Hamburg. Viele schrecken davor zurück, an der Börse zu investieren. Doch mit einem Indexfonds (ETF) ist das einfach und kostengünstig möglich.

Corona hat den Spareifer noch befeuert. Zwangsweise. Keine Reisen, keine Partys, keine Restaurant- oder Theaterbesuche – das hat die Kontostände vieler Hamburger steigen lassen. Jeder fünfte Hamburger gibt jetzt an, mehr Geld zurückzulegen als vor der Pandemie, wie eine Umfrage der Haspa ergab. Ein Trend, der für das ganze Land gilt.

 „Die hohe durch Corona bedingte Ersparnis blieb häufig einfach auf dem Girokonto stehen und trug dazu bei, dass inzwischen 28,5 Prozent des privaten Geldvermögens in Deutschland nicht angelegt, sondern in Form von Sichteinlagen oder Bargeld zwischengeparkt werden“, sagt Michael Stappel von der DZ-Bank, dem Spitzeninstitut der Genossenschaftsbanken. Die Sparquote erreicht in diesem Jahr fast 14 Prozent, von 100 verfügbaren Euro werden 14 auf die hohe Kante gelegt.

An Aktien kommt man beim Sparen nicht vorbei

Doch wie? Im ersten Teil der Geldanlage-Serie wurde deutlich: Mit sicheren Zinsanlagen, die für kurzfristige Sparziele unerlässlich ist, lässt sich nicht einmal die Inflationsrate schlagen. „Wer möchte, dass sich sein Geld nachhaltig vermehrt, kommt deshalb derzeit an Anlageformen wie Aktien nicht vorbei“, sagt Dilek Knüpfer, Leiterin der Haspa-Filiale in Seevetal.

Doch wie? Im ersten Teil der Geldanlage-Serie wurde deutlich: Mit sicheren Zinsanlagen, die für kurzfristige Sparziele unerlässlich ist, lässt sich nicht einmal die Inflationsrate schlagen. „Wer möchte, dass sich sein Geld nachhaltig vermehrt, kommt deshalb derzeit an Anlageformen wie Aktien nicht vorbei“, sagt Dilek Knüpfer, Leiterin der Haspa-Filiale in Seevetal.

Wem die Einzelanlage in Aktien zu kompliziert ist, für den gibt es inzwischen Wertpapiere, die hunderte Aktien in einem einzigen Fonds bündeln, sogenannte „Exchange Traded Fund (ETF)“, was auf Deutsch „börsengehandelter Fonds“ heißt. Meistens bildet ein ETF oder ein Indexfonds einen Börsenindex ab, wie den Deutschen Aktienindex (DAX) oder den MSCI World, ein weltweites Börsenbarometer.

Was sind die Vorteile dieser Fonds? Welche Renditen sind realistisch? Welche Risiken bestehen? Wo bekomme ich die Produkte? Darum geht es im dritten Teil der Geldanlage-Serie.

Was sind die Vorteile von ETF?
Schon mit vergleichsweise kleinen Beträgen können Anleger in einen großen Korb von Aktien investieren. Wer nur 50 oder 100 Euro im Monat anlegen möchte, kann nur so sein Kapital breit streuen. „ETF ermöglichen einen kostengünstigen und schnellen Einstieg in den Aktienmarkt“, sagt Alberto del Pozo, Geschäftsführer von MyPension, einem Unternehmen, das digitale Lösungen für die Altersvorsorge auf Basis von ETF anbietet.

Zudem kosten sie oft nur einen Bruchteil der Gebühren, die aktiv gemanagte Fonds verlangen, denn sie benötigen keinen Fondsmanager. Die Produkte sind sehr transparent: Sie steigen und fallen so wie der Index, den sie abbilden. „Falls Anleger ihre Raten einmal nicht bedienen können oder plötzlich mehr Geld zur Verfügung haben, können sie die Zahlungen aussetzen oder erhöhen“, sagt Sara Zinnecker vom Verbraucherportal „Finanztip“ zur Flexibilität solcher ETF. Da die Anteile an der Börse gehandelt werden, können sie auch jederzeit wieder zu Geld gemacht werden.

Und welche Risiken gibt es?
„Vom Tagesgeld zum ETF, egal ob als Sparplan oder einmalige Anlage, ist natürlich ein großer Schritt“, sagt del Pozo. Anleger müssten schon realisieren, dass damit höhere Risiken verbunden sind. Denn die ETF sind den Kursschwankungen an der Börse ausgesetzt. In den vergangenen fünf Jahren verzeichneten ETF auf den Börsenindex MSCI World einen maximalen Verlust von 20 Prozent. „Außerdem sollte man noch darauf achten, dass der ETF die Aktien auch tatsächlich erwirbt und den Index nicht über Finanzderivate nachbildet“, rät del Pozo. Ob das so ist, erfährt man aus dem Produktinformationsblatt.

Welche Produkte sind auch für den Anfänger geeignet?
Die Bezeichnungen der Produkte sind nicht gerade eingängig. Meist setzen sie sich aus dem Namen der Fondsgesellschaft und dem abzubildenden Börsenindex zusammen (siehe Grafik). Aber das sollte niemanden abschrecken. Der MSCI World enthält die Aktien von mehr als 1600 Einzelunternehmen aus 23 Industrieländern. Gut 60 Prozent der Firmen stammen aus den USA.

Es handelt sich vor allem um große Konzerne wie Apple, Microsoft oder Nestlé. Wer 100 Euro in ein solches ETF investiert, der beteiligt sich beispielsweise mit vier Euro an Apple und mit 60 Cent an Nestlé, wie die Stiftung Warentest vorrechnet. Doch es geht noch mehr auf einen Schlag: „Ich rate zum MSCI All Country World (ACWI), der noch einmal deutlich diversifizierter ist“, sagt del Pozo.

Dieser Index enthält 3000 Unternehmen aus 50 Industrie- und Schwellenländern, bildet die Weltwirtschaft also noch einmal umfassender ab. Wer sich an dem hohen Anteil von US-Unternehmen stört, der kann auf einen breit streuenden Europaindex wie den Stoxx Europe 600 setzen oder seine Anlage damit ergänzen. Der Aktienindex umfasst 600 Unternehmen aus 17 europäischen Ländern.

Gibt es ETF nur für Aktien?
Nein das Angebot ist riesig und umfasst auch ETF, die in Staats- und Unternehmensanleihen investieren. Aber auf Grund der geringen Zinsen oder gar einer Negativrendite wie bei Bundesanleihen ist die Rendite dieser Fonds gering. Allerdings können sie einen Beitrag zur Stabilisierung des Depots leisten, denn nicht das gesamte Geld sollte in Aktien investiert werden. Als Alternative kann aber auch noch ein einigermaßen ordentlich verzinstes Festgeld mit einem Anlagezeitraum von zwei bis drei Jahren genutzt werden.

Wo bekomme ich die ETF?
Bequem ist es, wenn man sie bei seiner Hausbank erwerben kann – doch manche Banken machen ihren Kunden bislang kein solches Angebot. Fündig werden Filialbankkunden bei der Haspa, Commerzbank, Deutscher Bank, Hypovereinsbank, Postbank und Targobank, wie eine Umfrage des Abendblatts ergeben hat.

Es lohnt sich also, gezielt beim Bankberater nach ETF-Produkten zu fragen, denn ob er sie von sich aus anbietet, ist wegen des Provisionsinteresses nicht sicher. Daneben bieten die Direktbanken ein sehr umfangreiches Angebot an ETF-Sparplänen. Egal ob Einmalanlage oder Sparplan, in jedem Fall wird ein Depot benötigt.

Wie hoch sind die Kosten?
Die ING bietet alle ihre rund 800 ETF ohne Ausführungskosten an. Bei den meisten anderen Direktbanken ist immer nur eine gewisse Anzahl an Fonds ohne Orderkosten erhältlich. Fonds, die zunächst kostenlos waren, können nach einer gewissen Zeit diesen Vorteil verlieren. Wer monatlich 200 Euro spart, muss im Schnitt mit jährlichen Kosten von 1,5 Prozent rechnen. Von 2400 Euro gehen also im Jahr 36 Euro an Kosten weg. Bei der Einmalanlage von ETF sind die Kosten mit denen des Aktienkaufs vergleichbar.

Sparplan oder Einmalanlage?
Das hängt von den persönlichen Präferenzen und Möglichkeiten ab. Mit einem Sparplan lassen sich die Kursschwankungen sehr gut ausgleichen. Wer einen größeren Betrag investieren will, kann auch den auf mehrere Tranchen aufteilen, die dann monatlich oder quartalsweise investiert werden. „Wir raten, nur Geld in einen solchen Sparplan anzulegen, das in den nächsten zehn, besser 15 Jahren nicht benötigt wird“, sagt Expertin Zinnecker.

Welche Renditen sind zu erwarten?
Nach Angaben von Stiftung Warentest erzielten die besten ETF, die auf dem MSCI World basieren, in den vergangenen fünf Jahren eine Rendite von jährlich rund zwölf Prozent. Die Unterschiede zwischen den einzelnen Fonds sind dabei marginal. Die besten aktiv gemanagten Fonds mit vergleichbarem Anlageuniversum erreichen zwar jährliche Renditen zwischen 16 und 24 Prozent. Aber ob der Anleger aus Tausenden von Fonds diese Besten gewählt hätte, ist nicht sicher. Doch auch wenn es jetzt schon seit Jahren an der Börse gut läuft: In der Vergangenheit betrugen die schlimmsten Einbrüche auf dem Weltaktienmarkt bis zu 60 Prozent. Auf längere Sicht wurden solche herben Verluste aber immer wieder aufgeholt.

ETF – oft besser als teure Investmentsfonds

  • Der Indexfonds wurde in den USA erfunden. Der 2019 verstorbene John Bogle gründete 1974 die Fondsgesellschaft Vanguard, mit der er die Investmentbranche von Grund auf verändern wollte. Mitte der 1970er Jahre wurde von ihm der erste Indexfonds aufgelegt, der den US-Index S&P 500 nachbildete.
  • In neun von elf Kategorien der in Euro aufgelegten Aktienfonds haben mehr als 80 Prozent der Fonds während der betrachteten zehn Jahre eine schlechtere Wertentwicklung erzielt als ihr Vergleichsindex, ermittelte der Research- und Indexanbieter S&P Dow Jones Indices, der bereits seit 2002 regelmäßig die Wertentwicklungen aktiver Publikumsfonds mit denen passender Marktindizes vergleicht.