Hamburg. Shops für Bubble Waffles, Donuts und süße Drinks eröffnen während der Corona-Pandemie in Hamburg. Ein Trendforscher zu den Gründen.
Was soll es heute sein? Eine Softeis-Bubble-Waffel mit Puffreis, ein Triple Q Maracuja Drink mit Tapiokaperlen und Litschi Gelee oder ein Donut? Die Pandemie verlangt den Menschen einiges ab. Doch Schlemmen und sich mit süßen Leckereien belohnen, das funktionierte vor allem in den vergangenen Monaten prächtig. Die Folge: Immer mehr Shops für opulente Schleckereien eröffnen in Hamburg.
Gerade in Stadtteilen, wo bisher Poke Bowl Bars für die gesunde Ernährung dominieren und Kunden in Reisschalen stochern, in Eppendorf, Winterhude oder St. Georg, ziehen Bistros für Bubble Waffeln oder bunte Donuts die Kunden an, denen für ein paar süße Minuten die Kalorien egal sind. „Klamotten shoppen war jüngst nicht so cool“, sagt Trendbeobachter Mathias Haas mit Blick auf den Lockdown. „Dennoch wollen wir uns belohnen, denn Konsumverzicht fällt schwer“, begründet er den Trend, „und kaufen süße Produkte, die aussehen wie ein Christbaum“.
Franzbrötchen-Eis im Croissant in Hamburg
Tatsächlich sind der Kreativität der Schleckerbars, die als Anbieter von Lebensmitteln selbst im Lockdown öffnen durften, kaum Grenzen gesetzt. Bei Nice Cream in Dulsberg, das mitten in der Pandemie eröffnet hat, können sich die Kunden etwa Franzbrötchen-Eis im Croissant bestellen. „Und mein Hund mochte das Leberwursteis auch sehr“, schwärmt eine Kundin im Internet über die Bandbreite des Angebots.
„Am Anfang hatten wir ein Waffeleisen, jetzt schon vier“, sagt Inhaber Julian Scheibner über den Erfolg seines Cafés mit Bubble Waffeln, speziellen Teiglingen, die innen weich und außen knusprig sind. Zahlreiche Kunden stehen vor dem Shop im Wohngebiet an, um eine der Kreationen des studierten Ernährungswissenschaftlers zu ergattern. Die Bubble Waffel „Rainbow“ mit vier Kugeln Eis, Sahne und Toppings kostet hier gut 9 Euro, aber dafür reicht die Portion auch für die ganze Familie.
Bubble Waffeln in ganz Hamburg
Bubble Waffeln gibt es inzwischen in etlichen Eisläden oder bei eigens dafür geschaffenen Ketten. Sunnysu in Ottensen bietet etwa Frozen Yogurt in diversen Sorten und verrückten Farben in der Waffel an. Bei Fluffy Bite in der Gerhofstraße schlecken die Kunden an ihren Eisbergen, die sich ebenfalls in einer riesigen Waffeltasche auftürmen. Hier können die Zuckerfans süße Bubble Waffeln bestellen – und die Freunde von Herzhaftem sogar auch salzige Füllungen wählen, etwa Hotdog-Würstchen, saure Gurken, Röstzwiebeln, Ketchup und Senf. Im schicken Concept Store Julietta in der Schanze bietet Prinzessin Eisbär wiederum Kreationen für Softeis-Freunde an. Für 6,90 Euro gibt es die süße Sünde mit Bubble Waffel, zwei Toppings, Soße und softem Eis.
Die neue Suli’s Waffle Factory an der Langen Reihe trägt die knubbelige Waffel sogar im orangefarbenen Logo und wirbt mit lustigen Sprüchen an der Wand: „Lieber einen an der Waffel haben als gar nichts gebacken bekommen.“
Donuts im Hamburger Schanzenviertel
Neben Bubble Waffeln, die ursprünglich aus Hongkong kommen, gehören opulente Donuts zu den Krisengewinnern: Die Kette Royal Donuts, die vor wenigen Monaten ihren ersten Hamburger Shop am Mühlenkamp eröffnete, bietet klebrige Donut-Kreationen mit Schokoriegeln als Topping an und ist auch in der Hansestadt schnell zum Renner avanciert. Inzwischen finden die Schleckermäuler Läden von Royal Donuts auch in Eppendorf, in Altona und im Schanzenviertel. Oft bilden sich Schlangen vor den Läden, Autos werden in zweiter Reihe geparkt, und häufig kommen die Kunden von weither, um zu den Pionieren in den Kultshops zu gehören.
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„Ich gönne mir etwas, poste es auf Instagram und bekomme dafür 8000 Likes“, beschreibt Trendexperte Haas die Motivation, die für viele Menschen gerade in Zeiten der Isolation während der Pandemie sehr wichtig sei. Für die Macher von Royal Donuts gehören die sozialen Medien so zwingend zum Konzept wie der Zucker in den Naschkram. Für die Donut-Fans, die direkt vor Ort ein Selfie schießen, hat Royal Donuts den Laden in bunten Farben gestaltet – das knallige Interieur bietet eine spektakuläre Kulisse für die Selbstdarstellung der Kunden.
Kalorienbomben sind Verkaufsschlager
Diese beschleunigen mit ihren Beiträgen im Netz die Bekanntheit der Kette, eine Win-win-Situation. „Wir sind auf der Suche nach Standorten in etlichen Stadtteilen“, beschreibt Geschäftsführer Sandip Bussri die Pläne, die er mit seiner Frau Venus Chanana für das Unternehmen verfolgt. Besonders beliebt seien die größten Kalorienbomben, Teiglinge, gefüllt mit Karamell, überzogen mit Zuckerglasur, geschmückt mit Schokoriegeln, sagt der Unternehmer, der das Wachstum der Firma im Norden organisiert.
Nicht nur Royal Donuts, sondern auch Läden wie Candy World an der Mönckebergstraße mit knalligen Bonbons sind aktuell erfolgreich mit Süßkram. Im Laden geht es bunt zu: Zuckerkram aus der ganzen Welt, vieles aus den USA und Großbritannien, steht hier in den Regalen. So wie Pakete voller Cup Cakes mit lila Zuckerguss und Twinkies mit Sahnefüllung, die einen Kaloriennachschub wie ein gesamtes Mittagessen versprechen.
Comebuy lockt Hamburger mit Milch-Tees
Ebenfalls an einem renommierten Standort, am Neuen Wall, lockt erst seit einigen Monaten Comebuy die Freunde ungewöhnlicher Kost. Bei der aus Taiwan stammenden Kette dominiert allerdings Flüssiges, wie Milch-Tee mit Hantian-Perlen oder Drinks mit Basilikumsamen und Rosen-Sirup.
Etliche Kunden sitzen an warmen Tagen auf dem schicken Platz an Hamburgs nobler Einkaufsmeile und posieren mit den bunten Bechern, unter den Augen von Carl Friedrich Petersen, der hier als Denkmal an alte Zeiten erinnert. Der damalige Erste Bürgermeister von Hamburg ahnte Mitte des 19. Jahrhunderts wohl kaum, dass hier eines Tages so exotische Leckereien serviert werden – und sich die Leute dann auch noch damit fotografieren.