Hamburg. Das Edelmetall ist bei den Hamburgern beliebt, profitierte aber kaum von der Corona-Pandemie. Was Experten jetzt raten.
Das Auf und Ab der Preise beim Gold verspricht nicht gerade schnelle Gewinne, dennoch ist die Nachfrage bei Hamburgs Edelmetallhändlern gut. Wer auf sein Guthaben Strafzinsen bezahlen muss, der denkt auch eher über den Kauf von Goldbarren oder -münzen nach. Aber was müssen Anleger bei der Goldanlage beachten?
Lohnt der Einstieg noch? Welche Münzen und Barren werden am stärksten nachgefragt? Wo drohen Kostenfallen? Das Abendblatt sprach mit Experten und beantwortet im siebten Teil der Geldanlage-Serie die wichtigsten Fragen.
Hat der Goldpreis von der Corona-Pandemie profitiert?
Zu Beginn der Pandemie stieg der Preis einer Feinunze Gold (31,1 Gramm) im Frühjahr 2020 auf mehr als 1670 Euro, konnte dieses Niveau aber weder halten noch ausbauen. Basis dafür sind die Schlusskurse und nicht zeitweilige, kurze Tagesausschläge, die in der Pandemie fast 1750 Euro erreichten. Heute notiert eine Feinunze bei rund 1520 Euro als Börsenpreis. Ein-Unzen-Münzen wie Krügerrand oder Wiener Philharmoniker sind mit 1620 Euro deutlich teurer.
Ein 100-Gramm-Barren kostet 5170 Euro. Gründe sind Prägung und Vertrieb. Die Goldpreisentwicklung hält einem Vergleich mit dem Aktienmarkt nicht stand, der sich nach dem Einbruch zu Beginn der Pandemie fast verdoppelt hat, wenn man das am Deutschen Aktienindex (DAX) festmacht. Langfristig sieht die Entwicklung für Gold deutlich besser aus. Seit den Tiefstkursen von rund 1000 Euro je Feinunze im Jahr 2018 hat sich das Edelmetall deutlich erholt.
Wie sieht die Nachfrage aus?
„Die Edelmetallnachfrage ist noch immer konstant hoch, und 90 Prozent der Kunden sind bei uns auf der Käuferseite“, sagt Benjamin Summa, Sprecher des Edelmetallhändlers Pro Aurum. Wie viele andere Geschäfte auch, hatten die Edelmetall-Shops monatelang wegen der Corona-Pandemie geschlossen. „Die Kunden sind froh, endlich mal wieder eine Goldmünze in der Hand halten zu können“, sagt Summa. Aber viele hätten sich auch mit dem Online-Handel arrangiert.
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Etwas anders sieht es bei der Hamburger Sparkasse (Haspa) aus. „Die Nachfrage ist weiterhin sehr hoch, aber nicht zu vergleichen mit den Monaten März und April des vergangenen Jahres, als die Corona-Pandemie gerade ausgebrochen war“, sagt Stefan Rose, Leiter des Edelmetallhandels bei der Haspa. Denn während die Edelmetallhändler geschlossen hatten, konnte die Haspa als Geldinstitut geöffnet bleiben.
Nicht alle kaufen Münzen und Barren. Der für Anleger verwahrte Goldschatz der Deutschen Börse ist auf die Rekordmenge von 233 Tonnen gewachsen, allein im ersten Halbjahr kamen 16 Tonnen Gold hinzu. „Eine gestiegene Nachfrage sehen wir gleichermaßen bei institutionellen als auch privaten Investoren“, sagt Michael König, Geschäftsführer der Deutsche Börse Commodities GmbH, die Xetra-Gold herausgibt.
Was treibt die Käufer an?
„Der Kauf von Gold ist selten eine Spontanentscheidung. Die Käufer beschäftigen sich meist länger mit dieser Anlageentscheidung und häufig kommt dann ein aktueller Anlass hinzu, der den Kaufimpuls auslöst“, sagt Rose. Eine steigende Inflationsrate und die durch die Europäische Zentralbank (EZB) verursachten Negativzinsen bei den Banken seien aktuell die wichtigsten Gründe, die den Goldverkauf befördern.
„Unsere Kunden nehmen schon seit geraumer Zeit eine höhere Preisentwicklung wahr als die offiziell ausgewiesene“, ergänzt Summa. Sie wollen sich vor fortschreitender Geldentwertung bestmöglich schützen. Das Kieler Institut für Wirtschaftsforschung geht davon aus, dass die deutsche Inflation 2021 in der Spitze auf bis zu vier Prozent steigen kann.
Wie geht es weiter mit dem Goldpreis?
„Bei Edelmetallen haben wir den Aufwärtstrend verlassen und sind in eine Konsolidierungsphase zurückgefallen. Die überraschend starke Konjunktur weltweit hat das Interesse der Anleger an Gold reduziert zugunsten von Risikoanlagen wie Aktien oder Bitcoin“, sagt Martin Siegel, Edelmetallexperte der Stabilitas GmbH. Langfristig werden aber die Perspektiven besser beurteilt.
Die Commerzbank erwartet zum Jahresende einen Goldkurs von rund 2000 Dollar je Feinunze. Aktuell liegt er bei rund 1800 Dollar. Neben der ultralockeren Geldpolitik der Zentralbanken gilt als weiterer Grund die steigende Nachfrage nach Gold in China und Indien – sowie in der Türkei, die von einer massiven Währungsabwertung geplagt wird. Im vierten Quartal 2022 könnte der Goldpreis 2200 Dollar erreichen, so die Commerzbank.
Ist Gold ein Ersatz für Tages- und Festgeld?
Nein. 68 Prozent der Hamburger glauben nach einer Forsa-Umfrage zwar, dass Gold eine sichere Anlage ist. Aber Stefan Rose von der Haspa weiß: „Die Volatilität bei Gold ist extremer geworden, das hatten wir früher nicht. Aber das Edelmetall eignet sich ohnehin nicht für eine kurzfristige Anlage.“
Langfristig kann das Edelmetall aber überzeugen: Der Euro-Goldpreis ist seit 1970 jährlich um acht Prozent gestiegen, während die Inflationsrate in Deutschland bei durchschnittlich 2,7 Prozent pro Jahr lag. „Der Krügerrand ist immer noch die gefragteste Goldmünze“, sagt Rose. Bei Pro Aurum werden bei den Barren vor allem Größenordnungen zwischen einem Gramm und 250 Gramm nachgefragt.
Wo kaufe ich Gold, was ist zu beachten?
Das Edelmetall gibt es bei Banken und Edelmetallhändlern wie Pro Aurum oder Degussa, die beide Filialen in Hamburg unterhalten. Je kleiner die Stückelung von Münzen, desto größer sind die Unterschiede zwischen An- und Verkaufspreis und desto teurer kauft man Gold ein. So liegt der Unterschied zwischen An- und Verkaufspreis bei einer halben Unzen-Münze je nach Anbieter zwischen 8 und 15 Prozent, wie aus dem aktuellen Vergleich der Stiftung Warentest hervorgeht.
Wer nur ein Gramm Gold in Form eine Mini-Barrens erwerben will, wird mit Preisunterschieden zwischen zwölf und 38 Prozent konfrontiert. Bei einem 50-Gramm-Barren sinken diese Preisunterschiede auf zwei bis sechs Prozent. Als Geldanlage sind Barren eher als Münzen geeignet, denn Münzen sind durch die Prägung oft teurer als Goldbarren mit dem gleichen Gewicht. Es lohnt sich ein Preisvergleich bei den verschiedenen Anbietern.
Wo verwahre ich das Gold?
Für das Aufbewahren von Goldmünzen oder Goldbarren sollte nach den Empfehlungen der Stiftung Warentest ein Wandtresor oder ein Bankschließfach genutzt werden. Wird das Edelmetall zu Hause aufbewahrt, sollte überprüft werden, wie der Schutz über die Hausratversicherung geregelt ist. Münzen fallen bei den Versicherungen unter den Oberbegriff Wertsachen. In den meisten Tarifen werden Wertsachen nur zu 20 Prozent der Versicherungssumme abgesichert.
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Was kosten Schließfächer in Hamburg?
Die kleinsten Schließfächer bei den Geldinstituten in Hamburg kosten nach einer früheren Umfrage des Abendblatts pro Jahr zwischen 45 Euro bei der Sparda Bank Hamburg und rund 100 Euro bei der Commerzbank. Zu den Nutzungskosten können noch zusätzliche Versicherungskosten kommen, denn die im Preis enthaltene Versicherungssumme fällt je nach Anbieter sehr unterschiedlich aus.
Fast alle Filialbanken in der Hansestadt, bis auf Postbank und Targobank, bieten Schließfächer an. Daneben gibt es noch bankenunabhängige Anbieter wie Hameko oder Goldkontor, die zwar teurer als die Banken sind, dafür aber mit höheren Sicherheitsstandards werben. Schließanlagen von Banken wurden auch schon ausgeraubt.
Alternativen zu Barren und Münzen
- Es gibt Inhaberschuldverschreibungen, die einen Anteil an einem Goldschatz verbriefen. Im gleichen Umfang wie die Anleger das Edelmetall kaufen, wird Gold in zentralen Tresoren in Form von Großbarren eingelagert.
- Auf Wunsch wird das Gold auch an den Kunden ausgeliefert, was aber mit Kosten verbunden ist. Zu diesen verbrieften und mit Gold hinterlegten Wertpapieren gehören das Xetra-Gold der Deutschen Börse und Euwax-Gold der Börse Stuttgart. Bei beiden Papieren entspricht ein Anteil einem Gramm Gold. Der Preis wird in Euro notiert.
- Die Preisspanne zwischen An- und Verkauf dieser Papiere ist deutlich geringer als beim Erwerb der Edelmetalle in physischer Form. Wie bei physischer Ware gilt: Ein möglicher Gewinn beim Verkauf nach einem Jahr Haltedauer ist steuerfrei, unterliegt also nicht der Abgeltungsteuer für Wertpapiere.