Hamburg. Wie ein kultiger Hamburger Hutladen in der City die Pandemie überstand – und welche Hüte im Sommer 2025 angesagt sein werden.

Taylor Swift kam nicht vorbei. Obwohl Sabine Falkenhagen sich gefreut hätte. Immerhin verschlug es in den vergangenen Wochen die Anhängerinnen und Anhänger der Sängerin – genannt „Swifties“ – in das Traditionsgeschäft Hut Falkenhagen. Vor allem auf eines hatten sie es abgesehen: Cowboyhüte. Ein Erkennungszeichen unter Swift-Fans.

Das Familienunternehmen im Rathausquartier, das Sabine Falkenhagen und ihr Cousin Jens in vierter Generation gemeinsam führen, schafft es, Jung und Alt zu verbinden. Die alten Eichenschränke, in denen schon Gründerin Anna Falkenhagen vor über 100 Jahren ihre Ware auslegte, wurden aufbereitet und bekamen eine neue, helle Außenverkleidung. Aber nicht nur die Inneneinrichtung kombiniert Moderne mit historischen Elementen, auch das Angebot an Hüten und Mützen soll ein breites Publikum ansprechen.

Taylor Swift: In diesem Hamburger Traditionsgeschäft kaufen ihre Fans ein

Da betritt etwa eine junge Frau mit ihrer Mutter das Geschäft und setzt eine Kangolmütze auf – das Kängurulogo der Schirmmütze auf die Stirnseite gedreht, so, wie es gerade angesagt ist. Sabine Falkenhagen muss grinsen. „Wir haben die Mützen seit 30 Jahren im Angebot“, sagt die Unternehmerin. „Jetzt werden sie wieder gekauft wie verrückt.“ Y2K ist zurück, nicht erst seit gestern: die Mode der 2000er-Jahre.

Die über 100 Jahre alten Eichenschränke aus Gründungszeiten finden sich noch heute in dem Hutgeschäft.
Die über 100 Jahre alten Eichenschränke aus Gründungszeiten finden sich noch heute in dem Hutgeschäft. © FUNKE Foto Services | Marcelo Hernandez

Die Türglocke schellt, und eine Familie, vermutlich Touristen, betritt den Laden. Sie suchen nach Sonnenhüten. Ein elegant gekleideter Mann, Stammkundschaft bei Falkenhagen, probiert derweil Panamahüte auf. 10.000 Hüte und Mützen liegen in den Regalen, im Schaufenster und auf den Metallhutständern auf etwa 150 Quadratmetern Ladenfläche aus – für jeden Geschmack und Anlass ist etwas dabei.

Hutgeschäft: Mützen und Hüte kosten zwischen 25 und 3000 Euro

Der Laden zählt zu Hamburgs Traditionsgeschäften: 1916, mitten im Ersten Weltkrieg, gründete Anna Falkenhagen ihr Hutgeschäft an der Schanzenstraße. Das Familienunternehmen überstand zwei Weltkriege und mehrere Umzüge – und wird von Generation zu Generation weitergegeben. Wie hält man sich so lang?

„Wir sind Fachkräfte, das wissen unsere Kunden zu schätzen“, sagt Sabine Falkenhagen. „Und wir verkaufen hochwertige Produkte zu einem angemessenen Preis.“ Zwischen 25 und 3000 Euro kosten die Hüte und Mützen im Geschäft. Zu einem großen Teil sind die Hüte selbst gemacht: Hinten im Laden sitzt Jutta Schepers an ihrer Werkbank.

Jutta Schepers fertigt in der Werkstatt des Geschäfts Hut Falkenhagen die Hutkollektion.
Jutta Schepers fertigt in der Werkstatt des Geschäfts Hut Falkenhagen die Hutkollektion. © FUNKE Foto Services | Marcelo Hernandez

Etwa 300 Hüte fertigt Schepers hier im Jahr. Weitere 300 bereitet sie auf: repariert, weitet oder reinigt sie. Sogar Kurse bietet die Modistinmeisterin an. Modist/in – so heißt der Ausbildungsberuf für Hutmacher inzwischen. Innerhalb eines Wochenendes können Interessierte in der Werkstatt von Falkenhagen ihren eigenen Hut fertigen. Kostenpunkt: 250 Euro plus etwa 100 Euro Materialkosten. Aber nicht nur das Fachwissen hält den Laden am Laufen, sondern auch die Atmosphäre im Geschäft.

Der Verkaufsraum wirkt hell und weitläufig, die Möbel sind modern. Hier ist nicht die Zeit stehen geblieben. „Wir lassen uns von aktuellen Modetrends inspirieren“, sagt Sabine Falkenhagen. Das gilt nicht nur für die eigene Hutkollektion, sondern auch für die übrigen Hüte und Mützen, die sie für ihr Geschäft hinzukaufen.

Für jedes Wetter die passende Kopfbedeckung

Bei der jüngeren Zielgruppe sind derzeit vor allem Fischerhüte, Wende- oder Baskenmützen gefragt. Aber auch Klassiker wie Panamahüte, Borsalinos, Fedoras oder Schirmmützen werden gut verkauft. Im Sommer sind Strohhüte mit UV-Schutz besonders beliebt. Geschäftsführer Jens Falkenhagen weiß schon, welche Strohhüte im Sommer 2025 in den Geschäften liegen.

Dem gelernten Speditionskaufmann obliegt die Handelsvertretung. 120 Kunden aus Deutschland, überwiegend Hutgeschäften und Modehäusern, verkauft der 63-Jährige die neuen Kollektionen. Seit wenigen Tagen liegen Strohhüte aus ecuadorianischer Palme im Lager: Falkenhagen hat sie von einer Firma aus Süddeutschland bezogen. Das Besondere, erklärt Jens Falkenhagen: „Kundinnen und Kunden können aus verschiedenen Hutbändern wählen“.

Diese Strohhüte landen im Sommer 2025 in den Geschäften. Falkenhagen bezieht diese von einer Firma aus Süddeutschland.
Diese Strohhüte landen im Sommer 2025 in den Geschäften. Falkenhagen bezieht diese von einer Firma aus Süddeutschland. © FUNKE Foto Services | Marcelo Hernandez

Während Strohhüte bei hohen Temperaturen gefragt sind, kauft Falkenhagen für kalte Tage Hüte und Mützen aus Filz und Wolle. „Am besten ist für uns ein heißer Sommer und ein kalter Winter“, sagt Geschäftsführerin Sabine Falkenhagen. Die gelernte Kauffrau überlegt kurz. „Nun ja, und bei Regenwetter haben wir Regenhüte.“ Eigentlich gibt es für jeden Anlass und für jedes Wetter die passende Kopfbedeckung. Aber nicht immer sind die Kunden auch in Kauflaune.

Geschäftsführerin von Hutgeschäft: „Corona hat uns richtig viel Geld gekostet“

Nachdem es 2023 richtig schlecht gelaufen war, erholt sich das Geschäft in diesem Jahr. Genaue Zahlen will die Unternehmerin nicht verraten. „Corona hat uns richtig viel Geld gekostet“, gibt Sabine Falkenhagen allerdings preis. „Wir haben die Pandemie vor allem dank unseres Vermieters überstanden.“ Sie habe ihm die Geschäftsbücher nach den Corona-Jahren offengelegt. „Daraufhin hat er die Miete angepasst.“ Eine fünfstellige Summe habe sie erstattet bekommen, anstandslos.

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Durch die Pandemie habe sich auch ihr Renteneintritt nach hinten verschoben, sagt die 60-Jährige. Und das, obwohl die fünfte Generation sich schon im Geschäft ausprobiert: Die Nichte von Sabine Falkenhagen und die Tochter von Jens Falkenhagen arbeiten ein paar Stunden pro Woche mit. Sabine Falkenhagens Nichte Fiona Hörtrich kümmert sich etwa ums Onlinemarketing, den Online-Shop und um den Social-Media-Account des Unternehmens.

Wechsel der Geschäftsführung von Falkenhagen? Das kann noch dauern

Aber an die Rente denkt das Chefduo noch nicht wirklich. Jens und Sabine Falkenhagen sind fit: Die Geschäftsführerin fährt die acht Kilometer zur Arbeit immer noch beinahe täglich mit dem Fahrrad. Einmal die Woche macht sie Yoga, direkt über ihren Geschäftsräumen. Auch ihrem Cousin Jens sieht man seine 63 Jahre kaum an. „Mein Vater und mein Onkel haben beide bis in ihre 70er gearbeitet“, sagt Sabine Falkenhagen. „Aber ich schleiche mich hier irgendwann raus.“