Hamburg. Werftchef Bernard Meyer hofft, dass der Kreuzfahrtmarkt bald wieder anspringt. Schiffbauer erwarten Hilfe der Politik.
Gut 20 Milliarden Dollar habe die Corona-Krise die drei größten Kreuzfahrtreedereien gekostet, sagt Bernard Meyer. „Das sind 30 große Schiffe, die sie nicht bestellen können“, führt der Chef der Papenburger Meyer Werft aus, die auf den Bau von Kreuzfahrtschiffen spezialisiert ist.
Er hofft, dass durch Impfungen zunächst der amerikanische, dann der britische und später der kontinentaleuropäische Markt für Törns auf den Weltmeeren anspringt. Aber alle Schiffe würden in diesem Jahr sicherlich nicht mehr in See stechen, so Meyer: „Das zeigt, wie prekär die Lage ist.“
Auftragseingänge gesunken
Mittlerweile gehe es aber um mehr als die fehlende Nachfrage nach Schiffen wegen der Corona-Krise. Global seien die Aufträge im vergangenen Jahr im Vergleich zu 2019 um zwölf Prozent zurückgegangen, teilte der Verband für Schiffbau- und Meerestechnik (VSM) am Dienstag mit. Bei deutschen Seeschiffswerften sah es deutlich schlechter aus.
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Die Auftragseingänge sanken auf 0,9 Milliarden Euro ab. Das bedeutet im Vergleich zum Fünf-Jahres-Schnitt vor der Pandemie ein Minus von 80 Prozent. „Der europäische Schiffbau verliert seit Jahrzehnten Marktanteile, weil vor allem in Asien mit massiven Subventionen ein Verdrängungswettbewerb praktiziert wird und Europa nichts dagegen unternimmt“, sagt Meyer.
China hat rund 200 Milliarden Euro in den Schiffbau gesteckt
In den vergangenen 15 Jahren hätte China rund 200 Milliarden Euro an staatlichen Subventionen in den Schiffbau gesteckt. Das setze die Branche mit 2800 Unternehmen und rund 200.000 Beschäftigten in Schiffbau und Meerestechnik hierzulande massiv unter Druck. Es gehe „inzwischen um die Frage, ob in Deutschland und Europa in zehn Jahren überhaupt noch zivile Schiffbauindustrie in nennenswertem Umfang bestehen kann,“ sagte Meyer.
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Wettbewerber außerhalb der EU hätten den großen strategischen Wert des Bereichs erkannt und durch entsprechende Förderung für sich genutzt, so der VSM. „Schiffbau ist ein politischer Markt“, sagte Verbandspräsident Harald Fassmer. Als deutscher Mittelständler käme man gegen das strategische Handeln des chinesischen Staates nicht an.
Investieren in den Klimaschutz
„Darum brauchen wir eine aktive Politik“, sagte Fassmer. Die deutsche Schiffbauindustrie verfüge über exzellentes Know-how in der gesamten Wertschöpfungskette, sagte MAN-Energy-Solutions-Chef Uwe Lauber: „Wir müssen den vorhandenen Technologievorsprung für eine schnelle Umsetzung der Klimaziele nutzen – durch Investitions- und Finanzierungsinstrumente für den Bau einer modernen, effektiven, umwelt- und klimaneutralen Flotte.“