Hamburg. Bereits fünf Geldinstitute verlangen bundesweit ab dem ersten Euro Strafgeld. Auch immer mehr Direktbanken nehmen nun Verwahrentgelte.

Nachdem die Sparda-Bank Hamburg zeitnah die Einführung von Negativzinsen angekündigt hat, denkt auch die Hamburger Volksbank über einen solchen Schritt nach. „Wir sind in konkreten Überlegungen zum Thema Negativzinsen“, sagt Rita Herbers, Vorständin der Hamburger Volksbank. „Jeder Sparer sollte sich fragen, wie er bei dem anhaltend niedrigen Zinsniveau auf ertragreichere Anlageformen umsteigen kann, anstatt sein Vermögen ruhen zu lassen, damit es sich ohne Verzinsung durch die Inflation vermindert.“

Das ist eine klare Aufforderung an die Kunden, ihre Einlagen anders anzulegen. Dazu verweist Herbers auf Fonds- und Wertpapierlösungen. Ob die Bank jetzt schon in Einzelfällen Negativzinsen erhebt ist nicht klar.

Bei der Sparda-Bank geht es um Beträge ab 50.000 Euro

„Wir haben keine Standardkonditionen für Negativzinsen“, sagt eine Banksprecherin. Bestehende Tages- und Festgeldkonten werden mit null Prozent verzinst und Neuabschlüsse für diese Produkte sind nicht mehr möglich. Die Spareinlagen der Bank lagen im ersten Halbjahr bei knapp 300 Millionen Euro und sind gegenüber dem Vorjahreszeitraum nicht weiter gestiegen. Die Sparda-Bank hatte angekündigt, künftig für Beträge ab 50.000 Euro auf Giro- und Tagesgeldkonten Negativzinsen zu erheben. Die Einlagen der Kunden waren im ersten Halbjahr 2020 noch einmal um rund 134 Millionen Euro gestiegen. Auch die Sparda-Bank bietet keine Tages- und Festgeldkonten mehr an.

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Bei der Hamburger Sparkasse (Haspa) werden Strafzinsen ab einem Betrag von 500.000 Euro auf Festgeld- und Girokonten fällig. Der Zinssatz liegt bei minus 0,5 Prozent. Die weitere Entwicklung sei von der Zinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) abhängig, sagt eine Haspa-Sprecherin. „Wir stemmen uns weiterhin gegen die Weitergabe der Negativzinsen der EZB im breiten Privatkundengeschäft.“

Die Banken müssen Strafgeld an die EZB zahlen

Seit September 2019 müssen Geldinstitute auf überschüssige Einlagen, die sie bei der Zentralbank parken, selbst 0,5 Prozent Strafzinsen zahlen. Erstmals eingeführt hatte die EZB die Strafzinsen im Juni 2014. Gegenwärtig verlangen 149 Banken Negativzinsen, wie aus einer Auswertung des Vergleichsportals Verivox hervorgeht. Dazu wurden die Preisverzeichnisse von 700 Banken ausgewertet. „Lange Zeit wurden ausschließlich sehr hohe Guthaben von 100.000 Euro und mehr mit Negativzinsen belastet“, sagt Oliver Maier, Geschäftsführer von Verivox Finanzvergleich. „Diese Bastion ist gefallen. 38 Institute räumen ihren Sparern deutlich weniger als 100.000 Euro Freibetrag ein, fünf verlangen ab dem ersten Euro Negativzinsen.“

Die Welle der Negativzinsen erfasst auch Direktbanken, die früher mit gut verzinsten Tagesgeldkonten gelockt hatten. Nachdem die ING die Neueröffnung von Tagesgeldkonten erschwert hatte, geht sie nun noch weiter. Bei seit Mittwoch neu eröffneten Giro-, Basis- und Tagesgeldkonten gibt es ab Februar 2021 ein Verwahrentgelt von 0,5 Prozent für Guthaben von mehr als 100.000 Euro. Für Bestandskunden ändert sich nichts. Comdirect berechnet 0,5 Prozent Strafzinsen ab 250.000 Euro Guthaben, N26 greift bei neu eröffneten Konten ab 50.000 Euro zu.