Hamburg. Am Dienstag kam das Kreuzfahrtschiff erstmals in die Hansestadt. Eigentlich sollte es Landstrom nutzen. Doch es gab ein Problem.

Am Dienstagmorgen ist ein imposantes Kreuzfahrtschiff mit schwarzem Rumpf, weißem Aufbau und rotem Schornstein in Hamburg angekommen, das bei seiner Fahrt die Elbe hinauf einige Blicke auf sich gezogen haben dürfte. Schließlich gehört der Cruiseliner zur Reederei Cunard, die in Hamburg seit vielen Jahren mit ihren Schiffen präsent und zugleich sehr beliebt ist.

Kreuzfahrt Hamburg: Um 7 Uhr legte Cunards „Queen Anne“ an

Doch diesmal war es nicht die legendäre „Queen Mary 2“, der schon vor 20 Jahren beim Erstanlauf Hundertausende an den Ufern Spalier standen, die „Queen Elizabeth“ oder die „Queen Victoria“. Sondern eine ganz neue, vierte Königin: die „Queen Anne“, in Dienst gestellt erst Anfang Mai und feierlich getauft rund fünf Wochen später in Liverpool.

Gegen 7 Uhr legte das aus Southampton kommende Schiff am Terminal Steinwerder an, um hier einerseits internationalen Passagieren den Landgang zu ermöglichen, andererseits aber auch, um im Zuge eines Kabinenwechsels rund 1000 deutsche Gäste an Bord zu begrüßen. Anja Tabarelli, Cunard-Statthalterin in Hamburg und verantwortlich für den deutschsprachigen Markt, hatte zudem rund 150 kreuzfahrtaffine Tagesgäste aus der Hansestadt zu einer kurzen Besichtigung geladen. Auch zahlreiche Vertreter von Reisebüros und Reiseagenturen nutzten die Gelegenheit, um einen ersten Blick auf die Einrichtungen des neuen Schiffs zu werfen.

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Vertreter der Reederei und des Hamburger Hafens beim Plakettentausch anlässlich des Erstanlaufs der „Queen Anne“. © Georg J. Schulz | Georg J. Schulz

Zuvor stand im kleineren Kreis im bordeigenen Theater der sogenannte Plakettentausch an. Es ist Usus bei jedem Erstanlauf, dass sich auf der einen Seite Offizielle des Hafens – darunter HPA-Chef Jens Meier und Hafenkapitän Simon Rosenkranz – und auf der anderen Seite Vertreter der Reederei – darunter Cunard-Präsidentin Katie McAlister – gegenseitig bei einer kurzen Zeremonie mit einem solchen Gastgeschenk würdigen. Die Plakette mit Gravur wird dann an geeigneter Stelle befestigt, sodass Passagiere sehen können, an welchen Orten das Schiff schon einmal gewesen ist.

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Blick in die Grand Lobby der „Queen Anne“ von Cunard. © Georg J. Schulz | Georg J. Schulz

Im Falle der „Queen Anne“ liegt Hamburg durch den frühen Erstanlauf im Reigen der besuchten Häfen also ziemlich weit vorn. „Es freut uns außerordentlich, dass wir unsere Queen bereits hier begrüßen dürfen“, sagte Anja Tabarelli. Das jüngste Flottenmitglied starte in Hamburg seine Deutschland-Premierenreise. Deren Route führe nun „zu den schönsten Städten der Ostsee“ und ende am 11. Juli mit dem Erstanlauf in Kiel. „Wir sind uns sicher, dass nicht nur in Hamburg das Auslaufen heute Abend um 19 Uhr gebührend gefeiert wird, sondern auch über die Stadtgrenzen heraus.“

Die „Queen Anne“ von Cunard wurde bei Fincantieri gebaut

Übernommen hatte Cunard die „Queen Anne“ am 19. April von der Fincantieri-Marghera-Werft in Venedig und den Cruiseliner anschließend noch zwei Wochen lang getestet, bevor erstmals Passagiere an Bord durften. Es ist bereits das 249. Schiff, das unter der Flagge von Cunard fährt. Die „Queen Anne“, welche die aktuelle Cunard-Flotte nun zu einem Quartett macht, misst 322 Meter in der Länge, 35 Meter in der Breite und hat 14 Decks. Ausgelegt ist sie für knapp 3000 Passagiere und mehr als 1200 Crewmitglieder, die Tonnage wird mit 113.400 BRZ angegeben.

Typisch für Cunard sind nicht nur die eher gedeckte Farbwahl, Traditionen wie der Afternoon Tea, Gala-Abende und das große Theater, sondern auch die Differenzierung der einzelnen Decks und ihrer Kabinen. Allerdings gibt sich die „Queen Anne“ in Teilen etwas weltoffener und moderner als ihre älteren Schwestern, eine Reminiszenz an den sich auch in der Kreuzfahrt wandelnden Zeitgeist. Von „Klassengesellschaft“ redet niemand mehr, obwohl an Bord sehr wohl differenziert wird. Sieben Unterkunftskategorien von der einfachen Innenkabine bis zur 135-Quadratmeter-Suite stehen zur Wahl, wobei die Gäste immer bestimmten Restaurantlevels zugeordnet sind. Diese Levels nennen sich „Britannia“, „Britannia Club“, „Princess Grill“ und „Queens Grill“, das Nonplusultra firmiert unter dem Begriff „Penthouse Suite“.

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Beim Design halfen Firmen, die ansonsten eher Erfahrungen mit der landseitigen Hotellerie haben. Mit dem Ergebnis, dass aus den Kabinen tatsächlich recht elegante Zimmer und Suiten wurden. Architektonisch eindrucksvoll wirken an Bord jedoch vor allem die vom David Collins Studio gestaltete Grand Lobby mit Vexierbild über drei Etagen sowie der im Vergleich zu den Schwestern heller gestaltete Queens Room. Hier finden vor allem die klassischen Cunard-Highlights statt. Weitere beliebte Treffpunkte sollen das Royal Court Theatre (835 Plätze), das Casino, der Pub, eine Kunstgalerie sowie die klassische Bibliothek auf Deck 12 sein.

Für eine kurze Auszeit gibt es einen Spa-Bereich, zudem steht mit „The Pavilion“ ein Poolbereich zur Verfügung, dessen Glasdach sich bei gutem Wetter (beim Hamburg-Besuch leider nicht der Fall) öffnen lässt. Hier sind unter anderem Open-Air-Theater, Kinovorführungen auf der großen LED-Leinwand, Livemusik und weitere Events möglich.

Von Steak bis Indisch: An Bord gibt es 15 Dining-Optionen

Das Schiff bietet seinen Gästen insgesamt 15 Möglichkeiten, um essen zu gehen. Viele davon sind mit dem Reisepreis bezahlt, einige jedoch kosten als Spezialitätenrestaurants einen Aufpreis. Zur Auswahl steht eine Vielzahl von Küchenstilen, mit dem „Aranya“ gibt es erstmals auch gehobene indische Küche an Bord. Ansonsten reicht das Angebot vom rustikalen „Golden Lion“ über das Steakhouse „Sir Samuel’s“ und das japanische Restaurant „Aji Wa“ bis zum mediterranen „Tramonto“. Kulinarischer Ratgeber für das Menü im „Queens Grill“ ist der Zwei-Sterne-Koch Michel Roux.

Für ein Bier auf der „Queen Anne“ zahlt man ab 6,50 Dollar

Auch zahlreiche Bars und Lounges sind vorhanden, etwa der Panorama Pool Club, eine Sky Bar und die außen liegende Cabana Bar auf Deck 11. Die Preise für Getränke liegen dabei meist etwas höher, als man es von deutschen Schiffen gewohnt ist, ein Bier zum Beispiel steht ab 6,50 US-Dollar (plus 15 Prozent Service Charge) in der Karte.

Anlage in Hamburg defekt; kein Landstrom für „Queen Anne“

Da Cunard alle Schiffe mit Landstromtechnologie ausgestattet hat, ist es der Plan, diese umweltverträglichere Energie grundsätzlich auch in Hamburg zu beziehen. So hat die „Queen Victoria“ nach Reedereiangaben am Terminal Altona bei ihrem Besuch am 30. April Landstrom bezogen, die „Queen Mary 2“ soll am 6. August in Steinwerder eingemessen werden und dann künftig bei jedem Anlauf regelversorgt werden.

Bei der „Queen Anne“ sollte es am Dienstag ähnlich laufen, doch wurde der Kalibrierungstestlauf in Zusammenarbeit mit der Hamburg Port Authority (HPA) kurzfristig abgesagt. Laut HPA-Chef Meier lag das jedoch nicht am Schiff, sondern an einem Defekt an der Hamburger Landstromanlage. Dieser sollte dann laut HPA im Laufe des Tages repariert werden. Der nächste Anlauf der „Queen Anne“ in Hamburg ist für den 20. Dezember geplant, dann soll die Kalibrierung tatsächlich erfolgen.

Vorher will Cunard in Hamburg noch das Jubiläum der „Queen Mary 2“ feiern, die im Sommer 2004 erstmals für Furore sorgte. Geplant ist laut Cunard dafür am 14. August eine Auslaufparade mit Begleitschiffen auf der Elbe und eine Feier „mit gut 400 geladenen Freunden, Partnern und prominenten Gästen aus 20 gemeinsamen Jahren“. Diese soll auf dem Blankeneser Süllberg stattfinden.

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