Hamburg. Die Reedereien wollen offenbar durch den Zusammenschluss die Schifffahrtskrise besser meistern. Erste positive Reaktion gibt es schon.
In der krisengeschüttelten Container-Schifffahrt bahnt sich möglicherweise die nächste Großfusion an. Die Hamburger Reederei Hapag-Lloyd spricht mit dem arabischen Konkurrenten United Arab Shipping Company (UASC) über Möglichkeiten der Zusammenarbeit. Die Verhandlungen könnten auch auf eine Fusion der Container-Schifffahrtsaktivitäten hinauslaufen, erklärte Hapag-Lloyd am Donnerstag. Bislang sei aber noch keine bindende Vereinbarung erzielt worden.
Durch einen Zusammenschluss könnten beide Reedereien besser durch die andauernde Branchenkrise schiffen, in der es auf eine relevante Größe ankommt, um mit dem Transport von Waren überhaupt noch Geld zu verdienen. Durch den Zusammenschluss mit der weltweiten Nummer zehn der Branche würde Hapag-Lloyd nach Zahlen des Branchendienstes Alphaliner den Rivalen Evergreen Line überholen und von Platz sechs auf Platz fünf vorrücken. Der Abstand zur derzeitigen Nummer Vier - COSCO Containerlines - wäre überschaubar.
Hapag-Lloyd-Aktien stiegen um bis zu 16 Prozent
Zuvor hatte das "Manager Magazins" vorab aus seiner am Freitag erscheinenden Ausgabe berichtet, die Verhandlungen über einen Zusammenschluss von Hapag-Lloyd mit UASC stünden kurz vor einem Abschluss. UASC ist eine staatliche Firma, die von den arabischen Golfstaaten kontrolliert wird. Die Hamburger würden wohl den weitaus größeren Anteil an einem zusammengeschlossenen Container-Schifffahrtsgeschäft halten. Für den Fall einer Fusion gingen die Unternehmen von einer relativen Bewertung der beiden Konzerne von 72 Prozent (Hapag-Lloyd) zu 28 Prozent (UASC) aus, teilte Deutschlands größte Container-Reederei mit.
Die Aktien von Hapag-Lloyd stiegen in Reaktion auf den Bericht im SDax zeitweise um fast 16 Prozent auf 18,9 Euro. Für Investoren war die Reederei dennoch bisher kein gutes Geschäft. Hapag-Lloyd dampfte im November mit halber Kraft an die Börse. Nach massiven Preiszugeständnissen des Reisekonzerns TUI und des Unternehmers Klaus-Michael Kühne wurden die Aktien zu 20 Euro je Stück platziert.
Gesellschafter TUI steht hinter Hapag-Lloyd
TUI, das noch gut zwölf Prozent an Hapag-Lloyd hält, sagte, das Unternehmen unterstütze die Hamburger bei allen Schritten, die die Marktposition von Hapag-Lloyd verbesserten und zusätzlichen Wert für die Aktionäre schaffen könnten. Durch einen Zusammenschluss mit der UASC würde Hapag-Lloyd seine geographische Reichweite nicht nur auf den Nahen Osten ausweiten, sondern könnte auch am Geschäft mit dem Iran teilhaben, dass die Araber in diesem Jahr wiederaufnahmen.
Die Reedereien stecken in einer Bredouille. Sie liefern sich seit Jahren einen Wettlauf um immer größere Schiffe, um bei sinkenden Frachtraten noch profitabel zu sein. Zuletzt gelang dies jedoch immer weniger, weil die Nachfrage nachließ. Hapag-Lloyd selbst schaffte es, durch die Übernahme der Containersparte der chilenischen Reederei CSAV an Größe zu gewinnen, und den Teufelskreis zu durchbrechen. Die Hamburger kämpften sich aus den Verlusten heraus und stellten den Aktionären für das laufende Jahr erstmals seit langem eine Dividende in Aussicht.
Dennoch forderte erst Ende März Hapag-Lloyd-Großaktionär Kühne weitere Zukäufe. Auch nach der CSAV-Übernahme sei Hapag-Lloyd immer noch zu klein, um mit den großen Konkurrenten mithalten zu können. Zudem zerbreche derzeit die Allianz rund um den Konzern, da einige der Partner durch Fusionen das Bündnis verlassen würden.
Der Kampf um Größe geht weiter
Die Reedereien sind zu Allianzen zusammengeschlossen, um durch die gemeinsame Nutzung von Schiffsraum auf bestimmten Routen die Kosten zu drücken. Hapag-Lloyd gehört der G6-Allianz an. Konzernchef Rolf Habben Jansen hatte nicht ausgeschlossen, dass es in diesem Bündnis Veränderungen geben werde, aber keine Details genannt. Die Gespräche darüber liefen, sagte er. Die beiden größten Containerlinien Maersk und Mediterranean Shipping Company (MSC) arbeiten in einer eigenen Allianz zusammen.
Der Kampf um Größe geht unterdessen weiter. Die aus Frankreich stammende CMA will die in Singapur ansässige Neptune Orien Lines übernehmen und so ihre Position als Nummer drei der Welt festigen. Die beiden Großreedereien China Ocean Shipping und China Shipping haben sich zur neuen Nummer vier COSCO Container Lines zusammengeschlossen