Hamburg. 4000 Mitarbeiter aus Hamburg sind von der Umstrukturierung betroffen. Betriebsrat kritisiert „Salamitaktik“.

 Die geplante Umstrukturierung von Airbus wird mehr Beschäftigte auf Finkenwerder treffen als bisher bekannt. Ursprünglich wollte der Flugzeugbauer nur die Strukturmontage in eine neue Tochterfirma auslagern. Es mache in Hamburg aber keinen Sinn, „die Fertigung zu teilen“, sagte am Mittwoch André Walter, Deutschlandchef der Airbus Operations GmbH. „Deshalb haben wir den Beschluss gefasst, dass wir das Werk Hamburg komplett in das Unternehmen geben wollen.“

Das heißt aber nicht, dass alle 15.000 Beschäftigte in Hamburg wechseln sollen. Mehrere Bereiche verbleiben in der Operations GmbH. Die Endlinien, an denen die Flieger zusammengeschraubt werden; das Auslieferungszentrum, in dem die Jets an die Airlines übergeben werden; sowie der Großteil des Engineerings mit rund 3500 Ingenieuren, die sich zum Beispiel um Entwicklung und Design kümmern.

Etwa 4000 Beschäftigte sollen in die neue Tochter wechseln

Zum Werk zählt das Management allerdings neben der Struktur- auch die Ausrüstungsmontage. Walter bestätigte einen Abendblatt-Bericht, dass nicht nur rund 1500 Mitarbeiter, sondern etwa 4000 Beschäftigte in die neue Tochter wechseln sollen. Hinzukommen könnte ein Teil der Ingenieure. „Es gibt einen werksnahen Engineering-Bereich“, so Walter: „Das brauchen Sie, um so ein Werk zu betreiben.“

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In der neuen Firma will der Konzern den Bereich Aerostructure bündeln. Die Rümpfe werden bisher bei der Tochter Premium Aerotec Group (PAG) gefertigt. In der Strukturmontage werden sie zusammengebaut, in der Ausrüstungsmontage Leitungen und Kabel verlegt. Das gesamte Hamburger Werk soll künftig mit den Werken in Nordenham, Stade und Teilen von Augsburg sowie Bremen zum neuen Unternehmen gehören. Das Management erhofft sich davon zum Beispiel weniger Schnittstellen und eine schnellere Belieferung mit Teilen, die bisher mit langer Vorlaufzeit bei der Tochter PAG bestellt werden müssen.

 Arbeitnehmer hätten keine Nachteile zu befürchten

In der Belegschaft wird befürchtet, dass es für die neue Aerostructure-Tochter, die 2022 an den Start gehen soll, ähnliche Pläne gibt wie einst für PAG. Die Rumpffertiger wurden 2009 ausgegliedert und standen zum Verkauf – der nie zustande kam. Arbeitsdirektor Marco Wagner dementierte solche Erwägungen.

„Aerostructures ist ein Kernbereich, der nicht zur Veräußerung ansteht“, so Wagner. Künftig spiele in der Tochter die Musik, es werde hohe Investitionen geben. Er verstehe zwar die Ängste der Beschäftigten, aber es könne für sie interessant sein, in diese Firma zu wechseln. Sie sei ein Teil von Airbus, Arbeitnehmer hätten keine Nachteile zu befürchten.

Arbeitnehmervertreter zweifeln das an. „Wer sichert das den Beschäftigten in der neuen Firma ab?“, fragte Jan-Marcus Hinz, Vorsitzender des Gesamtbetriebsrates von Airbus Operations. So ein wichtiger Bereich werde nicht kurzerhand aus dem Unternehmen genommen, und das auch noch zwischen Tür und Angel verkündet. Er kritisierte, dass nach dem Abschluss des Konzerntarifvertrages im März Ende April die Auslagerung der Struktur- und nun die der Ausrüstungsmontage bekannt wurde. „Wir sind entsetzt über diese Salamitaktik.“