Hamburg. Verbraucherschützer aus Hamburg prüft Rezeptur des neuen Ferrero-Produkts und fragt: Steckt wirklich Nutella drin? Was Ferrero sagt.

Wohl niemand hatte erwartet, dass das Eis von Nutella gesund sein würde. Auch Verbraucherschützer Armin Valet nicht. Fest erwartet hätte der Experte für Lebensmittel und Ernährung bei der Verbraucherzentrale Hamburg hingegen, dass in der neu eingeführten Nutella-Eiscreme tatsächlich Nutella steckt. Das ist Valets Einschätzung nach aber nicht der Fall. Doch das ist nicht der einzige Punkt, den der Lebensmittelchemiker am Ferrero-Produkt kritisiert: Für ihn gleicht das Eis zudem einer Mogelpackung.

Seit dem 3. Juni dieses Jahres steht sie in den Kühlregalen vieler Supermärkte: die neue Eiscreme von Nutella. In einem braunen, zylinderförmigen Eisbecher wird sie verkauft. Stolze 5,49 Euro kostet ein Becher mit 470 Milliliter Inhalt im Supermarkt um die Ecke. Für Valet der erste Grund für Kritik: „Das ist ein deftiger Preis – auch im Vergleich zu anderen hochpreisigen Eissorten wie Häagen-Dazs oder Ben & Jerry’s.“

Mogelpackung? Verbraucherzentrale Hamburg kritisiert neues Nutella-Eis

Und nicht nur das: Laut dem Lebensmittelexperten ist das Eis eine Luftnummer. Durch einen sogenannten Luftaufschlag werde das Volumen von Eiscreme nach oben getrieben. Das ist zwar bei der Eisherstellung üblich und sorgt für die cremige Konsistenz. Im Fall von Nutella sei der Aufschlag aber vergleichsweise hoch: Beim 470-Milliliter-Becher bekommen die Verbraucherinnen und Verbraucher gerade mal 230 Gramm Eis. Das sind mehr als 100 Prozent Luftaufschlag.

Zwar seien bei Industrieeis Luftaufschläge von bis zu 150 Prozent erlaubt. Bei handwerklicher Speiseeisproduktion, wie etwa in Eisdielen, sind in der Regel Aufschläge von maximal 40 Prozent üblich. Und auch bei der Konkurrenz bleibe von einem 470-Milliliter-Becher immerhin 400 Gramm Eis übrig. Valet rät Verbraucherinnern und Verbrauchern dazu, die Eispreise anhand des Gewichts, nicht anhand des Volumens in Form der Literangabe zu vergleichen.

Viel Luft im Eis – dafür aber auch viele Zusatzstoffe und Aromen

Außerdem kritisiert Valet die zahlreichen Zusatzstoffe und Aromen, die im Eis von Nutella stecken – in der gleichnamigen Streichcreme aber nicht enthalten sind. Und noch etwas machte den Lebensmittelexperten beim Blick auf die Inhaltsstoffe stutzig: Im Eis ist kein Palmöl enthalten, sondern Kokosnussöl und Sonnenblumenöl.

„Nicht dass wir das umstrittene Öl vermissen würden“, sagt Verbraucherschützer Valet. Aber es sei eben nicht die Originalrezeptur der Streichcreme im Nutella-Eis enthalten. Basis ist eine abgeänderte Nuss-Nougat-Creme. „Die Leute kaufen die Eiscreme nur, weil ‚Nutella‘ daraufsteht“, ist Valet überzeugt. „Aus unserer Sicht ist das irreführend.“ Und wie reagiert Ferrero auf all diese Kritikpunkte?

Andere Rezeptur im Nutella-Eis als in der Streichcreme: So reagiert Ferrero

Verbraucherschützer Valet erhält dieselben Textbausteine von der Ferrero-Pressestelle per E-Mail wie auch das Abendblatt auf Anfrage bei dem Konzern. „Um die richtige Konsistenz und Cremigkeit von Nutella im Speiseeis bei Tiefkühltemperaturen zu gewährleisten, haben wir uns für die Verwendung von Sonnenblumenöl entschieden“, heißt es darin.

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Man habe bei der Nutella-Eiscreme die „perfekte Komposition“ gefunden, um „die Cremigkeit und den Geschmack von Nutella auch in einer gefrorenen Variante anbieten zu können“. Dabei sei ein gewisser Lufteinschlag notwendig, „um die gewünschte Konsistenz, Cremigkeit, das Aussehen und damit das gewohnte Geschmackserlebnis zu erreichen“.