Hamburg. Mit einem Trick lässt sich aus dem Kaufanreiz für Elektroautos Gewinn im vierstelligen Bereich schlagen. Auch hier profitieren Händler.

Zwischen Deutschland und Dänemark läuft schon seit vielen Jahren ein reger Handel mit Neuwagen: Weil das nördliche Nachbarland von seinen Bürgern extrem hohe Steuern bei der Zulassung von Neufahrzeugen erhebt, gewähren die Hersteller beim Verkauf ihrer Autos dorthin hohe Rabatte auf die Werksabgabepreise. Das macht für Käufer hierzulande den Reimport eines Neuwagens aus Dänemark nach Deutschland attraktiv, denn hier muss der neue Besitzer dann nur die regulären 19 Prozent Mehrwertsteuer bezahlen – und kommt unter dem Strich günstiger weg, als hätte er ein für den deutschen Markt bestimmtes Fahrzeug beim örtlichen Händler erworben.

Doch in jüngster Zeit ist eine andere Form des Handels in die umgekehrte Richtung hinzugekommen: Gebrauchte Elektroautos, für die man beim Kauf den so genannten Umweltbonus von bis zu 9000 Euro kassiert hat, werden nach Ablauf von sechs Monaten Haltedauer nach Dänemark abgegeben.

Elektromobilität: Der Trick mit den gebrauchten E-Autos

Wer das tut, kann damit sogar einen Gewinn im vierstelligen Bereich einstreichen. Auch das liegt an den dänischen Steuergesetzen. Denn Fahrzeuge, die mehr als 6000 Kilometer auf dem Tacho haben, sind im nördlichen Nachbarland als Gebrauchtwagen von der Zulassungssteuer befreit, die als eine Art Luxussteuer gedacht ist. Diese gilt seit dem vergangenen Jahr auch für E-Autos.

Wie finanziell interessant dieses Geschäft ist, deutet ein vom Elektromobilitäts-Onlinemagazin „emobly“ ermittelter Vergleich an: Ein Tesla Model 3 kostet in Deutschland abzüglich der Förderprämie demnach 39.670 Euro, während man für das gleiche Neufahrzeug in Dänemark einschließlich der Zulassungssteuer nicht weniger als umgerechnet 56.890 Euro zahlen müsste. Kein Wunder also, dass sich auf den Seiten des dänischen Gebrauchtwagen-Portals Bilbasen.dk auffallend viele Elektroautos mit Baujahr 2021 finden.

Missbrauch der deutschen Umweltprämie?

Einer der professionellen Vermittler solcher Fahrzeuge hat seinen Sitz in Reinfeld zwischen Bad Oldesloe und Lübeck, gerade einmal rund 20 Kilometer von Hamburg entfernt. Ove Kröger hat zwar selbst einige US-Oldtimer und mehrere Teslas im Angebot. Er macht in den sozialen Netzwerken aber keinen Hehl daraus, dass der Betrieb ein zweites Standbein hat: „Und wieder acht Elek­troautos für unsere dänischen Nachbarn“, heißt es auf Krögers Facebook-Seite zu einem kurzen Video, das einen dänischen Autotransporter mit den Pkw darauf bei der Abfahrt zeigt. Und weiter: „Wer sein Elektroauto ab 2019 jeglicher Marke verkaufen möchte, findet auf unserer Webpage Teslakaufen ein Export-Formular.“ Konkret genannt werden die Fahrzeugtypen Tesla Model 3 und Volkswagen ID.3.

Auch auf den Seiten des Onlineportals „Tesla Fahrer und Freunde Forum“ werden derartige Geschäfte ausführlich diskutiert. Da geht es unter anderem darum, wie viele Autos man pro Jahr verkaufen darf, damit dies nicht als gewerbliches Handeln eingestuft wird. Allerdings finden sich auch kritische Stimmen, die von einem Missbrauch der deutschen E-Auto-Kaufprämie sprechen.

E-Autos: Zwölf Monate Mindesthaltedauer

Ove Kröger hat offensichtlich keine solchen Bedenken. „Die Luft in Europa wird sauberer“, schreibt er dazu auf seiner Facebook-Seite. Eine Abendblatt-Anfrage lässt er unbeantwortet. Doch in einem NDR-Beitrag erklärt er, was er darüber denkt: „Wer ein Elektroauto kauft, verkauft seinen Verbrenner. Ob er das hier macht oder in Dänemark, in Polen oder in den Niederlanden, ist egal. Jedes Elektroauto, das auf den Markt kommt, ist gut.“

Nach Angaben des Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) ist seit 2016 für mehr als eine Million Elektro- und Hybridfahrzeuge eine Förderung beantragt worden. Allein im vorigen Jahr flossen 3,1 Milliarden Euro, 2020 waren es 650 Millionen Euro. Die Einführung der sogenannten Innovationsprämie im Juni 2020, mit der der Bundesanteil am Umweltbonus von maximal 3000 Euro auf maximal 6000 Euro verdoppelt wurde – weitere 3000 Euro steuert der Hersteller bei –, steigerte die Nachfrage an dem Förderprogramm deutlich.

Auf Abendblatt-Anfrage teilt eine Sprecherin von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) mit, derzeit arbeite man an einer Anpassung des „Förderdesigns“ ab 2023 und dabei nehme man auch die Mindesthaltedauer in den Blick. Denn: „Es ist nicht Sinn der Förderung, Geschäftsmodelle zu unterstützen beziehungsweise erst zu ermöglichen, bei denen geförderte Autos planmäßig kurz nach Ablauf der Mindest­haltedauer weiterverkauft werden, um einen Gewinn zu erzielen.“ Geplant sei, die Mindesthaltedauer auf zwölf Monate zu verdoppeln, erklärt die Sprecherin: „Wer sein gefördertes E-Auto bereits nach weniger als einem Jahr verkaufen wollte, müsste dann die Förderung zurückzahlen.“

Steuerzahlerbund: Zuschuss nach vier Jahren

Doch nach Auffassung von Petra Ackmann, der Vorsitzenden des Bundes der Steuerzahler in Hamburg, geht diese geplante Änderung nicht weit genug. „Wir als Hamburger Landesverband unterstützen die Förderung von E-Mobilität ausdrücklich“, sagt Ackmann, „allerdings steht für uns außer Frage, dass es dabei nicht zu einer Bereicherung auf Kosten der Steuerzahlerinnen und Steuerzahler kommen darf.“

Petra Ackmann ist Vorsitzende des Bundes der Steuerzahler Hamburg. 
Petra Ackmann ist Vorsitzende des Bundes der Steuerzahler Hamburg.  © Bund der Steuerzahler Hamburg

Die angedachte Fristverlängerung von sechs Monaten auf ein volles Jahr sei „nicht angemessen“, findet Ackmann: „Wer den Zuschuss von bis zu 9000 Euro behalten möchte, sollte das Fahrzeug künftig mindestens vier Jahre in seinem Besitz haben.“