Hamburg. Arabische Fluglinie hält an dem Riesen-Airbus fest und stattet fabrikneue Jets mit neuer Premium-Economy-Klasse aus.

Als Volker Greiner das kleine Separee im Oberdeck des A380 betritt, ist er überrascht. Direkt hinter der Tür befindet sich das für viele Menschen wohl faszinierendste Detail des größten Passagierflugzeugs der Welt: die Dusche. Irgendwie sehe die größer aus, sagt Greiner, der als Nordeuropa- und Deutschland-Chef von Emirates viele A380 gesehen hat.

Nein, sagt sein Kollege Amin Hassanali Javer, der schon 67 Riesenjets für die arabische Fluglinie bei Airbus kontrolliert und abgenommen hat. Das mache das neue Design. Alles sei heller geworden. Dadurch wirke es größer, sagt der Emirates-Mitarbeiter. Der Ghaf – der Nationalbaum der Vereinigten Arabischen Emirate und eine immergrüne Pflanze – ziert in einem Gold-Bronze-Ton die weiße Wand.

Emirates erhält noch drei A380 – dann ist Schluss

Der Flieger auf dem Werksflughafen von Airbus ist einer der letzten seiner Art. Mangels neuer Aufträge stellt der europäische Flugzeugbauer die Produktion ein. Neben der Maschine erhält Emirates noch zwei weitere Riesenjets. Die letzte soll voraussichtlich im Mai des nächsten Jahres übergeben werden.

Insgesamt orderte die Fluglinie aus Dubai 123 Stück und ist damit der Hauptabnehmer der Maschinen – und bei den letzten Exemplaren fliegt ein neues Produkt an Bord mit: die Premium Economy Class.

Premium-Economy-Sitze sind fast 50 Zentimeter breit

Wer das Flugzeug durch die vordere Eingangstür betritt, steht auf dem Hauptdeck direkt in ihr. Die cremefarbenen Sessel bieten mit einer Breite von 19,5 Inch (fast 50 Zentimeter) mehr Platz als zuvor. Der Sitzabstand zum Vordermann wird mit 40 Inch angegeben.

Es gibt verstellbare Kopf-, Waden- und Fußstützen sowie einen 13,3-Zoll-Bildschirm für das Bordunterhaltungsprogramm. Die aufklappbaren Tische in den Armlehnen haben ebenso wie Rechtecke um die Fenster eine Holzanmutung.

Sechs A380 erhalten neue Premium-Economy-Klasse

Zwei Jahre lang tüftelte man mit dem Sitzhersteller Recaro am Konzept. Vor Kurzem wurde es gelauncht. 56 dieser Sitze sind an Bord. „Wir haben bisher vier A380 mit der Premium Economy ausgestattet, zwei weitere werden hinzukommen“, sagt Greiner. Der Ticketpreis für die neue Kategorie steht noch nicht fest, soll aber in Kürze festgelegt werden.

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Mit der Premium-Economy-Klasse springt Emirates auf eine Entwicklung auf, die andere Fluglinien schon vorweggenommen haben. Die Hoffnung: Passagiere sind bereit, für mehr Komfort auch mehr zu bezahlen als in der reinen Economy-Klasse. Das steigert den Erlös auf den Strecken. Was sich Emirates das neue Design kosten lässt, wird nicht mitgeteilt. Aber die Premium Economy sei sehr wichtig für die Fluglinie, heißt es.

Geschäftsmodell von Emirates ist auf den A380 zugeschnitten

Das liegt auch daran, dass Emirates sein Geschäftskonzept wie keine zweite Airline auf den größten Passagierjet der Welt zugeschnitten hat. „Der A380 ist immer noch unser Flaggschiff. Er ist ex­trem beliebt bei den Kunden. Wir haben Anfragen, bei denen die Kunden speziell nach dem A380 fragen“, sagt Greiner und lobt die Ingenieurskunst.

Andere Airlines sehen das anders. Der mit vier Triebwerken ausgestattete Flieger hat gegenüber neuen Modellen wie dem Großraumjet A350 und Boeings Dreamliner zu hohe Betriebskosten. Lufthansa und Air France streichen ihn beispielsweise aus ihren Flotten. Zu schwierig ist es, die bis zu 853 Passagiere fassenden Maschinen häufig auszulasten – auch wenn meist nur um die 500 Sitze an Bord eingebaut werden.

Dubai ist Umsteigeflughafen zwischen den Kontinenten

Emirates gelingt das häufiger als anderen durch ihr Hub-Konzept. Dubai fungiert als Umsteigeflughafen zwischen den Kontinenten. Dabei profitiere man von einer perfekten geografischen Lage, sagt Greiner: „Wir erreichen zwei Drittel der Weltbevölkerung mit dem Drehkreuz Dubai innerhalb von acht Stunden.“

Allerdings ergibt sich daraus in der Corona-Krise auch ein Problem. Der Flugverkehr zieht zwar in Deutschland, Europa und anderen nationalen Märkten wieder an. Aber: „Auf der Langstrecke ist die Nachfrage noch lange nicht da, wo sie vor Covid war. Aber es wird besser, auch die Sitzauslastung“, sagt Greiner.

Emirates will bis Mitte der 2030er-Jahre den Riesen-Airbus fliegen

Derzeit steht der Großteil der A380-Flotte zwar noch dauerhaft am Boden. Emi­rates hofft aber, Ende des Jahres wieder 70 Prozent der Sitzplatzkapazität aus der Vor-Corona-Zeit anbieten zu können. Im bestmöglichen Fall könnten im zweiten Halbjahr 2022 wieder alle Riesen-Airbusse eingesetzt werden. Auch langfristig setze man auf den Flieger: „Der A380 wird bis in die Mitte der 2030er-Jahre ein große Rolle bei uns spielen.“

In Fuhlsbüttel könnte er schon bald wieder im Linienflug auftauchen. Momentan fliegt Emirates viermal die Woche mit einer Boeing 777, ab 3. Juli sind fünf Flüge wöchentlich geplant. Dass der Riesen-Airbus wieder auf dem Helmut-Schmidt-Flughafen lande, sei ein mittel- bis langfristiges Ziel und hänge von der Nachfrage ab, sagt Greiner: „Aber ich bin optimistisch, dass der A380 noch in diesem Jahr wieder nach Hamburg fliegt.“