Hamburg. Hamburg-Süd-Frachter hatte das Doppelte der erlaubten Menge des gefährlichen Stoffs geladen. Vorfall zählt nur als Ordnungswidrigkeit.
Nach dem Gefahrstoffvorfall mit dem Containerriesen „Cap San Lorenz“, der zu viel Ammoniumnitrat an Bord hatte und den Hafen verlassen musste, sucht die Reederei Hamburg Süd nach dem Fehler. Wie konnte es passieren, dass das Schiff mit 1000 statt der erlaubten 500 Tonnen der Chemikalie an Bord in Waltershof festmachte?
„Wir suchen bereits intern die Ursache, wie die Mengenbegrenzung nicht beachtet werden konnte – und wir prüfen vor allem, was wir an den bereits mehrstufigen internen Gefahrgut-Prozessen verbessern können, damit solch eine Überschreitung der maximalen Transitmenge nicht noch einmal passiert“, heißt es von der Reederei.
Hamburger Hafen: Beschränkungen bekannt
Alle Schiffe, die Hamburg anlaufen, müssen seit 2013 über das Gefahrgut Informationssystem (GEGIS) gefährliche Güter und ihre Menge vor dem Einlaufen melden. Wie viel von den einzelnen Stoffen an Bord sein darf, ist durch die 2013 erlassene „Gefahrgut- und Brandschutzverordnung Hafen Hamburg“ geregelt.
„Derartige Beschränkungen sind den Reedern natürlich dennoch bekannt und in den Kontrollprozessen hinterlegt, die im Übrigen mehrstufig nach dem Vier-Augen-Prinzip aufgesetzt sind“, so Rainer Horn, Sprecher bei Hamburg-Süd.
Wasserschutzpolizei überprüft gemeldete Daten
Man habe ein „ureigenes Interesse“, dass Transporte mit Gefahrgut reibungslos und ohne Zwischenfall ablaufen. „Natürlich hätte die ,Cap San Lorenzo’ gar nicht in den Hafen fahren dürfen“, so Björn Marzahn von der Behörde für Umwelt. „Als die Situation bekannt wurde, sind zügig verschiedene Optionen eruiert worden.“
Lesen Sie auch:
- Nach einem Jahr Törn: Segler erleiden Havarie in der Nordsee
- Hamburger Hafen wird zum Testfeld für Drohnen
- HafenCity GmbH bekommt neue Geschäftsführerin
Überprüft werden die über GEGIS gemeldeten Daten von der Wasserschutzpolizei. Dabei, so sagte ein Beamter, gebe es keine automatische Anzeige bei einer Überschreitung von Mengen. Hat das Schiff tatsächlich einen kritischen Wert überschritten, muss es im Extremfall, wie am Mittwoch, den Hafen im Rahmen der Gefahrenabwehr verlassen.
Fall nur Ordnungswidrigkeit – Frachter zurück in Hamburg
Der Fall selbst ist eine Ordnungswidrigkeit. Im aktuellen Fall wurde eine Sicherheitsleistung von 320 Dollar festgesetzt, umgerechnet 272 Euro. Dramatisch höher dürften die Kosten für die ungeplante Fahrt nach dem Rauswurf aus Hamburg und die damit einhergehenden Verzögerungen liegen: Am Mittwoch war der Hamburg-Süd-Frachter nach Bremerhaven gefahren und hatte dort das Ammoniumnitrat entladen. Dort gilt keine so strenge Grenzmenge wie in Hamburg. Erst am Freitag konnten die ursprünglich für Mittwoch Be- und Entladetätigkeiten am Eurokai in Hamburg fortgesetzt werden.
Ammoniumnitrat ist laut Experten keine seltene Ladung in der Schifffahrt, da es für die Herstellung von Dünger gebraucht wird.