Hamburg. Der Modehändler verkauft in den Läden Lagerware zu stark reduzierten Preisen. Über die Zukunft wird auch in Hongkong entschieden.
Seit Wochen hängen die Rabattschilder in den Schaufenstern: Kleider, Blusen, Hosen, T-Shirts und Accessoires gibt es beim Modehändler Esprit zu deutlich reduzierten Preisen mit Rabatten von bis zu 60 Prozent. Auch in Hamburger Filialen läuft der Lagerverkauf mit Waren aus der aktuellen und vorherigen Saisons.
Die Esprit Europe GmbH mit Sitz in Ratingen (Nordrhein-Westfalen) sowie sechs weitere Gruppengesellschaften hatten Mitte Mai Insolvenz in Eigenverwaltung angemeldet. Die gute Nachricht: Der Geschäftsbetrieb in allen 56 Esprit-Filialen in Deutschland wird fortgesetzt. Ziel ist eine Sanierung des Unternehmens.
Aber inzwischen steigt die Unsicherheit, wie es für die Gruppe mit insgesamt 1500 Beschäftigten weitergeht. Und damit auch für die sechs Hamburger Standorte, unter anderem in Ottensen, im Wandsbek Quarree und im Elbe Einkaufszentrum (EEZ). „Wir haben noch keine Informationen bekommen“, sagte EEZ-Centermanager Gerhard Löwe auf Abendblatt-Anfrage. Die Zahlung des Insolvenzgeldes durch die Arbeitsagentur endet in zwei Wochen. Die Eröffnung des regulären Insolvenzverfahrens ist zum 1. August geplant.
Esprit-Insolvenz: Wie geht es mit Hamburger Filialen weiter?
„Es gibt keinerlei Entscheidungen zu Filialschließungen oder zum Filialnetz insgesamt bei den insolventen deutschen Esprit-Gesellschaften“, teilte ein Esprit-Sprecher dem Abendblatt mit. Zu den Rabattaktionen sagte er: Teilweise fänden Abverkaufsmaßnahmen statt, um Lagerbestände abzubauen und das operative Geschäft im Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung zu finanzieren.
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Wie es weitergeht, hänge jetzt von den Vorstellungen potenzieller Investoren für Esprit ab. Den Angaben zufolge verhandelt die Geschäftsführung derzeit mit mehreren Interessenten über Fortführungskonzepte. Das Problem: Jeder mögliche Investor muss parallel mit der Esprit-Zentrale in Hongkong eine Einigung über die Markenrechte erzielen, da diese Rechte nicht bei den insolventen deutschen Gesellschaften liegen, so der Sprecher.
Esprit-Insolvenz: Hoffnung nach Vereinbarung mit Hongkong?
Jetzt gibt es möglicherweise einen Hoffnungsschimmer. Für die Markenrechte wurde offenbar eine Einigung erzielt. Diese sieht nach Informationen der Funke Mediengruppe vor, das operative, insolvente Geschäft gemeinsam mit Rechten für Marke, Lizenzen für die Produktion sowie den Internetdomains an einen neuen Geldgeber zu verkaufen. Das Unternehmen wollte aus Gründen der Vertraulichkeit keine weiteren Einzelheiten nennen.
Für die bekannte Modemarke ist es nicht die erste Krise. Schon kurz nach dem Ausbruch der Corona-Pandemie Anfang 2020 hatte Esprit sich in die Insolvenz in Eigenverwaltung geflüchtet. Für die Rettung waren die Hälfte der 100 Filialen in Deutschland geschlossen und 2000 der 6000 Stellen weltweit gestrichen worden. Auch in Hamburg hatte das Unternehmen zahlreiche Läden geschlossen. In der Hamburger Innenstadt gibt es inzwischen keinen Esprit-Shop mehr.