Hamburg. Angeschlagener Modekonzern hat zwar einen Käufer gefunden. Doch die Läden übernimmt der britische Investor nicht. Ausverkauf läuft.

Es ist eine Nachricht, die Brancheninsider schon länger befürchtet haben. Der Modekonzern Esprit schließt bis zum Jahresende seine Läden in Deutschland. Das geht aus einer Mitteilung des Unternehmens vom Freitag hervor. Betroffen sind auch mehrere Standorte in Hamburg.

Danach wurde zwar ein Käufer für die insolvente Unternehmensgruppe gefunden und eine Grundlagenvereinbarung mit den Gläubigerausschüssen vereinbart. Der britische Investor Alteri Partners übernimmt aber nur die Esprit-Markenrechte für Europa samt Lizenzen und Schnittmustern. Eine Fortführung des Geschäftsbetriebs der Esprit Europe GmbH und der sechs weiteren Gesellschaften sei nicht vorgesehen, heißt es. Zum Kaufpreis machte Esprit keine Angaben.

Endgültiges Aus: Esprit schließt Filialen in Hamburg

In der Zentrale in Ratingen sowie in den 56 Esprit-Läden bundesweit arbeiten derzeit etwa 1300 Beschäftigte, die in den nächsten Tagen ihre Kündigungen bekommen sollen. Esprit hatte bereits in der vergangenen Woche verkündet, mit Betriebsräten Verhandlungen über Sozialpläne und Interessenausgleich zu führen.

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In Hamburg gibt es Esprit-Standorte in den ECE-Einkaufszentren Elbe-Einkaufszentrum in Osdorf, im Alstertal-Einkaufszentrum in Poppenbüttel, im Phoenix-Center in Harburg und in der Hamburger Meile in Barmbek-Süd, außerdem im Mercado in Ottensen und im Quarree in Wandsbek. Zudem sind in den Galeria-Kaufhäusern an der Mönckebergstraße, in Eimsbüttel und in Poppenbüttel drei weitere Esprit-Shops. Noch wurden die Standorte und die Vermieter nicht informiert, wie es weitergeht. „Wir gehen aber davon aus, dass die Filialen in unseren Centern betroffen sind“, sagt ECE-Sprecher Lukas Nemela.

Esprit: 1300 Beschäftigte verlieren ihren Job

Wie viele Beschäftigte in Hamburg ihren Job verlieren, hatte das Unternehmen zunächst auf Anfrage nicht mitgeteilt. Schon zum 1. August war mit der Eröffnung der regulären Insolvenzverfahren für die deutschen Gesellschaften die Zahlung des Insolvenzgeldes durch die Arbeitsagentur ausgelaufen. Kurios: Aktuell sucht Esprit neue Beschäftigte.

„Wir suchen Verkäufer in Voll- und Teilzeit“ steht auf einem großen Schild im Einkauf der Filiale in Ottensen. Angeboten werden eine Vergütung nach Tarifvertrag, 30 Tage bezahlter Urlaub, Urlaubs- und Weihnachtsgeld sowie 50 Prozent Personalrabatt. Auch Posten für Aushilfen sind zu vergeben. Offenbar will Esprit damit den Lagerverkauf in den Läden weiterführen, der seit der Insolvenzanmeldung Mitte Mai läuft. Kleider, Blusen, Hosen, T-Shirts und Accessoires aus der aktuellen und vorherigen Saisons werden zu deutlich reduzierten Preisen mit hohen Rabatten angeboten.

Esprit schließt alle Filialen
Trotz Kündigungswelle: Esprit sucht neue Beschäftigte. © Hanna-Lotte Mikuteit | Hanna-Lotte Mikuteit

Esprit ist weltweit in rund 40 Ländern aktiv. Die Geschäfte außerhalb von Europa sind von der Insolvenz nicht betroffen. Die Hauptgesellschaft des Konzerns, die Esprit Holding, sitzt in Hongkong. Deutschland ist jedoch der wichtigste Markt für den Konzern. Für die bekannte Modemarke war es nicht die erste Krise.

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Schon kurz nach dem Ausbruch der Corona-Pandemie Anfang 2020 hatte Esprit sich in die Insolvenz in Eigenverwaltung geflüchtet. Für die Rettung waren die Hälfte der damals 100 Filialen in Deutschland geschlossen und 2000 der 6000 Stellen weltweit gestrichen worden. Auch in Hamburg hatte das Unternehmen zahlreiche Läden geschlossen. In der Hamburger Innenstadt gibt es inzwischen keinen Esprit-Shop mehr.

Endgültiges Aus: Esprit schließt Filialen in Hamburg

Nach Angaben des Unternehmens soll Esprit als Marke in absehbarer Zeit weitergeführt werden. Produkte unter dem Label würden demnach weiter hergestellt und in Deutschland verkauft – in welcher Form, ist bisher nicht bekannt. Investor Alteri gehört unter anderem das Modeunternehmen CBR Fashion mit den bekannten Marken Street One und Cecil. Auch Baby Walz gehört zum Alteri-Portfolio.