Hamburg. Reederei ergreift Maßnahmen gegen Schiffsverspätungen wegen des Terrors im Roten Meer. Schon wieder Hafenstaus wie während der Pandemie.

Die zunehmende Zahl an Angriffen auf Handelsfrachter im Roten Meer belastet die Schifffahrt. Während sich die Situation am Panama-Kanal wegen der niedrigen Wasserstände ständig verbessere und fast wieder normal sei, habe die Krise im Roten Meer die Schifffahrt in diesem Jahr bisher dominiert, sagte der Vorstandschef der Hamburger Reederei Hapag-Lloyd, Rolf Habben Jansen, am Mittwoch.

Weil fast alle Reedereien auf dem Weg von Asien nach Europa das gefährdete Gebiet meiden und stattdessen um Afrika herum fahren, verlängert sich die Fahrzeit. „Während sich die europäischen Häfen auf die Schiffsverspätungen eingestellt haben, herrscht in den Häfen in Asien jetzt Stau“, klagte Habben Jansen, ohne näher zu sagen, wie lang die Wartezeit sei.

Hapag-Lloyd lässt Schiffe wegen Rebellenangriffen schneller fahren

Die Umleitung der Schiffe ums Kap der Guten Hoffnung würden aber fünf bis neun Prozent der globalen Containerschiffskapazitäten schlucken und die Treibstoffkosten und Terminalgebühren erhöhen. „Wir haben Maßnahmen ergriffen, um unsere Lieferketten stabil zu halten“, sagte Habben Jansen. So habe Hapag-Lloyd zusätzlich Schiffe für die betroffenen Seewege gechartert.

Rolf Habben Jansen, Vorstandsvorsitzender der Hamburger Reederei Hapag-Lloyd AG, bei der Taufe des neuen Frachtschiffs „Berlin Express“ vor einigen Monaten.
Rolf Habben Jansen, Vorstandsvorsitzender der Hamburger Reederei Hapag-Lloyd AG, bei der Taufe des neuen Frachtschiffs „Berlin Express“ vor einigen Monaten. © DPA Images | Marcus Brandt

Habben Jansen plädiert auch dafür, das Fahrttempo der Schiffe wieder zu erhöhen, um die Fahrpläne zu halten. Das Tempo war aufgrund der hohen Schadstoffemissionen in den vergangenen Monaten extra gedrosselt worden. Die höhere Geschwindigkeit sei eine kurzfristige Maßnahme. „An unseren mittel- und langfristigen Klimazielen ändert das nichts“, sagte der Reederei-Chef.

Hapag-Lloyd chartert nach Rebellenangriffen zusätzliche Schiffe

Er hoffe auf eine Besserung der Situation im Nahen Osten im Laufe des Jahres, sei aber vor einigen Monaten noch etwas optimistischer gewesen, dass sich das Problem mit den Schiffsangriffen bald erledigen würde. Wie berichtet, greifen Huthi-Rebellen aus dem Jemen als Unterstützung der Hamas im Gaza-Krieg immer wieder Handelsschiffe an. Sie beschießen sie mit Drohnen oder Raketen. Mehrere Seeleute sind dabei umgekommen. Zwei Schiffe wurden versenkt.

Kurz ging Habben Jansen auch auf den Ausbau und die Stärkung des Terminalgeschäfts ein. Hapag-Lloyd hat in den vergangenen Monaten Beteiligungen an 20 Umschlagterminals in elf Ländern erworben. Seit dem 1. Juli ist dieses Portfolio in einer eigenen Einheit unter einer neuen Marke gebündelt. „Hanseatic Global Terminals“ lautet der Name der hundertprozentig zu Hapag-Lloyd gehörenden, aber eigenständigen Geschäftseinheit, die ihren Sitz in Rotterdam hat.

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Als Chef des Unternehmens agiert der Inder Dheeraj Bhatia, der zugleich Mitglied im Vorstand von Hapag-Lloyd ist. „Hanseatic Global Terminals stärkt unser Engagement für Qualität, Effizienz und Nachhaltigkeit“, sagt Bhatia. „Unsere Kunden und Partner werden deutliche Vorteile genießen, wie zum Beispiel noch zuverlässigere und effizientere Dienstleistungen. Darüber hinaus unterstützt die verbesserte Steuerbarkeit unsere Nachhaltigkeitsmaßnahmen.“