Hamburg. Produkt setzt sich mit deutlichem Vorsprung gegen Konkurrenten durch. Was die Hamburger Verbraucherzentrale an der Soße bemängelt.
Zwischen 2000 und 3000 Beschwerden gehen jedes Jahr bei der Hamburger Verbraucherzentrale über sogenannte Mogelpackungen ein. Jeden Monat küren die Verbraucherschützer ein Produkt, bei dem ihrer Meinung nach am stärksten bezüglich einer versteckten Preiserhöhung oder der Verpackung getrickst wurde.
Nun stimmten auf der Webseite der vzhh Verbraucher ab. Sie wählten die "Paprika Sauce" von Homann zur „Mogelpackung des Jahres 2021“.
Homann Sauce um bis zu 88 Prozent teurer
Mit 8476 Stimmen erhielt die Soße 50,6 Prozent aller Stimmen. Homann Feinkost habe eine Design- und Namensänderung genutzt, um die Füllmenge des Glases von 500 auf 400 Milliliter zu senken, hieß es. Gleichzeitig sei der Preis in manchen Märkten von 0,99 auf 1,49 Euro erhöht worden – macht eine Verteuerung von bis zu 88 Prozent.
Trotz der Beschwerdeflut habe sich an der Situation für die Verbraucher kaum etwas geändert, sagt Verbraucherschützer Armin Valet: „Die Politik hat immer wieder mehr Klarheit diesbezüglich versprochen, aber nichts gegen die Tricksereien unternommen.“ Versteckte Preiserhöhungen seien für Hersteller und Händler gleichermaßen attraktiv.
Valet fordert höhere Füllmengen und mehr Nachhaltigkeit
Packungen müssten bis zum Rand gefüllt sein, wenn es technisch möglich sei, so Valet. Das wäre ein längst überfälliger erster Schritt, der rechtlich umgesetzt werden könnte – und würde die Menge an Verpackungsmüll reduzieren. Nachhaltigkeit scheine beim Produktmanagement trotz anderslautender Beteuerungen der Hersteller kaum eine Rolle zu spielen, fordert der Verbraucherschützer.
Homann benötige nun beispielsweise 25 Prozent mehr Einweggläser, um die gleiche Menge „Paprika Sauce“ abzufüllen. Zudem sei noch das Rezept verschlimmbessert worden, indem nun deutlich mehr Zucker verwendet werde.
- Bis zu 88 Prozent teurer – hier wurde am meisten geschummelt
- Wie bei der Maklercourtage in Hamburg getrickst wird
Das Abstimmungsergebnis im Überblick
Die weiteren vier Kandidaten mit dem Abstimmungsergebnis sowie der Kritik der Verbraucherzentrale an dem Produkt im Überblick:
- 2. Platz: „KitKat“ von Nestlé, 2580 Stimmen (15,4 Prozent): Nestlé gilt bei Valet als Wiederholungstäter. Nun wurden bei Kitkat statt fünf nur noch vier Riegel eingepackt. Bei gleichem Preis von 1,99 Euro entspricht dies einer Verteuerung von 25 Prozent. Der Konzern wisse, dass dieser Trick gut funktioniert, und habe diese Masche schon häufiger bei seinen Süßwaren angewendet, heißt es.
- 3. Platz: „Perpetum“ von Bahlsen, 1980 Stimmen (11,8 Prozent): Bahlsen habe für seine Waffelblättchen einen anderen Namen (Perpetum) kreiert und die Verpackung geändert. Statt 130 Gramm sind nur noch 97 Gramm im etwa gleich großen Karton drin. So wurden sie um bis zu 34 Prozent teurer – und es fiel auch noch deutlich mehr Verpackungsmaterial an. Wegen der verringerten Füllmenge pro Tonne Kekse brauche Bahlsen 2600 Stück mehr an Umverpackungen, Plastiktrays und -folien, hat Valet errechnet.
- 4. Platz: „Rahm Soße“ von Knorr, 1917 Stimmen (11,4 Prozent): Knorr verkauft seine „Rahm Soße“ nun im Zweier- statt Dreierpack bei meist unveränderten 1,19 Euro im Handel. So wird die Fertigsoße bis zu 50 Prozent teurer.
- 5. Platz: „Wurzener Waffelblättchen“ von Griesson - de Beukelaer, 1806 Stimmen (10,8 Prozent): Griesson – de Beukelaer machte sein „Wurzener Waffelblättchen“ um bis zu 27 Prozent teurer, indem nicht mehr 100 Gramm zu 99 Cent, sondern nun 103 Gramm zu 1,29 Euro erworben werden können. Die Verpackung sei sogar um fast das Doppelte vergrößert worden. Zudem werde auf „2 Frischepacks“ verwiesen, wodurch man deutlich mehr Inhalt suggeriere. Neben einer Mogelpackung sei dies auch eine echte Umweltsünde.