfangs aufgerufenen 25.000 Euro weg. Die Bieter trieben den Preis nach oben, weil man dort einen Solarpark errichten durfte.
In der ersten Hamburger Auktion sind zudem allerlei Äcker, Wiesen, Wälder, freie Grundstücke mit unklarem Baurecht im Angebot. Verkäufer wie die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben und die Bodenverwertungs- und -verwaltungs GmbH des Bundes (BVVG) versuchen, über die NDGA Flurstücke loszuschlagen, für die sie keine Verwendung haben. Zum Schnäppchenpreis ab 100 Euro werden gar ein Stück Graben und ein Feldweg feilgeboten. Nur: Wer kauft so etwas?
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„Landwirte zum Beispiel, die ihre Flächen abrunden wollen oder auch Naturschutzorganisationen“, sagt Rocholl. Nicht selten dienen Flurstücke ohne erkennbaren wirtschaftlichen Nutzen auch als Ausgleichsflächen für Eingriffe in die Natur an anderer Stelle. So wie eines der ungewöhnlichsten Grundstücke, die beim Auktionshaus bislang den Besitzer wechselte: Ein seit Jahrzehnten nicht genutzter, gerade einmal sechs Meter breiter, aber acht Kilometer langer Bahndamm. „Gekauft hat ein Unternehmen, das andernorts gebaut und die Auflage hatte, im Gegenzug 40.000 Bäume zu pflanzen. Es war eine Win-win-win-Situation. Der Verkäufer war glücklich, der Käufer war glücklich, wahrscheinlich waren Pflanzen und Insekten auch glücklich.“
Ostsee: Auch im Sommer werden Ferienobjekte versteigert
Repräsentativ für die folgenden Versteigerungen sei das noch überschaubare Ferien- und Freizeit-Immobilien-Angebot im Frühjahr allerdings nicht, versichert Kai Rocholl. „Verkäufer von Ferienobjekten halten sich im Winter eher zurück.“ Für die Sommerauktion Ende Mai in der Patriotischen Gesellschaft jedenfalls seien schon mehrere interessante Objekte fest angemeldet – „auch an der schleswig-holsteinischen Ostseeküste“.