Hamburg. Der WirMarkt setzt auf nachhaltige Produkte. In Altona startet nun eine Testfiliale auf Zeit. Doch das soll nur der Anfang sein.
- Innovatives Konzept: WirMarkt soll genossenschaftlich organisierter Supermarkt werden
- Mini-Supermarkt eröffnet im Neuen Amt Altona
- Der WirMarkt soll ein Gegenmodell zu Supermärkten, Discountern und Lieferdiensten sein, die den Markt dominieren
Obst und Gemüse, Brot und Eier, Kaffee und Honig – den ganzen Tag haben Barbara Knoben und Fabian Gebert zusammen mit einem kleinen Team Lebensmittel auf Tischen aufgebaut, in Regale und Kisten geräumt und Plakate aufgehängt. Alles soll einladend aussehen, wenn am Donnerstag ihr Mini-Supermarkt auf Zeit im Neuen Amt Altona eröffnet. Kein normaler Supermarkt, sondern der Prototyp für ein neues Einkaufskonzept.
Der WirMarkt soll ein genossenschaftlich organisierter Supermarkt werden, bei dem die Kunden zugleich Eigentümer sind und so über Sortiment und Preise mitbestimmen können. Noch ist es ein Plan. Wie der Supermarkt zum Mitmachen funktionieren kann, wollen die Initiatoren auf der Verkaufsfläche in der Neuen Großen Bergstraße bis zum Wochenende zeigen – und dabei möglichst viele neue Mitglieder für ihre Genossenschaft gewinnen.
Supermarkt: Hamburger können Miteigentümer werden
Das Konzept ist quasi das Gegenmodell zu Supermärkten, Discountern und Lieferdiensten, die den Markt dominieren. „Es geht uns um einen sozial gerechten und krisenfesten Lebensmittelkonsum im Einklang mit der Natur“, erklärt Fabian Gebert. Der 36-Jährige steht zusammen mit Barbara Knoben hinter der Idee für den WirMarkt.
Inzwischen sind 20 ehrenamtliche Mitstreiter im Team. Die beiden Initiatoren – Gebert ist aus der IT-Branche, Knoben Unternehmensberaterin – kommen nicht aus der Branche und haben für ihr Projekt ihre festen Jobs aufgegeben. „Ich will selbst etwas gestalten und mich für eine andere Art des Wirtschaftens einsetzen“, sagt die 35-Jährige. Dafür spielen die Auswahl der Produkte vorzugsweise direkt von regionalen Bio-Erzeugern und eine transparente Preisgestaltung eine wichtige Rolle. „Die ersten Kontakte sind inzwischen geknüpft“, sagt Gebert, etwa zu einem Milchhof in Nord-Niedersachsen oder einer kleinen Kaffeerösterei aus Wilhelmsburg. Um ein Vollsortiment anbieten zu können, werden auch Waren über den Bio-Großhandel bezogen.
"Demokratischer Supermarkt" eröffnet in Hamburg-Altona
Nach mehr als einem Jahr Vorbereitung mit vielen Diskussionen und einem mehrfach überarbeiteten Konzept soll es jetzt losgehen mit dem „demokratischen Supermarkt“. Wer in der Genossenschaft mitmachen will, kann ab sofort Anteile in Höhe von mindestens 100 Euro erwerben. Es dürfe aber gerne auch mehr sein, heißt es. Zielmarke sind 100.000 Euro. Über eine Crowdfunding-Kampagne haben die Supermarkt-Rebellen bereits ein Drittel der Startsumme eingesammelt. Insgesamt rechnen sie für die Eröffnung des ersten Ladens mit einem Investitionsbudget von 300.000 Euro, das zu zwei Drittel über einen Bankkredit finanziert werden soll.
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Dabei steht und fällt das MitmachProjekt mit dem aktiven Engagement der Genossenschaftsmitglieder. „Es gibt zwei Möglichkeiten“, sagt Barbara Knoben. „Entweder man arbeitet drei Stunden im Laden mit oder man zahlt einen monatlichen Beitrag von 35 Euro.“ Dafür profitieren die Mitglieder von niedrigeren Preisen für die Lebensmittel. Im Schnitt sind für sie Brot, Butter, Milch & Co. um 20 Prozent günstiger als in anderen Bio-Märkten. Einkaufen können aber auch alle anderen – dann zu den marktüblichen Preisen.
Aktuell läuft die Suche nach einem langfristigen Standort für den ersten WirMarkt. Nachdem der Abschluss eines Mietvertrags im Januar kurzfristig gescheitert war, sind die Gründer vorsichtig geworden. „Wir haben im Bereich Ottensen/Bahrenfeld etwas in Aussicht und hoffen, dass es klappt“, sagt Fabian Gebert. Die Eröffnung könnte im Spätsommer oder Herbst sein. Weitere sollen folgen. In den Startlöchern stehen in Hamburg auch die Gründer eines SuperCoops nach dem Vorbild von New York, Paris und Berlin, der auf ebenfalls auf einem Mitgliedermodell basiert.