Hamburg. Das Unternehmen erwirtschaftet unterm Strich 114 Millionen Euro Gewinn. In diesem Jahr soll das Ergebnis weiter steigen.

Angesichts des allgemeinen Pessimismus, den die Schifffahrtsbranche derzeit ausstrahlt, war die Bilanzvorstellung von Deutschlands größter Reederei Hapag-Lloyd am Mittwoch ein denkwürdiger Termin. „Wir haben 2015 viel erreicht und unsere Versprechen erfüllt“, sagte ein sichtlich entspannter Konzernchef Rolf Habben Jansen gleich zu Beginn der Präsentation. Nach vier verlustreichen Jahren sei das Unternehmen in die Gewinnzone zurückgekehrt.

Insgesamt schloss Hapag-Lloyd mit einem Gewinn von 114 Millionen Euro ab nach einem Verlust von 604 Millionen Euro im Jahr zuvor. Vor Steuern und Zinsen (Ebit) verdiente der Konzern 366 Millionen Euro (Vorjahr: minus 383 Millionen Euro). Dank der Übernahme des chilenischen Konkurrenten CSAV stieg der Umsatz auf 8,8 Milliarden Euro nach 6,8 Milliarden Euro im Jahr zuvor. „Wir haben die Transportkosten und unsere Finanzschulden senken können und unseren Gewinn und das Eigenkapital gesteigert“, sagte Habben Jansen. Hapag-Lloyd habe eine „Ergebniswende“ herbeigeführt. „Das haben wir uns hart erarbeitet.“ Dazu habe allerdings auch der gesunkene Preis für Treibstoff erheblich beigetragen.

Eine „Wende“ ist kein Ausrutscher, sondern eine anhaltende Entwicklung. So fügte der Vorstandschef von Hamburgs Traditionsreederei gleich hinzu, dass er auch für dieses Jahr einen „deutlichen Anstieg“ des operativen Ergebnisses erwartet, also des Gewinns vor Zinsen und Steuern (Ebit).

Das ist eine überraschende Prognose angesichts eines dramatisch schlechten Umfelds, in dem die Transporteinnahmen im vergangenen Jahr um durchschnittlich knapp 15 Prozent gesunken sind. Im Schnitt lagen die operativen Margen der Reedereien weltweit im letzten Quartal 2015 bei minus 3,6 Prozent, wie Habben Jansen einräumte. „Wenn die operativen Kosten höher sind als die Einnahmen, dann kann man das vielleicht ein, zwei Monate durchhalten – aber nicht dauerhaft.“ Und deshalb erwartet Habben Jansen für dieses Jahr eine Erholung der Frachtraten. „Sie müssen steigen“, sagte er fast beschwörend.

Das Ende der Schifffahrtskrise mag der Holländer, der seit August 2014 an der Spitze von Hapag-Lloyd steht, nicht herbeirufen, aber er sieht „ermutigende“ Signale. Die Zahl aufgelegter Schiffe sei rückläufig. Das zeige, dass die Reedereien reagieren und unrentable Kapazitäten aus dem Markt nehmen. Angebot und Nachfrage würden sich in diesem Jahr wieder angleichen, da auch die Zahl neuer Schiffe zurückgehe. Zudem würde die allgemeine Konsolidierung am Schifffahrtsmarkt zu einer gewissen Stabilität der Frachtraten führen, glaubt Habben Jansen. Allein auf die allgemeine Entwicklung will er sich dann doch nicht verlassen: Damit die Ergebnissteigerung auch 2016 klappt, hat der Hapag-Lloyd-Vorstand ein paar Schritte beschlossen, die sich bewährt und letztlich zum erfolgreichen Abschluss des vergangenen Jahres geführt haben – nämlich sparen, sparen, sparen. In diesem Jahr sollen die Synergien aus dem Zusammenschluss mit CSAV in Höhe von umgerechnet 358 Millionen Euro erstmals nahezu zu 100 Prozent wirksam werden. Das Sparprogramm Octave, das 2015 zu Ergebnisverbesserungen von umgerechnet 178 Millionen Euro geführt hat, wurde um das Sparprogramm Octave 2 erweitert, damit auch 2016 Effizienzsteigerungen wirksam werden. Zusätzlich hat das Management ein Projekt zur Verbesserung der Umsätze und der Marktpräsenz mit dem klangvollen Namen „Compete to win“ gestartet, was so viel wie „kämpfen, um zu gewinnen“ bedeutet.

Bei den Schifffahrtsallianzen werden die Karten neu gemischt

Offen bleibt, in welcher Partnerschaft Hapag-Lloyd dieses alles umsetzen will. Zusammen mit NYK Line, OOCL sowie den Reedereien APL, Hyundai und MOL bildet Hapag-Lloyd derzeit das Konsortium G6. Doch das wird nicht so bleiben. Die Reederei APL wurde vom französischen Branchenriesen CMA CGM gekauft, Hyundai ist finanziell extrem angeschlagen; Es wird also zu einer Neuordnung der Allianzen kommen. Die Gespräche dazu laufen, wie Habben Jansen sagte. Ergebnisse lägen in zwei bis drei Monaten vor. Sein Versprechen, dass Hapag-Lloyd auch künftig zu den Top fünf der Branche gehören wird, macht zwangsläufig auch für die Hamburger Reederei Veränderungen notwendig. Neue Fusionen oder sogar Übernahmen schließt Habben Jansen deshalb nicht aus – wenn sich dafür eine passende Gelegenheit ergibt. Die Anleger erfreute das. Die Aktie legte über den Tag knapp drei Prozent zu.