Hamburg. Abendblatt-Umfrage zeigt: Viele Firmen kontrollieren Beschäftigte bereits freiwillig, aber die Politik erhöht nun den Druck.
Am Dienstag herrschte in den Chefetagen vieler Hamburger Unternehmen Ratlosigkeit. Darf am Gründonnerstag in den Betrieben gearbeitet werden? Oder muss die Arbeit überall ruhen? Gibt es Ausnahmen? Im aktuellen Beschluss von Bundesregierung und Länderchefs heißt es dazu: Um die dritte Corona-Welle zu durchbrechen, sollen der Gründonnerstag und der darauf folgende Sonnabend „einmalig als Ruhetage“ definiert werden.
In der Landespressekonferenz am Dienstagmittag wurde Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) konkreter. Vor allem am Gründonnerstag wolle man „eine Wirkung wie an einem Feiertag“ erzielen. „Alles, was ruhen kann, soll ruhen“, so Tschentscher auf die Frage, welche Unternehmen an diesem Tag arbeiten dürfen.
Oster-Lockdown für Unternehmen? Konkrete Details fehlen
Allerdings verwies der Bürgermeister darauf, dass die konkreten Details und Formulierungen noch juristisch geprüft werden müssten. Dabei dürfte es dann auch darum gehen, ob der Gründonnerstag kurzfristig als Feiertag gewertet werden kann, für den Beschäftigte keinen Urlaub nehmen müssen.
Eine Abendblatt-Umfrage bei Hamburger Unternehmen zur Frage, ob am Donnerstag die Arbeit ruhen werde, führte denn auch in vielen Fällen zu wenig konkreten Ergebnissen. Bei Unternehmen wie Philips, Jungheinrich, Airbus, Beiersdorf und Tchibo hieß es am Dienstag unisono: Das entscheiden wir in den nächsten Tagen oder sobald die entsprechenden Rechtsverordnungen vorliegen.
Haspa bleibt geschlossen, Hapag-Lloyd bleibt im Regelbetrieb
„Für Gründonnerstag sind derzeit keine Einschränkungen des Betriebs geplant, da wir ohnehin eine Strategie des maximalen Homeoffice umsetzen“, sagte eine Sprecherin der Reederei Hapag-Lloyd. Beim mehrheitlich der Stadt Hamburg gehörenden Hafenkonzern HHLA werde am Gründonnerstag „auf den Terminals gearbeitet, für Bürobeschäftigte ist Ruhetag“, sagte Sprecher Hans-Jörg Heims.
Bei den Metallerzeugern Aurubis und Stahlwerk Hamburg – das steht fest – wird in den Fabrikhallen auch durchgearbeitet. Aus technischen Gründen. „Unsere Produktion in den Werken läuft rund um die Uhr, 365 Tage im Jahr – auch an Feiertagen wie Ostern. Wir betreiben Anlagen, die wir nicht einfach herunterfahren können“, sagte Aurubis-Sprecherin Daniela Kalmbach. Bei der Haspa bleiben dagegen am Gründonnerstag und Ostersonnabend alle Filialen geschlossen, kündigte Sprecherin Stefanie von Carlsburg an.
Kompletter Stillstand ab Gründonnerstag in Hamburg:
Wöchentliche Tests könnten Pflicht werden
Zudem wollen Bund und Länder mehr Tests von Beschäftigten in Unternehmen durchsetzen. Laut Beschluss sollen die Firmen „ihren in Präsenz Beschäftigten regelmäßige Testangebote machen“. Die Politik nennt einen, besser zwei Tests pro Woche für jeden Arbeitnehmer als Zielgröße.
Noch handelt es sich dabei um einen Aufruf, doch stellt die Politik klar, dass sie von den Wirtschaftsverbänden Anfang April einen „Umsetzungsbericht“ verlangt. Sollte dieser zu große Test-Lücken aufweisen, behält sich die Bundesregierung „regulatorischen Handlungsbedarf“ vor. Im Klartext: Wöchentliche Tests in den Firmen würden dann zur Pflicht.
Unterschiedliche Teststrategien bei Hamburger Unternehmen
Bisher gehen die Unternehmen bei Tests unterschiedliche Wege: So bietet der Flugzeugbauer Airbus Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Schnelltests und PCR-Tests an, wenn der Verdacht auf eine Infektion besteht. Der Konzern prüfe derzeit „die Möglichkeiten einer Ausweitung der Tests“, teilte er mit.
Beiersdorf will sein Testangebot ebenfalls ausweiten. Der Hafenterminal-Betreiber HHLA bietet Beschäftigten keine Tests an. Ob der mehrheitlich der Stadt Hamburg gehörende Konzern dies künftig tun wolle, werde Mittwoch entschieden, hieß es. Der Medizingerätehersteller Philips habe Testangebote für die Mitarbeitenden grundsätzlich beschlossen, erklärte ein Sprecher. Die letzten Beschlüsse über Selbst- und Schnelltests seien aber noch nicht gefallen.
Aurubis hat einen Corona-Testbus gechartert
Aurubis hingegen hat sein bestehendes Testangebot in dieser Woche bereits deutlich ausgeweitet. Seit Dienstag fährt an drei Tagen pro Woche ein vom Unternehmen gecharterter Corona-Testbus verschiedene Stationen auf dem ausgedehnten Werksgelände an. „Alle Mitarbeiter können sich dort freiwillig mindestens einmal pro Woche testen lassen, bei Bedarf auch zweimal pro Woche“, sagte die Unternehmenssprecherin. Ist der Antigen-Schnelltest positiv, folgt ein PCR-Test beim Werksarzt.
Auch der Gabelstaplerbauer Jungheinrich bietet Beschäftigten, die nicht im Homeoffice sind, Tests an. „Die Kolleginnen und Kollegen der Konzernzentrale in Wandsbek können sich zweimal in der Woche testen lassen“, sagte Sprecher Benedikt Nufer.
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Corona-Regeln: Haspa will kostenlose Selbststests anbieten
Andere Unternehmen bereiten regelmäßige Tests noch vor: „Wir hoffen, dass wir Ende nächster Woche genügend Schnelltests zur Eigenanwendung haben, um Mitarbeitern in Rösterei und Zentrale mindestens einmal in der Woche ein Angebot machen zu können“, sagt Tchibo-Sprecher Arnd Liedtke.
Die Haspa will „kurzfristig kostenlose Selbsttests“ anbieten. „Nach unserer Einschätzung wird das spätestens ab Anfang nächster Woche der Fall sein“, so die Sprecherin.