Hamburg. Hamburger Lebensmittelhändler steigert 2021 Umsatz erneut. Was Vorstandschef Mosa zur Entwicklung der Verkaufspreise sagt.
Wachstum trotz Corona ist für Lebensmittelhändler fast schon Routine. Im ersten Jahr der Pandemie steigerte der Edeka-Verbund den Umsatz um satte 9,5 Prozent im Vergleich zu 2019 auf 61 Milliarden Euro. Am Donnerstag sprach die Edeka-Zentrale mit Sitz in Hamburg vom „Ausnahmejahr 2020“ – und legte mit dem Geschäftsbericht für 2021 einen obendrauf. 62,7 Milliarden Euro setzte der Verbund im Vorjahr um – plus 2,9 Prozent.
Ein starkes Plus schafften erneut die selbstständigen Kaufleute. Sie betreiben einen Großteil der Märkte in Eigenregie, erzielten mit 34,7 Milliarden Euro mehr als die Hälfte des Umsatzes und steigerten diesen um 4,7 Prozent. „Inhabergeführte Super- und Verbrauchermärkte bestechen durch ihre Vielfalt und ihre Nähe zu Kundinnen und Kunden“, wird Markus Mosa, Vorstandsvorsitzender der Edeka-Zentrale, im Geschäftsbericht zitiert.
Einzelhandel Hamburg: 2021 eröffnete Edeka 272 neue Standorte
Auf eine Gesprächsrunde mit Journalisten zu den Zahlen hatte Deutschlands größter Lebensmittelhändler verzichtet. Der Unternehmergeist der Kaufleute und das Schaffen von Einkaufserlebnissen seien weitere Vorteile im intensiv geführten Wettbewerb, so Mosa. Die Tochter Netto Marken-Discount steigerte den Umsatz um 0,9 Prozent auf 14,7 Milliarden Euro. Der Edeka-Verbund habe Marktanteile gewonnen.
Dazu trug neben der Modernisierung bestehender Filialen die Eröffnung von 272 neuen Standorten bei. Die Genossenschaft zählt nun 11.114 Märkte und 404.900 Beschäftigte zum Imperium.
Auch in Hamburg sind neue Läden geplant
Neben der organischen Expansion gab es gezielte Zukäufe. 16 einstige Real-SB-Warenhäuser sind bereits im Vertriebsnetz integriert. Kurz- und mittelfristig sollen rund 80 großflächige Märkte mit einem Umsatzvolumen von rund zwei Milliarden Euro hinzukommen. Insgesamt will das Unternehmen in diesem Jahr 2,8 Milliarden Euro investieren. Bundesweit sollen 2022 rund 180 Edeka-Märkte und etwa 120 Netto-Filialen eröffnen, so ein Unternehmenssprecher auf Anfrage. Auch in Hamburg sind neue Läden geplant, aus Wettbewerbsgründen wolle man die Zahl aber nicht beziffern.
Ebenfalls ausgebaut werden sollen die Fachmarktkonzepte. Dazu zählt die Kooperation mit der Hamburger Drogeriekette Budni mit bundesweit 193 Filialen, zehn davon werden unter Edeka-Regie betrieben. Für das laufende Jahr seien in der gesamten Kette „Neueröffnungen in zweistelliger Zahl geplant, vor allem in Berlin“, so der Edeka-Sprecher.
Edeka will vermeidbare Preiserhöhungen abwenden
Das Geschäft werde derzeit von dem Ukraine-Krieg und der steigenden Inflation überschattet. „Steigende Verbraucherpreise dürfen aber nicht als Alibi der Industriekonzerne dienen, um ihre Renditen mit überhöhten Preisforderungen zu maximieren“, sagte Mosa.
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Man werde durch konsequente Verhandlungen mit den Herstellern alle vermeidbaren Preiserhöhungen abwenden. Die Verkaufspreise sollten möglichst stabil gehalten werden – auch zu Lasten der eigenen Marge. „Wir Händler sind Anwalt der Verbraucher“, sagte Mosa: „Lebensmittel dürfen nicht zum Luxusgut werden!“
Einzelhandel Hamburg: Valet glaubt nicht an hehre Absichten
Diese Aussage stößt bei dem Hamburger Verbraucherschützer Armin Valet auf Zustimmung – allerdings fehlt ihm der Glaube an die hehren Absichten. „In der Vergangenheit haben sowohl Hersteller als auch Händler von Preiserhöhungen profitiert“, so Valet. Letztlich liege es in der Hand von Edeka, ob man Preiserhöhungen durchwinke oder nicht. Grundsätzlich bleibe bei Händlern ein beträchtlicher Teil der Marge hängen.
Das zeigt der Blick in die Edeka-Bilanz. Der Konzernjahresüberschuss der Edeka-Zentrale, in dem die Gewinne der Kaufleute und der Regionalgenossenschaften nicht enthalten sind, stieg um 16 Prozent auf 350,9 Millionen Euro.