Berlin. Kryptowährung, Goldbonus und Super-Aktien? Betrüger erbeuten jedes Jahr Milliarden. Wann bei Sparern die Warnlampen angehen sollten.
Das Landgericht Darmstadt beschäftigt sich derzeit mit einem Haufen Gold. Allerdings Gold, das seine vermeintlichen Eigentümer nie zu Gesicht bekommen haben und das zu großen Teilen wohl gar nicht existiert.
Der mittlerweile zahlungsunfähige Goldhändler PIM Gold hat mutmaßlich Tausende Anleger um ihr Geld gebracht. Die Staatsanwaltschaft hat Klage erhoben, das Gericht prüft diese derzeit. Damit Kleinsparer ähnliche Schlamassel vermeiden können, stellt der Geld-Ratgeber Finanztip wichtige Warnsignale vor.
Übertriebene Renditeversprechen
Die wohl wichtigste Frage bei der Geldanlage ist: Wo soll der Gewinn eigentlich herkommen? Vor der Investitionsentscheidung sollten Anleger deshalb immer innehalten und überlegen, ob das Geschäftsmodell plausibel ist. Vorsicht ist geboten, wenn sich die angepeilte Rendite nicht mehr im üblichen Bereich für diese Anlageform bewegt. PIM Gold etwa hatte einen „Goldbonus“ von 6,2 Prozent auf den Kaufbetrag versprochen. Lesen Sie dazu: Gold als ertragreiche Geldanlage: Das müssen Sie beachten
Eine so sagenhafte Vermehrung hat seit König Midas allerdings niemand hinbekommen. Für Gold gibt es einen Weltmarktpreis, der durch Angebot und Nachfrage entsteht. Zinsen oder Dividenden bietet Gold dagegen nicht. Gäbe es wirklich ein Geschäftsmodell, das für Gold einen so hohen Renditezuwachs erzielen würde, hätten sich längst Millionen von Anlegern in aller Welt darauf gestürzt.
Ein anderes Beispiel: Die erfundene Kryptowährung Onecoin lockte zwischen 2015 und 2017 Zehntausende allein in Deutschland mit tollen Versprechen. Die Einsätze sollten angeblich innerhalb kurzer Zeit ihren Wert vervierfachen. Dahinter steckte aber ein Schneeballsystem, das die Auszahlungen mit dem Kapital neuer Anleger finanzierte. Schließlich schritt die Aufsichtsbehörde Bafin ein. Auch hier dürfte das Geld für die meisten Investoren verloren sein. Lesen Sie dazu: Libra und Co.: EU will strenge Regeln für Kryptowährungen
Geld anlegen: Unnötiger Zeitdruck
Verkäufer sind clever. Und wenn sie insgeheim wissen, dass ihr Finanzprodukt unseriös ist, umso mehr. Dann versuchen sie, Zeitdruck aufzubauen, damit man zugreift, ohne zu überlegen. Hopplahopp-Angebote halten aber oft nicht, was sie versprechen.
Entscheidungsfristen, für die es keinen nachvollziehbaren Grund wie eine Gesetzesänderung gibt, sollte man daher hinterfragen und sich über das Angebot sowie Alternativen informieren. Wenn es Informationen lediglich am Telefon gibt und man nichts in Ruhe nachlesen kann, spricht das gegen eine seriöse Anlage.
Eine absurde Variante des Zeitdrucks sind übrigens Fristen, die nur relativ und nicht zu einem konkreten Datum gesetzt sind – also etwa „entscheiden Sie sich innerhalb von zwei Wochen“. Wenn das auf Werbeprospekten steht, kann der Verfasser ja gar nicht wissen, wann das gelesen wird.
Keine seriöse Absicherung
Das Portal sparpiloten.ch wie auch die Kaiser Investment AG versprachen Festgeldzinsen von 2,75 Prozent pro Jahr. Auch hier sollte wieder das Warnsignal „Übertreibung“ blinken.
Denn ein schneller Blick auf aktuelle Tabellen für Zinsvergleiche, etwa in der Tageszeitung, bei Finanztip oder der Stiftung Warentest zeigt: Mehr als ein Prozent gibt es aktuell leider nicht für eine Festgeldanlage. Beide Anbieter hatten zudem keine Banklizenz und gehörten keiner gesetzlichen Einlagensicherung an. Lesen Sie mehr: Rentenfonds oder Festgeld? Das sind die Vor- und Nachteile
Für Finanztip gehört aber genau das zu den Grundvoraussetzungen für eine gute Tagesgeld- oder Festgeldanlage. Wer selbst den Check machen will, schaut auf der Homepage des Anbieters nach dem Namen der zuständigen Einlagensicherung. Und prüft dann, ob der Name in der Liste der Einlagensicherung auftaucht, etwa bei der Entschädigungseinrichtung deutscher Banken.
Unter einlagensicherung.de finden sich die deutschen privaten Banken wie die Commerzbank. Der französische Sicherungsfonds FGDR ist beispielsweise für die Bank des Autoherstellers Opel zuständig, der zum französischen PSA-Konzern gehört. Deutsche Sparkassen und Genossenschaftsbanken haben ihr eigenes Sicherungssystem. Auch interessant: Negativzinsen verschlingen Rücklagen der Agentur für Arbeit
Manchmal stellt sich beim Blick ins Kleingedruckte auch heraus: Das vermeintliche Festgeld-Angebot ist in Wahrheit ein verkapptes Investment in Immobilien, Rohstoffe oder andere Anlageklassen, die nichts mit einem normalen Bankkonto zu tun haben.
„Todsichere“ Aktientipps
Eins vorweg: Eine Geldanlage in Aktien ist nicht automatisch unseriös. Die Börse ist zunächst einmal ein Vehikel; ähnlich wie in einem Buch sinnvolle und unsinnige Texte stehen können, kann es dort bessere oder schlechtere Unternehmen geben, die um Anlegergeld buhlen. Es kommt auf den Einzelfall an.
Was allerdings stutzig machen sollte, sind heiße Empfehlungen für konkrete Aktien – insbesondere, wenn es sich um relativ unbekannte kleine Firmen handelt. Eine Glaskugel hat auch der selbstbewussteste Börsenguru nicht, aber er kassiert möglicherweise eine stolze Gebühr für seine Tipps.
Auf lange Sicht schneidet außerdem besser ab, wer nicht zu Aktien einzelner Unternehmen greift, sondern das Risiko mit breit aufgestellten Fonds verteilt, am besten auf einen weltweiten Aktienindex. Lesen Sie dazu: Nervöse Corona-Börse: Was Anleger jetzt beachten sollten
Zu hohe Beträge
Wer unbedingt mit seiner Geldanlage experimentieren und ungewöhnliche Wege gehen will – wovon Finanztip abrät – sollte dies zumindest nicht mit hohen Summen tun. Und: Egal wie viel Anleger investieren wollen, sie sollten skeptisch bleiben. Und prüfen, ob einer der beschriebenen Haken lauert.
Eine kurze Internetsuche zeigt auch, ob seriöse Medien über einen Anbieter berichtet haben. Wenn sich zu einem Unternehmen nur dessen Selbstdarstellung finden lässt, sollte man die Finger davon lassen.
• Dieser Beitrag erscheint in Kooperation mit finanztip.de. Der Geld-Ratgeber für Verbraucher ist Teil der Finanztip-Stiftung.