Hamburg. Automatisierung macht fast 200 Stellen überflüssig. Betriebsvereinbarung soll Beschäftigte vor Kündigung schützen. Doch es gibt Bedenken.
Es ist der seit Jahrzehnten größte Umbau, den die Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) vornimmt. Im Rahmen seiner Digitalisierungsstrategie ändert der Hafenkonzern die Umschlagsstruktur und Arbeitsabläufe an seinem größten und wichtigsten Containerterminal Burchardkai.
Zahlreiche der etwa 1000 Mitarbeiter bangen um ihren Job. Und für alle gilt: Ihre Arbeitswelt wird nach Abschluss der Transformation nicht mehr dieselbe sein. Das geht aus einer Betriebsvereinbarung zum Interessenausgleich hervor, die die HHLA-Führung mit dem Betriebsrat jetzt geschlossen hat, um den schmerzhaften Prozess abzufedern.
Terminal Burchardkai: Hafenarbeiter bangen um ihre Jobs
„Wegen der Kostenstruktur und der Erlössituation am Containerterminal Burchardkai will das Management eine Senkung der Kosten pro Container erreichen. Unter anderem soll der Personaleinsatz durch Automatisierung verringert werden. Zugleich wird eine erhebliche Erhöhung der Produktivität im Umschlag angestrebt“, heißt es gleich in der Präambel der Vereinbarung, die dem Abendblatt vorliegt.
Die Worte verdeutlichen, wo der CTB steht. Untersuchungen haben gezeigt, dass im Konkurrenzhafen von Antwerpen insbesondere die Personalkosten für den Umschlag eines Containers etwa 20 bis 30 Euro geringer sind als in Hamburg. Das gilt vornehmlich für den Burchardkai, der derzeit Verluste erwirtschaftet.
Automatisierung verkürzt am Burchardkai die Arbeitsschritte
Um rasch aus der Misere zu kommen, setzt die HHLA auf die Automatisierung der Transporte an der Wasserseite, insbesondere an den Liegeplätzen 1 bis 6 des Terminals. Hier erfolgt die Abfertigung der Großcontainerschiffe, die innerhalb eines kurzen Zeitfensters besonders viele Container laden und entladen müssen, sodass eine Automatisierung hier die größte Wirkung entfaltet.
Derzeit heben Containerbrücken die Ladung vom Schiff und setzen sie auf dem Kai ab. Bemannte Portalhubwagen (Van-Carrier) nehmen die Container auf und fahren sie zum Blocklagersystem, wo diese sie wieder auf der Erde absetzen. Ein weiterer Kran hebt dann die Stahlboxen an und schiebt sie ins Lager. Diese Van-Carrier sollen durch fahrerlose Transportwagen (Automated Guided Vehicles, AGV) ersetzt werden.
183 Fahrer-Jobs stehen zur Disposition
Deren Einsatz ermöglicht die Verkürzung der Arbeitsschritte, denn die Container werden künftig von den großen Kränen nicht mehr auf der Erde, sondern direkt auf diese Wagen abgesetzt. Sie fahren selbstständig zum Lager und werden vom dortigen Kran direkt entladen.
Diese Arbeitsweise spart auch Personal, denn die Van-Carrier-Fahrer werden nicht mehr benötigt. In der ersten Phase ergebe sich ein Überhang von 89 Fahrern, heißt es in der Betriebsvereinbarung. Werde die Automatisierung 2026 auf das gesamte Terminal ausgerollt, stünden insgesamt 183 Fahrer zur Disposition. Auch die Zufahrtskontrolle zum Terminal soll automatisiert werden. Dort würden zwölf Stellen wegfallen, weitere sechs bei der manuellen Vorprüfung jener Container, die nicht dem normalen Standard entsprechen.
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Allerdings entstehen auch neue Stellen, beispielsweise bei der Steuerung der Transportwagen. Deshalb sollen den meisten Betroffenen berufliche Bildungsmaßnahmen zur Weiterqualifizierung angeboten werden. Für diejenigen, die dort nicht unterkommen, sieht der umfangreiche Interessenausgleich auch interne Versetzungen und Verrentungen vor. Betriebsbedingte Kündigungen sind ausgeschlossen.
„Für uns Hafenarbeiter ergeben sich dennoch viele Fragen bezüglich unserer beruflichen Zukunft“, sagt ein CTB-Mitarbeiter. In einer Stellungnahme heißt es: „Betriebsbedingte Kündigungen sind nur bis zur vollständigen Implementierung der neuen Systeme ausgeschlossen, was langfristige Unsicherheiten schafft.“ Zudem gebe es einen Zwang zur Umschulung. Wer Qualifizierungsangebote des Unternehmens nicht annehme, riskiere den Verlust des Arbeitsplatzes.