Hamburg. Zahl der Erwerbslosen steigt auf fast 90.000. Dabei sind nicht nur Jugendliche sehr oft ohne Arbeit. Die Fakten hinter den Zahlen.
Das Gros der Unternehmen sucht händeringend Personal, doch die offiziell registrierten Arbeitslosen in Hamburg werden zugleich immer mehr. Angebot und Nachfrage scheinen auf dem hiesigen Arbeitsmarkt nicht zusammenzupassen. So legte auch im Juli 2024 die Zahl der bei der Arbeitsagentur gemeldeten Erwerbslosen gegenüber dem gleichen Vorjahresmonat um satte 9,3 Prozent auf aktuell 89.661 Personen zu.
Damit liegt die Arbeitslosenquote in der Hansestadt bei 8,1 Prozent, im Juni waren es noch 7,8 Prozent gewesen. Im Juli 2023 notierten die Statistiker eine Quote von im Vergleich geringen 7,5 Prozent.
Agentur für Arbeit meldet mehr Arbeitslose in Hamburg – eine Altersgruppe fällt auf
„Die schwache konjunkturelle Lage Deutschlands hält weiter an, die Verunsicherung von Unternehmen und Konsumenten und Konsumentinnen ist weiterhin hoch. Nun haben in Hamburg auch die Sommerferien begonnen, was den Arbeitsmarkt saisonal typisch zusätzlich schwächt, denn die Ferien- und Urlaubszeiten sorgten in der Vergangenheit immer für einen Anstieg der Arbeitslosigkeit“, sagt Arbeitsagentur-Geschäftsführer Reinhold Wellen in einer ersten Reaktion auf die schlechten Zahlen. Und weiter: „Es zeichnet sich ab, dass der erhoffte Wirtschaftsaufschwung – zumindest vorerst –weiter auf sich warten lässt.“
Interessant ist ein genauer Blick hinter die Zahlen. Denn eine Gruppe sticht dort besonders negativ hervor: Die Hamburgerinnen und Hamburger, die älter als 50 Jahre sind. Fast jeder dritte Arbeitslose in der Stadt (29,2 Prozent) fällt aktuell in diese Altersgruppe. Ihre absolute Zahl ist allein zum Vormonat um 461 auf 26.151 Personen gestiegen. Die Babyboomer-Generation scheint aktuell sowohl freiwillig (eigene Kündigung/Vorruhestandsregelung) oder unfreiwillig (Kündigungen durch Arbeitgeber/Insolvenzen/gesundheitliche Gründe) aus dem Berufsleben auszuscheiden.
Die Babyboomer verabschieden sich aus dem Job
Zu den genauen Gründen macht die Arbeitsagentur zwar keine Angaben, teilt aber mit: „Wenn ältere Menschen arbeitslos werden, ist der Rückgang in Erwerbstätigkeit meistens schwieriger. Die Gründe dafür sind unter anderem in der eigenen Erwartungshaltung begründet. Es zeigt sich aber auch, dass diese Gruppe weniger digital nach neuen Stellen schaut. Gesundheitliche Faktoren spielen hier ebenfalls eine Rolle.“
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Auch die Gruppe der 15- bis 25-Jährigen unter den Arbeitslosen wächst. Mittlerweile sind 8884 junge Menschen ohne Arbeit – ein Plus von 9,4 Prozent zum Juli 2023. Die Arbeitsagentur begründet dies unter anderem damit, dass im Juli noch nicht alle Jugendlichen ihre Ausbildung oder ihr Arbeitsverhältnis begonnen haben und sich für die Überbrückungszeit arbeitslos melden.
Zudem sei der Anstieg der Arbeitslosenzahlen auch auf die Zuwanderung junger Menschen zurückzuführen. Ohnehin übe Hamburg als Metropolregion eine „hohe Sogwirkung“ auch auf Ausländer aus, heißt es von der Arbeitsagentur. Derzeit seien exakt 37.001 Menschen mit Migrationshintergrund in der Stadt arbeitslos gemeldet, darunter auch Menschen, die Bürgergeld beziehen.
Auch bundesweit legte die Zahl der Arbeitslosen im Juli stärker zu als sonst im Sommer üblich. Wie die Bundesagentur für Arbeit am Mittwoch schriftlich mitteilte, stieg die Zahl der Menschen ohne Job im Vergleich zum Vormonat um 82.000 auf aktuell 2,809 Millionen. Die Quote lag bei 6,0 Prozent, also deutlich unter dem Hamburger Wert. Gegenüber Juli 2023 stieg die Zahl der Arbeitslosen in ganz Deutschland sogar um 192.000 Menschen. Als ein Grund wurde die schwache Konjunktur angeführt.