Hamburg. Im festgefahrenen Streit zwischen Ver.di und Arbeitgebern bahnt sich die nächste Eskalationsstufe an – längerer Ausstand droht.

Der Tarifkonflikt der rund 12.000 Beschäftigten der deutschen Seehäfen spitzt sich weiter zu, es zeichnet sich ein harter Arbeitskampf ab. Eigentlich waren für Mittwoch noch einmal Gespräche zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern geplant. Doch ob diese stattfinden, war am Dienstagabend offen. Beide Seiten bereiten sich nun auf Streiks in den Häfen vor. Und diesmal geht es nicht um vier oder 24 Stunden wie bei den letzten Arbeitskampfmaßnahmen. Jetzt ist von zwei Tagen Warnstreik im Hafen Hamburg die Rede.

Nach Abendblatt-Informationen soll von Donnerstag, 6 Uhr, bis Sonnabend, 6 Uhr, die Arbeit niedergelegt werden, wenn nicht doch noch eine Einigung erzielt werden kann. Dem Hamburger Hafen droht damit Stillstand an den Terminals und damit noch mehr Containerstau und Chaos bei der Abfertigung. „Angesichts der ohnehin angespannten Situation in den globalen Lieferketten bedeutet jede weitere Verzögerung eine Verschärfung der Versorgungslage in Deutschland“, warnte eine Sprecherin der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA). Man sei überzeugt, dass eine Lösung auf dem Verhandlungswege möglich sei.

Hafen Hamburg vor Streik der Hafenarbeiter: Kaum Chancen auf Einigung

Offiziell wollen sich weder der Zentralverband der deutschen Seehäfen (ZDS) noch die Gewerkschaft Ver.di als Verhandlungsführer äußern, doch nach bisher sechs gescheiterten Verhandlungsrunden sehen sie kaum Chancen auf eine Einigung. Eigentlich hatte Ver.di den ZDS noch einmal zum Gespräch bitten wollen, doch die Streikbereitschaft ist hoch. Das hatten Sondierungen in den Betrieben ergeben.

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Der ZDS hat der Gewerkschaft zuvor mit Zuschlägen und Einmalzahlungen wie berichtet ein Plus von 12,5 Prozent bei einer Laufzeit von 24 Monaten angeboten. Dieses gilt aber nur für die Beschäftigten in reinen Containerbetrieben. Für alle anderen sieht die Offerte nur ein Plus zwischen 5,5 Prozent und 9,6 Prozent vor.

Hafen Hamburg: Derzeit warten 22 Schiffe in der Deutschen Bucht

Die Arbeitnehmer wollen darauf nicht eingehen, weil derzeit nicht absehbar ist, wie sich die Inflation weiterentwickelt. Sie fordern deshalb ein Sonderkündigungsrecht für den Tarifvertrag nach einem Jahr. Die Arbeitgeber wollen sich darauf nicht einlassen. Sie hatten sich für heute eigentlich auf ein Treffen eingestellt.

Dem Schiffsradar zufolge warten derzeit 22 Schiffe in der Deutschen Bucht darauf, in den Häfen abgefertigt zu werden. Davon haben zehn Hamburg zum Ziel. Damit ist der Schiffsstau in der Nordsee in den vergangenen Tagen etwas abgebaut worden. Treten die Hafenarbeiter in den Ausstand, wächst er wieder an.