Hamburg. Die Frachter können 23.500 Container tragen. Wie viel die Hamburger Reederei in die Neuanschaffung investiert.
Die Hamburger Reederei Hapag-Lloyd hat einen Auftrag über sechs riesige Containerschiffe unterzeichnet. Die koreanische Werft Daewoo Shipbuilding & Marine Engineering wird die Schiffe bauen, die 23.500 Standardcontainer (TEU) tragen können. Sie sollen zwischen April und Dezember des Jahres 2023 an Hapag-Lloyd ausgeliefert werden. Die Reederei investiert rund einer Milliarde Dollar für die Schiffe. Die entsprechende Finanzierung sei bereits gesichert, hieß es. Die Frachter werden im Rahmen von THE Alliance auf den Europa-Fernost-Routen eingesetzt und sollen die Wettbewerbsfähigkeit von Hapag-Lloyd in diesem Fahrtgebiet deutlich erhöhen.
Als Teil der Nachhaltigkeitsstrategie von Hapag-Lloyd werden die Schiffe mit einem modernen Hochdruck-Dual-Fuel-Motor ausgestattet, der extrem kraftstoffeffizient sein soll. Der Motor wird mit LNG betrieben, verfügt aber alternativ über ausreichend Tankkapazität, um auch mit konventionellem Treibstoff zu fahren. „Mit der Investition in diese Großcontainerschiffe werden wir nicht nur unsere Stückkosten senken und unsere Wettbewerbsfähigkeit im Europa-Fernost-Handel verbessern können, sondern auch einen bedeutenden Schritt bei der Modernisierung unserer Flotte machen.
Nach mehreren Pleiten besserte sich die Lage für Hapag-Lloyd
Außerdem werden wir damit unseren ökologischen Fußabdruck weiter reduzieren“, sagte Hapag-Lloyd-Chef Rolf Habben Jansen. Ob neue Möbel fürs Wohnzimmer, eine Bohrmaschine zum Heimwerken oder ein Rudergerät für die eigenen vier Wände: Während der Corona-Pandemie ist die Nachfrage nach Sachen, die das Leben zu Hause schöner machen, gewachsen – und davon profitiert auch Hapag-Lloyd. Wenn Restaurants geschlossen seien und der Urlaub ausfalle, hätten die Leute Geld für andere Dinge übrig, hatte Reedereichef Habben Jansen jüngst die erhöhte Nachfrage nach Containertransporten erklärt.
„Das hat unserer Branche gutgetan“, resümierte er. Schließlich hatten sich Reedereien in aller Welt viele Jahre lang einen teils ruinösen Preiskampf geliefert. Nach mehreren Pleiten und einer Reihe von Fusionen in der Branche besserte sich die Lage für Hapag-Lloyd und andere Gesellschaften, die die Preisschlachten überlebt hatten. So war die Ausgangslage im Corona-Jahr 2020 ganz anders als vor der Wirtschafts- und Finanzkrise 2008/2009, in deren Folge sich Hapag-Lloyd nur mit Geldspritzen der Eigentümer über Wasser halten konnte. 2014 übernahm der Niederländer Habben Jansen die Führung der Reederei – da hatte sein Vorgänger Michael Behrendt gerade die Fusion mit der Containersparte des chilenischen Konzerns CSAV eingeleitet.
2015 ging Hapag-Lloyd an die Börse
2015 ging Hapag-Lloyd an die Börse, 2017 folgte der Zusammenschluss mit der arabischen UASC. Zudem zog Habben Jansen mehrere Sparprogramme durch - und trimmte das Unternehmen auf mehr Gewinn. Auch zu Beginn der Pandemie drehte er an der Kostenschraube. Dass das Geschäft ab dem Sommer von selbst so gut laufen würde, hatte man auch in Hamburg nicht erwartet. So hob Habben Jansen Anfang Dezember zum zweiten Mal in diesem Quartal seine Gewinnprognose an. Jetzt soll der Gewinn vor Zinsen und Steuern in diesem Jahr 1,25 bis 1,35 Milliarden Euro erreichen - nach 811 Millionen im Vorjahr. Noch im März hatte der Vorstand nur 0,5 bis 1,0 Milliarden angepeilt.
Allein im dritten Quartal sprang der Gewinn um zwei Drittel auf 252 Millionen Euro in die Höhe - obwohl Hapag-Lloyd weniger Container beförderte als ein Jahr zuvor. Dabei profitierte die Reederei von gesunkenen Treibstoffkosten, konnte die Transportpreise bei ihren Kunden aber stabil halten. Hinzu kamen die Kostensenkungen aus dem Sparprogramm. Im Herbst reichten die Schiffe kaum aus, um gewaltige Gütermengen zu ihren Abnehmern zu transportieren. „Die plötzliche Nachfrage hat alle überrascht“, sagte Habben Jansen. Jedes der 234 Containerschiffe von Hapag-Lloyd sei unterwegs, um die Situation zu entschärfen. Zudem hat sich die Reederei zusätzliche Container besorgt.
Lesen Sie auch:
Doch die Häfen kämen mit der Abfertigung kaum hinterher, berichtete der Konzernchef. In den USA müssten Schiffe teilweise eine Woche warten. Wer sich auf sein neues Fitnessgerät freute, musste schon einmal geduldiger sein als sonst. Im gesamten vierten Quartal rechnet Habben Jansen bei den Transportmengen mit einem Zuwachs im niedrigen einstelligen Prozentbereich im Vergleich zum Vorjahr. In der Zentrale der Reederei geht man davon aus, dass der Boom noch bis ins neue Jahr hinein anhält - mindestens bis zum chinesischen Neujahrsfest Mitte Februar.